Die Stadt Heidenheim will Wohnungen auf dem Schlossberg kaufen und an Mieterinnen und Mieter mit wenig Geld vermieten (Archivbild) (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Tom Weller)

Mietwohnungen auf dem Schlossberg

Kehrtwende bei der Wohnungspolitik: Heidenheim kauft Sozialwohnungen

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Es ist 15 Jahre her, dass die Stadt Heidenheim Wohnungen in ihrem Besitz verkauft hat. Heute ist der Konzern Vonovia ein großer Vermieter dort. Nun plant die Stadt die Kehrtwende.

Der Gemeinderat der Stadt Heidenheim hat beschlossen, den Kauf von 28 Wohnungen auf dem Schlossberg auf den Weg zu bringen. 10 Millionen Euro sollen investiert werden. Die Wohnungen sollen an Menschen mit wenig Einkommen vermietet werden. Vor Jahren war die Stadt einen anderen Weg gegangen, hatte das Wohneigentum verkauft. Nun die Kehrtwende, angestoßen von Oberbürgermeister Michael Salomo (SPD), der eine neue Wohnungsbaupolitik umsetzen will.

SWR Aktuell: Herr Salomo, wie kommt es denn zu dieser Kehrtwende in der Heidenheimer Wohnungsbaupolitik?

Michael Salomo: Ich denke einfach, Politik muss immer wieder auf die aktuellen Situationen reagieren. Und der Wohnungsmarkt zeigt einfach, dass die Preise sehr teuer sind, und dass das natürlich Geld ist, das im Heidenheimer Kreislauf fehlt. Und mir ist es viel lieber, dass die Wohnungen günstiger sind und die Menschen am Ende des Monats Geld übrig haben, das sie der Innenstadt und bei uns bei Geschäftstreibenden vor Ort ausgeben können.

Ihr Vorgänger im Amt, Bernhard Ilg (CDU), hat immer wieder betont, dass es damals der richtige Schritt gewesen sei zu verkaufen, weil so Kitas bezahlt werden konnten. Sehen Sie das anders?

Michael Salomo: Ich kann die damaligen Fakten heute nicht mehr alle nachvollziehen. Ich denke, die Entscheidung wird damals angemessen gewesen sein, weil der Rat diesen Entscheidungen auch gefolgt ist. Wir gestalten die Zukunft, und ich glaube, es ist einfach wichtig, hier Verantwortung zu übernehmen. Die Bundesregierung will auch, dass der Wohnungsbau vorangetrieben wird. Ich glaube, da sind wir auch gut beraten, dort mitzumachen.

Finanzierung von sozialem Wohnbau noch nicht ganz klar

28 Wohnungen auf dem Schlossberg sollen gekauft werden. Das hat der Gemeinderat beschlossen. Wie will denn die Stadt Heidenheim das bezahlen? Woher kommt das Geld?

Michael Salomo: Wir haben eine städtische Wohnbaugesellschaft, die wir mit zusätzlichem Kapital stärken wollen und natürlich auch durch die Mietrückflüsse. Es ist natürlich immer am schwersten, wenn man am ersten Punkt steht, wieder den Wohnungsbestand aufzubauen. Umso größer dieser wird, umso mehr verteilen sich dann natürlich auch die Kosten.

In der Beschlussvorlage für den Gemeinderat steht, dass eine Wirtschaftlichkeit nach voraussichtlich 23 Jahren gegeben sein wird. Das ist eine lange Zeit, kann Heidenheim sich das leisten?

Michael Salomo: Ich denke einfach, die Herausforderungen haben gezeigt, dass es absolut notwendig ist, hier zu handeln. Und wie gesagt, auf anderem Wege wird hier auch wieder Geld in der Stadt erwirtschaftet werden können. Weil Einzelhändler oder auch Friseure und Bäcker vor Ort davon profitieren können, wenn am Monatsende die Leute dann mehr Geld im Geldbeutel haben.

Salomo: Investitionen in Wohnraum lohnen sich langfristig

Die enormen Kostensteigerungen beim Bauen betreffen ja auch den sozialen Wohnungsbau. Normale Vermieter würden die Kostensteigerungen womöglich auf die Miete aufschlagen. Wie sollen also in Heidenheim günstige Mieten möglich sein?

Michael Salomo: Das ist allgemein die Herausforderungen bei Erstellung von öffentlichem Wohnraum, dass, wenn man bezahlbaren Wohnraum haben will, da ein Vorinvest leisten muss, bis es zu gewissen Rückflüssen kommt. Ich glaube, da gibt es ganz gute Beispiele, wie die Stadt Wien, die seit einem guten Jahrhundert den sozialen Wohnungsbau betreibt. Wenn man dann mitbekommt, dass es eine der Städte mit der höchsten Lebensqualität in Österreich und weltweit ist, dann zeigt das schon, dass es auf lange Frist einfach ein Erfolgsmodell ist.

Sie haben gesagt, Wohnraum zu schaffen ist einer der Schwerpunkte in Ihrer Amtszeit. Was kommt als nächstes? Kaufen Sie Wohnungen von Vonovia zurück?

Wir schauen jetzt einfach, wo wir noch mal Flächen ausweisen können, dass wir allgemein Wohnraum schaffen können, und da, wo es sich anbietet, werden wir an der einen oder anderen Stelle als Stadt noch mal durchrechnen, ob es Sinn macht, hier mit einzusteigen, um das Portfolio einfach hin zu erweitern.

Es stellt sich aber nach wie vor die Frage der Finanzierung.

Michael Salomo: Gut, aber die Herausforderung haben ja alle Städte, die jetzt wieder anfangen, Wohnraum zu schaffen. Und ich sage es mal so, wenn die öffentliche Hand nicht mehr in der Lage sein sollte, auf lang angelegte Situationen zu reagieren, wer denn dann? Ich glaube nicht, dass der Markt das von alleine geregelt.

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