Am Lederhof in Ulm beschweren sich Anwohnerinnen und Anwohner über die Situation vor Ort (Foto: SWR, Timo Staudacher)

Anwohner und Geschäftsleute schreiben offenen Brief an Stadt Ulm

Brennpunkt Lederhof in Ulm: Beschwerden über Autoraser und Drogenhandel

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Timo Staudacher (Foto: SWR, SWR - Alexander Kluge)
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Sarah Umla (Foto: SWR)

Betrunkene, Autoposer, Drogenhandel - die Liste an Beschwerden über den Lederhof in Ulm ist lang. Anwohnerinnen und Anwohner sowie Geschäftsleute haben sich mit konkreten Forderungen an die Stadt gewandt.

Erst Ende April hatten die Betroffenen sich mit einem offenen Brief an die Stadt gewandt. Nach dem schweren Unfall, der durch ein illegales Autorennen provoziert wurde, sei es jetzt an der Zeit zu handeln. Ein 18-Jähriger war damals mit seinem Wagen in mehrere Schaufenster gekracht. "Der schwere Unfall hätte auch Toten fordern können", heißt es in dem offenen Brief. Mehr als 20 Anwohnerinnen und Anwohner haben ihn unterschrieben.

Markierungen auf dem Boden am lederhof in Ulm (Foto: SWR, Timo Staudacher)
Markierungen auf dem Boden zeigen noch deutlich, wo der Wagen eines 18-Jährigen nach einem illegalen Autorennen reingekracht war.

Unter ihnen ist Ralf Zwiebler. Er ist Fotojournalist und wohnt ein paar Stockwerke über einer Boutique am Lederhof. Die Unsicherheit und der Lärm gehen ihm mächtig auf die Nerven. Immer wieder drehen Autoposer mit lauter Musik ihre Runden in dem Stadtviertel.

"Es macht schlaflos. Ich habe einen Job mit sehr unregelmäßigen Arbeitszeiten. Ich bin manchmal echt froh, wenn ich mich abends um zehn hinlegen kann. Wenn dann aber erst um diese Zeit draußen das Chaos beginnt bis morgens um zwei, drei, manchmal vier Uhr früh, dann danach aber auch schon wieder die städtischen Kehrmaschinen kommen und vor sich hin quietschen, sind die Nächte oft kurz."

Betrunkene, Suchtkranke und Autoposer

Nicht nur die Poser nerven. An dem Fluss in der Nähe, der Blau, hängen oft Betrunkene herum, die Passantinnen und Passanten belästigen. Und auch Drogendealer sind dabei, die offen ihren Stoff verkaufen. Die Liste der Beschwerden der Anwohnerinnen und Anwohnern sowie Geschäftsleute ist lang. Auch Müll liege überall herum, darunter auch viele Spritzen. Immer wieder komme es offen zu Straftaten, auch die Polizei sei Dauergast, heißt es in dem offenen Brief.

Manchmal streiten sich die Menschen - ab und zu auch richtig heftig. Das schreckt Kundschaft bei Geschäftsleuten ab. Das beobachtet Claudio Nestola. Er betreibt eine Eisdiele direkt um die Ecke und hat schon viele Schlägereien beobachtet.

"Letztes Jahr musste ich einmal dazwischen gehen, sonst hätte der eine den anderen erwürgt. Jetzt muss ich auch vor Gericht."

Die Leute gehören zur Gesellschaft und haben ein hartes Schicksal, so der Eisdielenbesitzer. Dennoch müsse das nicht sein Schicksal oder das seiner Kinder sein. Laut Polizei kommt es jedoch am Lederhof-Areal kaum zu mehr Straftaten als anderswo in der Innenstadt.

Miriam C. gehört zu einer Gruppe Suchtkranker am Lederhof (Foto: SWR, Timo Staudacher)
Miriam C. gehört selbst zu einer Gruppe Suchtkranker, die sich am Lederhof aufhalten. Sie will einen anderen, neuen Platz, sagt sie.

Miriam C., die einer Gruppe Suchtkranker im Stadtviertel angehört, versteht, dass sich Menschen über die Situation vor Ort aufregen. "Ehrlich, wer will das. Wer will 20 Leute vor seiner Haustüre haben?", sagt sie. Ihre Gruppe wolle niemandem etwas Böses. Sie würden auch aus dem Lederhof-Areal weggehen, wenn es einen Platz für sie gäbe. "Einen Platz, wo wir uns hinsetzen könnten. Das wär für uns auch besser als hier den ganzen Tag zu stehen", meint Miriam C.

Treffen von Anwohnerinnen und Anwohner sowie Geschäftsleute am Lederhof (Foto: SWR, Timo Staudacher)

Anwohnerinnen und Anwohner sowie Geschäftsleute fordern daher die Stadt zum Handeln auf. In ihrem Brief haben sie einige Änderungswünsche geschrieben: Etwa soll die Zufahrt zum Lederhof reguliert werden - zum Beispiel durch eine Schranke oder versenkbare Poller. Auch die Durchfahrtsgeschwindigkeit müsse durch Bodenschwellen gedrosselt werden. Zudem fordern sie Kontrollen des Ordnungsamtes und die Installation eines Lärmmessgerätes im angrenzenden Tunnel. Wie man die Probleme lösen kann, ist noch offen. Das soll jetzt die Politik in Ulm klären. Einen ersten Vor-Ort-Termin gab es bereits.

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