Zucht und Veredlung

Wie ein einziger Apfelbaum in Schelklingen 23 Sorten tragen kann

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Sarah Umla
Sarah Umla (Foto: SWR)
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Kristina Priebe
Kristina Priebe (Foto: SWR)

An einem einzigen Baum von Heiko König aus Schelklingen (Alb-Donau-Kreis) wachsen mehr als 20 Apfelsorten. Doch das ist keine Laune der Natur.

Ein Mann steht auf eine Leiter und schaut nach den Äpfeln eines Baumes in Schelklingen (Foto: SWR, Kristina Priebe)
Heiko König züchtet seit Jahren Äpfel.

Heiko König ist eigentlich Hufschmied. In seiner Freizeit züchtet der Schelklinger leidenschaftlich gerne alte Apfelsorten und das auch sehr platzsparend und zwar an einem einzigen Baum.

König weiß genau, was da an seinem Baum wächst. "Das hier ist der Jakob Lebel. Das der gelbe Herbstkalvill und hier ist der Ontario." Und das sind nur drei der insgesamt 23 Apfelsorten, die an einem einzigen Baum wachsen. Das kommt nicht von ungefähr, sondern ist das Ergebnis jahrelanger Zucht.

Wie an einem Baum mehrere Apfelsorten wachsen können

Aufpfropfen heißt die Methode, bei der Äste anderer Bäume mit einem Ur-Baum verschmolzen werden. Es sei wie ein Baukastensystem. "Man kann sich auf seinen Baum verschiedenste Sorte aufveredeln", erläutert König. Grenzen gibt es keine, das könne man unbegrenzt so fortführen. 23 Sorten zählt sein Apfelbaum in Schelklingen und das ist auch noch lange nicht das Ende. Es gibt sogar Bäume mit 300 Sorten. Aber der Schelklinger jagt keine Rekorde.

Bei ihm sei es eher ein Platzproblem in seinem Garten gewesen. Die rund 200 Sorten, die er hat, verteilen sich auf 60 Bäume. Mehr Platz hat er nicht. Durch das Aufpfropfen können immer mehr Äpfel dazukommen. König haben es vor allem alten Sorten angetan - und diese stammen aus der ganzen Welt - etwa ein Edelborsdorfer aus England.

Äpfel liegen auf einem Tisch in Schelklingen (Foto: SWR, Kristina Priebe)
Heiko König hat das ganze Jahr über Äpfel.

Zum Apfel kam König schon als Kind, mit 12 oder 13 Jahren hat das Obst sein Interesse geweckt. Ein Bekannter brachte ihm die Grundzüge bei. Er habe das über Jahre trainiert. "Ich habe mich an fast tote Bäume gewagt und diese wieder zum Leben erweckt", erzählt er stolz.

Das ganze Jahr Äpfel zur Verfügung

Im hauseigenen Gewölbekeller lagert er seine Sortenschätze. Sauber sortiert und beschriftet. Weil seine Bäume unterschiedliche Erntezeitpunkte haben, ist dort auch immer ein ordentlicher Vorrat zu finden. "Wenn die Natur es will, habe ich das ganze Jahr Äpfel zur Verfügung", sagt König. Manche verarbeitet er zu Mus, andere werden zu Kuchen verbacken. Der Großteil findet aber die denkbar einfachste Verwendung. "Die meisten werden roh gegessen. Meine Tochter hat einen hohen Verschleiß und ich habe auch immer fünf bis zehn dabei", erzählt König.

Auf dem Weg zur Arbeit werden es ab und zu sogar noch mehr Äpfel. Der Hufschmied findet nämlich oft am Straßenrand Sorten, die er noch nicht hat und auch nicht kennt. Sie zu bestimmen kann allerdings dauern. Einen neuen Kandidaten für den Garten untersucht er zurzeit. "Das kann auch mal Tage dauern, bis man die Bücher durch hat", sagt König. Der unbekannte Apfel darf auf jeden Fall in den Garten. Das steht schon fest: als Nummer 24 am Multisorten-Baum.