- Vogtmühlen Illertissen von der Energiekrise besonders stark betroffen
- Heimatsmühle in Aalen rechnet mit deutlich höheren Stromkosten
- Engelhardmühle in Weißenhorn setzt auf Photovoltaik
- Mühlenbetreiber und Müllerbund fordern Strompreisbremse
Zahlreiche Mühlen leiden unter den Energiepreisen. Albert Vogt, Betreiber der Vogtmühlen Illertissen, fühlt sich von der Energiekrise besonders stark betroffen: Sein Stromvertrag läuft zum 1. Januar 2023 aus. Noch weiß der Mühlenbetreiber nicht, was dann auf ihn zukommt - er rechnet damit, dass er dann statt der bisherigen 200.000 Euro im Jahr zwei Millionen Euro zahlen muss. Vor dem Aus stehe der Betrieb damit nicht, aber er müsse möglicherweise den Preis für Mehl anheben, befürchtet Vogt.

Heimatsmühle Aalen: "Wir brauchen Planungssicherheit"
Auch bei der Heimatsmühle in Aalen (Ostalbkreis) steht man vor dem Dilemma, dass der Stromvertrag Ende des Jahres ausläuft. "Ab 1. Januar haben wir es dann mit den an der Börse gehandelten Strompreisen zu tun", sagt Prokuristin Dagmar Weber. Mit bislang noch unübersehbaren, finanziellen Folgen. Sie rechnet damit, im nächsten Jahr das Zweieinhalbfache für Strom bezahlen zu müssen - "wenn es gut läuft." Preiserhöhungen stünden noch nicht zur Debatte. "Wir brauchen aber Planungssicherheit", auch für die eigene Preiskalkulation.
Vielen Mühlen drohen hohe Strompreise

Alexander Engelhard von der Engelhardmühle in Weißenhorn im Kreis Neu-Ulm ist bislang nach eigenen Angaben mit einem blauen Auge davongekommen. Wenn noch in diesem Monat die Photovoltaik-Anlage installiert sei, beziehe er zwei Drittel seines Stroms aus Wasserkraft und Photovoltaik, erzählt er. Weil er seinen Stromvertrag früh verlängert hat, bezahlt er künftig "nur" das Doppelte. Vielen anderen Mühlen drohe aber der sechs- bis achtfache Preis, weiß Engelhard.

Frank Sautter, Geschäftsführer des Baden-Württembergischen Müllerbundes, sagte dem SWR, Mühlen seien auf große Strommengen angewiesen. Ein Wasserkraftwerk an einem Bach oder einem Fluss reiche für den hohen Strombedarf niemals aus. So benötigen beispielsweise die Vogtmühlen Illertissen nach eigenen Angaben 4,5 Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr.
Noch ist kein Mühlensterben zu befürchten
Von einem Mühlensterben will Sautter aktuell noch nicht sprechen. Den meisten Mühlen im Land gehe es noch nicht an die Existenz. Aber sie müssten reagieren: So rechnen etwa die Vogtmühlen Illertissen damit, die Preise für Mehl anheben zu müssen. Dies würde den Großteil der eigenen Kunden betreffen, die Handwerksbäckereien. Bei der Engelhardmühle spürt man bereits die sinkende Kaufkraft. Inhaber Alexander Engelhard spricht von aktuell 30 Prozent weniger Kunden "und nach Weihnachten wird das nicht besser."
Mühlenbetreiber und Müllerbund fordern Strompreisbremse
In einem sind sich die Mühlenbetreiber einig: Strom muss günstiger und kalkulierbar sein. Der Müllerbund fordert eine Strompreisbremse, wie auch die Betreiber der Heimatsmühle in Aalen, der Vogtmühlen Illertissen und der Engelhardmühle in Weißenhorn. Alexander Engelhard ist auch CSU-Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis Neu-Ulm. Er sagt, Atomkraftwerke müssten weiterlaufen, um Zeit für den Ausbau erneuerbarer Energien zu gewinnen.
Bei der Heimatsmühle in Aalen setzt man in Sachen eigener Strombedarf auf den schnellen Ausbau von Photovoltaik. Nur noch "grünen Strom", also aus Wasserkraft, einzusetzen, das gehe jetzt nicht mehr, sagt Prokuristin Dagmar Weber. Das Wichtigste sei jetzt die Sicherheit, "dass überhaupt Strom aus der Steckdose kommt."