Eine Berblinger-Figur aus Holz, auch ein paar kleine Münzen sollen nun bald im Museum Ulm zu sehen sein. US-Soldaten hatten die Kunstgüter im Zuge des Zweiten Weltkrieg mit nach Hause genommen. Eine US-Initiative machte diese Objekte ausfindig.
US-Stiftung suchte Kontakt zum Museum Ulm
Die Stiftung mit Sitz im texanischen Dallas sieht sich in der Tradition der bekannten "Monuments Men and Women", einer Abteilung zum Schutz von Kunstgütern während des Zweiten Weltkriegs. Im Frühjahr hatte die Organisation ein anonym verschicktes Päckchen mit neun historischen Münzen und einen nicht unterschriebenen Brief erhalten.
Der Verfasser, das ist heute klar, ist amerikanischer Veteran. Er erklärte, die Münzen kurz nach dem Zweiten Weltkrieg von einem Kameraden erhalten zu haben. Jener Kamerad hatte nach Aussage des unbekannten Veteranen in Deutschland eine Vitrine eingeschlagen und unter anderem zwei Silbertaler aus den Jahren 1643 und 1716 entwendet.
US-Veteran spricht von Wiedergutmachung
Aus den Münzen hatte der Absender des Briefes zwischenzeitlich Kettenanhänger arbeiten lassen. Im Gedächtnis sei ihm aber über die Jahrzehnte der Stadtname Ulm geblieben. Die Rückgabe der Münzen und die Geschichte, was mit ihnen passiert ist, solle eine kleine Wiedergutmachung sein, so der Veteran weiter. In seinem Brief an die US-Initiative schrieb er:
„Die Münzen gehören den Menschen der Stadt, aus der sie genommen wurden, vermutlich Ulm. Sie sind ein weiteres Opfer des Zweiten Weltkriegs."
Ob die Münzen aus Ulm stammen, ist laut der Historikerin und stellvertretenden Leiterin des Museum Ulm, Eva Leistenschneider, nicht sicher. Dennoch werde das Museum Ulm diese Gegenstände stellvertretend entgegen nehmen.
"Wir nehmen die Gegenstände sozusagen stellvertretend für die Kunsthäuser in Deutschland entgegen. Sollte ein anderes Museum nachweisen können, dass eines der Stücke aus seinem Haus stammt, werden wir die Münze selbstverständlich weitergeben."
Auch Berblinger-Holzstatue kommt zurück aus den USA
Gesicherten Bezug zu Ulm hat hingegen eine volkstümliche Holzskulptur, die den Flugpionier Albrecht Ludwig Berblinger zeigt. Die Plastik kommt vom heute 99-jährigen US-Leutnant James "Jim" K. Kunkle.

Während des Krieges war der Pilot 36 Mal an Kampfeinsätzen in und über Deutschland beteiligt. In der Nachkriegszeit kam er eigenen Angaben zufolge in Großraum München in den Besitz der Berblinger-Statue, als eine Frau sie gegen Zigaretten eintauschte.

Nun sei Kunkle erleichtert und froh, dass das Werk nach so langer Zeit wieder in Ulm ist, berichtet die Präsidentin der "Monuments Men and Women Foundation", Anna Bottinelli. "Die Rückgabe ist eine Geste zur Versöhnung der Nationen", betont sie.
Nicht das erste Mal, dass das Museum Ulm Kunst zurückerhält
Dass ein Museum in Deutschland, wie das in Ulm, verloren geglaubte Gegenstände zurückbekommt, ist nicht selten. Laut Eva Leistenschneider gilt das besonders für die sogenannte "entartete Kunst", die die Nationalsozialisten verschwinden ließen. Doch auch andere Werke finden ihren Weg zurück, beispielsweise im Jahr 2011 eine Landschaftsmalerei von Anton Faisthauer (1887-1930) aus dem Tiroler Landesmuseum in Innsbruck.
"Das Schwierige ist, dass wir nicht genau wissen, was genau an Kunstgegenständen noch fehlt, weil das nicht komplett erfasst ist", erklärt die stellvertretende Leiterin des Museums Ulm. Deshalb sei zum Beispiel die Arbeit der US-Stiftung so wichtig. Das Thema gelangte weltweit 2014 durch den Film "Monuments Men – Ungewöhnliche Helden" von Schauspieler und Filmemacher George Clooney ins Bewusstsein einer breiteren Öffentlichkeit.