"Smart Circular Bridge" ist fertig

Teures Vorzeigeprojekt: Ulmer "Ökobrücke" eröffnet

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Justus Madaus
Justus Madaus
Isabella Hafner
Isabella Hafner

Die Fußgängerbrücke aus Flachs, Harz und recyceltem PET in der Ulmer Innenstadt ist fertig. Die Kosten von 830.000 Euro hatten für Kritik gesorgt. Jetzt wurde die Brücke eingeweiht.

Die "Smart Circular Bridge" in Ulm ist am Freitag eröffnet worden. Die Brücke aus Flachs, recyceltem Bioharz und wiederverwertetem PET-Schaum soll Rohstoffe sparen und den CO2-Ausstoß reduzieren.

Mit der Brücke über die Blau will die Stadt Ulm nach eigenen Angaben ihrer Verantwortung für den Klimaschutz gerecht werden. Es ist eine von vier sogenannten Biokompositbrücken weltweit und die erste, über die von der Belastung her auch ein Auto fahren könnte. Die Kosten schlagen mit insgesamt 830.000 Euro zu Buche. Der Bund der Steuerzahler kritisiert "erhebliche Zusatzkosten".

Grünes Licht für die neue Brücke: Der Ulmer Baubürgermeister Tim von Winning gibt die neue, komplett recycelbare Brücke über die Blau im Fischerviertel frei.
Grünes Licht für die neue Brücke: Der Ulmer Baubürgermeister Tim von Winning gibt die komplett recycelbare Brücke über die Blau im Fischerviertel frei.

"Ökobrücke" mit Hindernissen

Die alte Brücke war marode und musste weg. Der Ulmer Gemeinderat hat 2023 die neuartige "Smart Circular Bridge" beschlossen, kalkuliert mit 330.000 Euro. Allerdings stellte sich heraus, dass der Unterbau, auf dem die Brücke stehen sollte, Schäden hatte. Weitere 180.000 Euro kamen dazu.

Eine niederländische Firma begann mit dem Bau, meldete aber Insolvenz an, bevor die Brücke fertig war. Das zog erneut unerwartete Kosten nach sich. Eine zweite Firma setzte das Projekt um, doch die Brücke hielt einem Belastungstest nicht stand. Sie musste noch einmal gebaut werden. Die Gesamtkosten am Ende: 830.000 Euro. Ein EU-Zuschuss von 150.000 Euro mildert die Kosten für die Stadt etwas ab.

Die neue "Smart Circular Bridge" 830.000 Euro teuer, aber sie passt nach Ansicht der Verantwortlichen mit ihrem Flechtwerk aus Flachsfasern gut zum "Eingang" des Fischerviertels, Ulms altem Handwerkerviertel. Der Boden der Brücke besteht lediglich aus Flachs, Harz und gepressten PET-Flaschen.
Die neue "Smart Circular Bridge" 830.000 Euro teuer, aber sie passt nach Ansicht der Verantwortlichen mit ihrem Flechtwerk aus Flachsfasern gut zum "Eingang" des Fischerviertels, Ulms altem Handwerkerviertel. Der Boden der Brücke besteht lediglich aus Flachs, Harz und gepressten PET-Flaschen.

Mit Blick auf die Gesamtkosten ist die Brücke am Ende eine halbe Million Euro teurer als veranschlagt. Laut Stadt wäre allerdings eine konventionelle Brücke mit Stahlträgern und Holzbelag nur um 28 Prozent günstiger gewesen.

Baubürgermeister ist stolz auf mutiges Projekt

Bei der Einweihung am Freitag zog der Ulmer Baubürgermeister Tim von Winning (parteilos) eine positive Bilanz: "Wir können stolz sein, dass Gemeinderat und Verwaltung den Mut hatten, bei so einem Projekt mitzumachen - bei allem, was auf diesem Weg an Hürden genommen werden musste."

Die Brücke ist mit fünf Tonnen um ein Vielfaches leichter als die vorherige mit 70 Tonnen. Außerdem lasse sie sich einfacher als Betonbrücken wieder zerlegen. Das Material Flachs sei nachhaltiger als klassischer Beton, denn der erzeugt in der Produktion viel Kohlendioxid.

"Das wirklich Spannende ist, dass wir uns da auf einen Weg gemacht haben, eine Art und Weise des Brückenbaus voranzubringen, mit einem neuen Material, das extrem CO2-reduziert ist. Das zeigt eine große Qualität für zukünftiges Bauen auf", so von Winning.

Die Brücke wird mit einem wissenschaftlichen Projekt begleitet und mit Sensoren überwacht. Sie sollen auswerten, wie ähnliche Brücken in Zukunft optimiert werden können.

Die Brücke gibt beim Betreten, Tanzen und Hüpfen Töne wider.
Mädchen tanzen auf der Brücke - und erzeugen damit klangvolle Töne. Denn die 42 Sensoren in der Brücke geben wider, an welchen Stellen die Brücke wie belastet wird.

Die "Smart Circular Bridge" als Musikinstrument

Bei der Eröffnung wurde auch das Klangkunst-Konzept der Brücke vorgestellt. Dieselben Sensoren, die Daten unter anderem über die Belastung der Brücke anzeigen, übermitteln auch Informationen an eine Klang-Software. Je nach Gewicht und dessen Verteilung auf der Brücke, ertönen unterschiedliche Klänge. Sie sind über Lautsprecher an der Brücke zu hören.

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