Ein Glasbau mit der Aufschrift "Parkhaus am Bahnhof" ragt in den grauen Himmel: In Ulm ist am Samstagvormittag das "Parkhaus Am Bahnhof" eröffnet worden. Die neugebaute Tiefgarage mit 540 Stellenplätzen befindet sich unter dem Vorplatz des Hauptbahnhofs  (Foto: SWR, Carola Kührig)

Parkhaus am Wochenende eingeweiht

Neue Tiefgarage am Hauptbahnhof Ulm eröffnet: Mehr Autos statt Verkehrswende?

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Isabella Hafner
Isabella Hafner (Foto: SWR)

Das "Parkhaus Am Bahnhof" ist eröffnet. Eigentlich will die Stadt laut ihrer "Smart City Strategie" weg von der autogerechten Stadt. Macht sie mit der neuen 540-Plätze-Tiefgarage nicht genau das Gegenteil?

Ulms Oberbürgermeister Gunter Czisch bei der Eröffnung in der Tiefgarage des neuen Parkhauses: Czisch sprach dabei auch von der Bedeutung des Ulmer Hauptbahnhof als Mobilitätsdrehscheibe. (Foto: SWR, Carola Kührig)
Ulms Oberbürgermeister Gunter Czisch sprach am Samstag bei der Eröffnung des neuen Parkhauses auch von der Bedeutung des Ulmer Hauptbahnhof als Mobilitätsdrehscheibe.

Bei der Eröffnung des neuen Parkhauses am Ulmer Hauptbahnhof dankte Ulms Oberbürgermeister Gunter Czisch (CDU) zudem der Bürgerschaft. Sie habe bei diesem komplexen Vorhaben in der Bauzeit jahrelang viele Belastungen ausgehalten. 

Jede Menge Platz in viergeschossiger Tiefgarage am Hauptbahnhof

Der Idee nach soll der motorisierte Individualverkehr in Ulm künftig weniger werden. Das heißt: Die Stadt will eigentlich, dass weniger Autos und Lastwagen unterwegs sind. Denn sie sorgen für einen hohen Ausstoß von CO2 und Luftschadstoffen, für Lärm und Unfälle. Aber: In Ulms Unterwelt haben Autos auch in Zukunft noch jede Menge Platz. Am Samstag wurde nun die rund 60 Millionen Euro teure, viergeschossige Tiefgarage am Hauptbahnhof eröffnet - eine Einladung, wieder mit dem Auto bequem in die Stadt zu fahren?

"Wir haben eben Menschen, die tun sich sehr schwer damit, Alternativen zu finden."

Tiefgarage am Hauptbahnhof Ulm für Baubürgermeister "ein Muss"

Für den Ulmer Baubürgermeister Tim von Winning (parteilos) ist die neue Tiefgarage immer noch ein Muss: "Wir haben ja seit dem Durchbruch des Autos Siedlungsstrukturen, die sich sehr stark aufs Auto ausgelegt haben. Und wir haben eben Menschen, die tun sich sehr schwer damit, Alternativen zu finden."

Das habe nicht nur etwas mit der Lebenssituation zu tun, sondern auch mit den Orten, an denen diese Menschen leben. "Und ich glaube, es ist wichtig, die Menschen, die Alternativen haben, auch auf den Umstieg zu bewegen." Und zu respektieren, dass es andere gibt, die damit Probleme haben.

Ulm und Alb-Donau-Kreis wollen zum Umstieg auf Busse und Bahnen bewegen

Heißt: Wer im hintersten Dorf auf der Alb wohnt, braucht vielleicht noch ein Auto, um zügig nach Ulm zu kommen. Wer aber in Blaubeuren wohnt, kann das auch einfach mit dem Zug schaffen. Zumindest theoretisch. Die Stadt Ulm und der Alb-Donau-Kreis versuchen den Umstieg vom Auto auf Bus oder Bahn schmackhaft zu machen. Etwa mit der neuen Straßenbahnlinie 2, höheren Taktungszeiten und der Regio-S-Bahn Donau-Iller, die nach und nach erweitert werden soll. Und obwohl nun gerade - autofahrerfreundlich - die Bahnhofstiefgarage entstanden ist, versucht es die Stadt auch mit "indirekter Umerziehung".

