
Bei der Eröffnung des neuen Parkhauses am Ulmer Hauptbahnhof dankte Ulms Oberbürgermeister Gunter Czisch (CDU) zudem der Bürgerschaft. Sie habe bei diesem komplexen Vorhaben in der Bauzeit jahrelang viele Belastungen ausgehalten.
Jede Menge Platz in viergeschossiger Tiefgarage am Hauptbahnhof
Der Idee nach soll der motorisierte Individualverkehr in Ulm künftig weniger werden. Das heißt: Die Stadt will eigentlich, dass weniger Autos und Lastwagen unterwegs sind. Denn sie sorgen für einen hohen Ausstoß von CO2 und Luftschadstoffen, für Lärm und Unfälle. Aber: In Ulms Unterwelt haben Autos auch in Zukunft noch jede Menge Platz. Am Samstag wurde nun die rund 60 Millionen Euro teure, viergeschossige Tiefgarage am Hauptbahnhof eröffnet - eine Einladung, wieder mit dem Auto bequem in die Stadt zu fahren?
"Wir haben eben Menschen, die tun sich sehr schwer damit, Alternativen zu finden."
Tiefgarage am Hauptbahnhof Ulm für Baubürgermeister "ein Muss"
Für den Ulmer Baubürgermeister Tim von Winning (parteilos) ist die neue Tiefgarage immer noch ein Muss: "Wir haben ja seit dem Durchbruch des Autos Siedlungsstrukturen, die sich sehr stark aufs Auto ausgelegt haben. Und wir haben eben Menschen, die tun sich sehr schwer damit, Alternativen zu finden."
Das habe nicht nur etwas mit der Lebenssituation zu tun, sondern auch mit den Orten, an denen diese Menschen leben. "Und ich glaube, es ist wichtig, die Menschen, die Alternativen haben, auch auf den Umstieg zu bewegen." Und zu respektieren, dass es andere gibt, die damit Probleme haben.
Ulm und Alb-Donau-Kreis wollen zum Umstieg auf Busse und Bahnen bewegen
Heißt: Wer im hintersten Dorf auf der Alb wohnt, braucht vielleicht noch ein Auto, um zügig nach Ulm zu kommen. Wer aber in Blaubeuren wohnt, kann das auch einfach mit dem Zug schaffen. Zumindest theoretisch. Die Stadt Ulm und der Alb-Donau-Kreis versuchen den Umstieg vom Auto auf Bus oder Bahn schmackhaft zu machen. Etwa mit der neuen Straßenbahnlinie 2, höheren Taktungszeiten und der Regio-S-Bahn Donau-Iller, die nach und nach erweitert werden soll. Und obwohl nun gerade - autofahrerfreundlich - die Bahnhofstiefgarage entstanden ist, versucht es die Stadt auch mit "indirekter Umerziehung".

"Wir haben in Ulm die Parkgebühren erhöht, weil es auch darum geht, dass die Fahrzeuge, die in der Stadt sind, in den Parkhäusern parken und nicht im öffentlichen Raum", erklärt von Winning. Der sei dafür zu schade. In diesem öffentlichen Raum - also für Parkplätze im Freien - zahlt man nun 2,50 Euro pro Stunde. In der Tiefgarage dagegen zwei Euro. Auch Innenstadtbewohnern soll das Auto abgewöhnt werden: Der jährliche Parkausweis kostet neuerdings 200 Euro statt 30 Euro.
Zahl der Neuzulassungen in Ulm und dem Alb-Donau-Kreis steigt
Im neuen Quartier "Am Weinberg" auf dem Eselsberg und im an den Bahnhof angrenzenden Dichterviertel, das gerade nachverdichtet wird, müssen nur noch 80 Prozent der Neubauwohnungen einen Stellplatz vorweisen.
Gleichzeitig sagt Kathrin Schmidtke, Leiterin des Fachdienst Verkehr und Mobilität im Landratsamt Alb-Donau: "Die Zahl der Pkw-Neuzulassungen ist im Alb-Donau-Kreis von 2021 im Vergleich zu 2017 um sieben Prozent gestiegen - im Stadtgebiet Ulm um 3,5 Prozent." Der Trend zum eigenen Auto hält also weiter an.
"Unsere Zahlen entsprechen dabei dem Bundestrend, der sich teilweise durch eine Tendenz hin zum Zweit- oder Drittwagen erklären lässt."
Mit der Einweihung der Bahnhofstiefgarage gehen für die Industrie- und Handelskammer (IHK) als Stimme der Ulmer Geschäftstreibenden Jahre des Leidens vorbei.

Oft hatte sie geklagt, die Baustelle am Bahnhof sei Schuld an ausbleibender Kundschaft. IHK-Hauptgeschäftsführerin Petra Engstler-Karrasch: "Von Seiten der Wirtschaft begrüßen wir es natürlich sehr, dass wir jetzt ein modernes und neues Parkhaus an sehr zentraler Stelle vorfinden. Wir hatten uns ja dafür ausgesprochen, dass die damals weggefallenen Parkplätze wieder geschaffen werden müssen."
E-Mobilität und Zukunftstechnologie Verkehrswende in Baden-Württemberg - so ist der Stand aktuell
Bis 2040 will Baden-Württemberg klimaneutral werden. Um dieses Ziel zu erreichen, sollen mehr Windräder gebaut werden und mehr Menschen vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen.
Funktioniert Park and Ride in Ulm nicht?
Während der Baustellenzeit war der ÖPNV an Samstagen in Ulm gratis. Auswärtigen wurde geraten, ihr Auto an den P&R-Parkplätzen an der Messe oder auf dem Ulmer Kuhberg abzustellen und mit der Straßenbahn in die Innenstadt weiterzufahren. Die Bilanz war positiv.
Doch Baubürgermeister Tim von Winning sagt: "Das P&R-Angebot, da werden wir uns Gedanken machen müssen, wie wir das ausweiten können. Ich habe so ein bisschen die Befürchtung, dass Ulm zu klein ist für ein sinnvolles und funktionsfähiges P&R-System. Weil, wenn mal mal am Kuhberg oder an der Messe ist, dann fährt man auch noch ganz in die Innenstadt."