Auf dem Display eines Smartphones ist das 9-Euro-Ticket des VVS zu sehen. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Marijan Murat)

Mehr Fahrgäste im Öffentlicher Nahverkehr

9-Euro-Ticket: Wie gehts zwischen Ulm und Ostalb im Herbst weiter?

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Die Halbzeit für das 9-Euro-Ticket-Angebot ist um. Auch Verkehrsverbünde zwischen Ulm und Ostalb entwickeln Ideen für weitere Angebote. Nur so günstig wie bisher wird es wohl nicht mehr.

9-Euro-Ticket als "großer Feldversuch"

Ein Mal das Ticket kaufen, dann einen Monat damit bundesweit fahren - die Idee ist für viele Menschen reizvoll. Mit den Verkaufszahlen für das 9-Euro-Ticket sind auch die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm zufrieden: Es seien bis Mitte Juli - zur Halbzeit des aktuellen Angebots- mehr als 80.000 dieser Fahrtickets verkauft worden, sagt Ralf Gummersbach, Geschäftsführer der SWU Verkehr. Das seien etwa so viele wie im Bundesdurchschnitt.

Der Verkehrsexperte bezeichnet das Angebot als großen Feldversuch: Interessant sei unter anderem gewesen, zu beobachten, wie sich das Nutzungsverhalten im Öffentlichen Nahverkehr geändert habe. So habe vor allem der Freizeitverkehr zugenommen, beispielsweise an den Wochenenden. Die meisten Fahrgäste seien dabei mit dem Zug gefahren.

Das 9-Euro-Ticket sorgt auch am Pfingstmontag für teils übervolle Regionalzüge im Bahnhof Ulm. (Foto: SWR)
Das 9-Euro-Ticket sorgte unter anderem am Pfingstmontag für teils übervolle Regionalzüge im Bahnhof Ulm.

Der Preis von neun Euro für ein Monatsticket ist dabei aber nur ein Grund. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist laut Gummersbach, dass mit diesem Angebot auch der Zugang zum Öffentlichen Nahverkehr wesentlich leichter ist als mit klassischen Ticketlösungen, bei denen verschiedene Verkehrsverbünde oder Waben berücksichtigt werden müssen.

"Das hat über die Branche hinaus die Erkenntnis gebracht, einen einfach Zugang zu ermöglichen, also ohne dass ich mich intensiv mit Waben und mit verbundunterschiedlichen Strukturen auseinandersetzen muss."

ÖPNV-Jahresticket für die Jugend geplant

Auch in Zukunft müsse der Umstieg auf den Öffentlichen Nahverkehr erleichtert werden, sagt Gummersbach. Der Anspruch sei, die Fahrgastzahlen bis 2030 zu verdoppeln. Dann müsse allerdings auch in Infrastruktur und Angebot erheblich investiert werden. Bald soll es ein 365-Euro-Jugend-Ticket in Baden-Württemberg und Bayern geben, so der Geschäftsführer der SWU Verkehr. Die Nutzer seien letztlich "die Kunden der Zukunft".

SWU favorisieren 69-Euro-Lösung

Welche Angebote es künftig geben wird, müsse auf bundespolitischer Ebene entschieden werden. Es müsse aber mindestens ein landesweites Angebot geben, idealerweise sogar ein bundesweites, bekräftigt Gummersbach.

Die SWU Verkehr favorisiert, ebenso wie der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), ein Ticket für monatlich 69 Euro als Anschlusslösung. Es soll dann aber auch - falls das Angebot Realität wird - für den Nahverkehr bundesweit gelten. Zum Vergleich zieht Ralf Gummersbach von der SWU Verkehr Kosten für Pendler heran, die mit dem Auto unterwegs sind.

"Mit 69 Euro kriegen Sie noch nicht mal den Tank im Auto gefüllt. Als Pendler kommen Sie selten mit 69 Euro im Monat aus."

Die Mehreinnahmen aus einem teureren Ticket könnten die Unternehmen in das Angebot und in die Infrastruktur reinvestieren, erklärt Gummersbach.

Finanzielle Mittel der Verkehrsunternehmen begrenzt

Auch auf der Ostalb sind viele Menschen mit dem 9-Euro-Ticket vom Auto auf Bus oder Bahn umgestiegen, bestätigt Paul-Gerhard Maier, Geschäftsführer vom Verkehrsunternehmen Ostalbmobil. Das günstige Ticket sei beliebt, habe seine Wirkung gezeigt. Es decke jedoch nur einen geringen Teil der eigentlichen Kosten für den Nahverkehr, betont Maier. Allein die Kosten für Diesel für die Busflotten oder auch die Personalkosten seien enorm gestiegen.

Irgendjemand müsse für eine Anschlusslösung im September bezahlen, sagt Maier. Aktuell sei es der Steuerzahler mit 2,5 Milliarden Euro. Eine Verlängerung des jetzigen Modells würde laut Maier eine Milliarden Euro pro Monat kosten. Er will auch, dass - egal wie eine Anschlusslösung aussehen soll - die Fachverbände mit eingebunden werden und dass es nicht wieder ein Schnellschuss wird wie im März. Die Unternehmen würden zudem mehr Vorlaufzeit brauchen, um sich auf ein neues Modell einzustellen.

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