Parken im Öffentlichen Raum kostet in Ulm neuerdings 2,50 Euro pro Stunde. In der Tiefgarage dagegen 2 Euro. (Archivbild) (Foto: SWR)
Parken im Öffentlichen Raum kostet in Ulm neuerdings 2,50 Euro pro Stunde. In der Tiefgarage dagegen 2 Euro. (Archivbild)

"Wir haben in Ulm die Parkgebühren erhöht, weil es auch darum geht, dass die Fahrzeuge, die in der Stadt sind, in den Parkhäusern parken und nicht im öffentlichen Raum", erklärt von Winning. Der sei dafür zu schade. In diesem öffentlichen Raum - also für Parkplätze im Freien - zahlt man nun 2,50 Euro pro Stunde. In der Tiefgarage dagegen zwei Euro. Auch Innenstadtbewohnern soll das Auto abgewöhnt werden: Der jährliche Parkausweis kostet neuerdings 200 Euro statt 30 Euro.

Zahl der Neuzulassungen in Ulm und dem Alb-Donau-Kreis steigt

Im neuen Quartier "Am Weinberg" auf dem Eselsberg und im an den Bahnhof angrenzenden Dichterviertel, das gerade nachverdichtet wird, müssen nur noch 80 Prozent der Neubauwohnungen einen Stellplatz vorweisen.

Gleichzeitig sagt Kathrin Schmidtke, Leiterin des Fachdienst Verkehr und Mobilität im Landratsamt Alb-Donau: "Die Zahl der Pkw-Neuzulassungen ist im Alb-Donau-Kreis von 2021 im Vergleich zu 2017 um sieben Prozent gestiegen - im Stadtgebiet Ulm um 3,5 Prozent." Der Trend zum eigenen Auto hält also weiter an.

"Unsere Zahlen entsprechen dabei dem Bundestrend, der sich teilweise durch eine Tendenz hin zum Zweit- oder Drittwagen erklären lässt."

Mit der Einweihung der Bahnhofstiefgarage gehen für die Industrie- und Handelskammer (IHK) als Stimme der Ulmer Geschäftstreibenden Jahre des Leidens vorbei.

Das leuchtende P macht darauf aufmerksam: Darunter befindet sich die neue Tiefgarage am Ulmer Bahnhof. (Foto: SWR, Maren Haring)
Die Bauarbeiten zurTiefgarage am Ulmer Bahnhof hatten jahrelang erhebliche Verkehrsbehinderungen zur Folge.

Oft hatte sie geklagt, die Baustelle am Bahnhof sei Schuld an ausbleibender Kundschaft. IHK-Hauptgeschäftsführerin Petra Engstler-Karrasch: "Von Seiten der Wirtschaft begrüßen wir es natürlich sehr, dass wir jetzt ein modernes und neues Parkhaus an sehr zentraler Stelle vorfinden. Wir hatten uns ja dafür ausgesprochen, dass die damals weggefallenen Parkplätze wieder geschaffen werden müssen."

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Während der Baustellenzeit war der ÖPNV an Samstagen in Ulm gratis. Auswärtigen wurde geraten, ihr Auto an den P&R-Parkplätzen an der Messe oder auf dem Ulmer Kuhberg abzustellen und mit der Straßenbahn in die Innenstadt weiterzufahren. Die Bilanz war positiv.

Doch Baubürgermeister Tim von Winning sagt: "Das P&R-Angebot, da werden wir uns Gedanken machen müssen, wie wir das ausweiten können. Ich habe so ein bisschen die Befürchtung, dass Ulm zu klein ist für ein sinnvolles und funktionsfähiges P&R-System. Weil, wenn mal mal am Kuhberg oder an der Messe ist, dann fährt man auch noch ganz in die Innenstadt."

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