Jeden Samstagmorgen trifft sich der Neue Kammerchor Heidenheim. Für die Jugendlichen kostet der Hinweg um diese Zeit manchmal Überwindung, beobachtet Chorleiter Thomas Kammel.
"Ich hör' das immer wieder von den Eltern. Die sagen, ihre Kinder gehen am Samstag mit todmüden, fast geschlossenen Augen. Und kommen zurück und sind glücklich, zufrieden und erfüllt."
Das sehen auch die jungen Sängerinnen und Sänger so. Die 19-jährige Laura Jooß hat als Schülerin am Schiller-Gymnasium in Heidenheim begonnen. Auch als Studentin ist sie noch mit dabei im Neuen Kammerchor Heidenheim. Für sie ist das "einfach Glück".
"Beim Schlussapplaus, da fängt's dann an im Bauch zu kribbeln und man freut sich. Es berührt einen einfach".
Zwischen 14 und 20 Jahre alt sind die Sängerinnen und Sänger. Die Schüchternheit der Anfänger ist meist schnell überwunden – denn jeder hilft hier jedem, erzählt der 17-jährige Samuel Eisenmaier. Es ist das Gemeinschaftsgefühl, das ihm so viel bedeutet.
Neuer Kammerchor Heidenheim: Klangvoller Weg zum Erwachsenwerden
Der Neue Kammerchor liefert gewissermaßen den Soundtrack auf dem Weg zum Erwachsenwerden. Insgesamt 80 junge Leute lernen extrem viel Neues kennen: Von der Gregorianik bis hin zu zeitgenössischen Klängen. Das klappt so gut, dass sie inzwischen viele Preise auf Wettbewerben eingeheimst haben.
"Das hat dann natürlich motiviert. Das ist ein Selbstläufer wie eine Spirale aufwärts."
Es gehe indessen nicht um Wettbewerb, so Kammel weiter. Die Preise seien schlicht ein "angenehmer Nebeneffekt".
Wenig angenehm hingegen war die Bremse der Pandemie. Auftritte mussten abgesagt werden – auch eine Konzertreise nach Südafrika. Selbst die Proben gerieten ins Stocken. Teilweise wurde online geprobt, erinnert sich Laura Jooß, bei abgeschaltetem Mikrofon, ohne Feedback.
Und trotzdem ging es weiter: Hinter dem klaren, präzisen Stimmklang des Kammerchors steckt viel Durchhaltevermögen – und viel Detailarbeit: Nicht nur mit der Stimme, sondern mit Körper, Kopf und Seele. Thomas Kammel will beides zum Schwingen bringen – Verstand und Gefühl.
"Ein ganzheitlich geprägter Mensch hat beides. Wenn nur die Rationalität, nur die Zahlen zählen, dann fehlt etwas in unserer Welt."
Niemand brauchte die Pandemie, um die Energie, die vom Singen ausgeht, zu erkennen. Aber in diesen Zeiten ist das Chorgefühl vielleicht noch ein bisschen erhebender. Corona zum Trotz ist ein Weihnachtskonzert geplant. Die Vorfreude ist groß.