Mit dem Urteil blieb das Gericht hinter der Forderung der Staatsanwaltschaft nach 15 Jahren Haft zurück, folgte der Anklage aber in der Einschätzung, dass es sich bei der Tat um Mord aus Heimtücke handelte. Oberstaatsanwalt Werner Doster zeigte sich nach dem Prozess zufrieden mit dem Urteil.
Die Verteidigung hatte eine Verurteilung wegen Totschlags und zehn Jahre Haft gefordert. Dennoch: Auch Verteidiger Thorsten Storp kann den Schuldspruch akzeptieren. Ihm sei es wichtig gewesen, dass keine lebenslange Haftstrafe verhängt wurde. Verteidiger wie Ankläger sagten nach dem Prozess, dass sie das Urteil so akzeptieren können.
"Es ist ein Ergebnis, dass meiner Mandantin eine Perspektive bietet."
Die Frau hatte im Prozess gestanden und gesagt, sie bereue die Tat. Ein Gutachter sagte, sie habe zum Tatzeitpunkt unter einem "schweren suizidalen Syndrom" gelitten. Der Vorsitzende Richter erkannte in seinem Urteil die seit Jahren schweren Lebensumstände der 36-Jährigen an. Auch das Geständnis wirkte sich mildernd aus.
Die Frau sei perfektionistisch veranlagt, eine seit langem schwelende Ehekrise spitzte sich zu. Eine Trennung kam in ihrer Familie aber nicht in Frage, es habe Druck gegeben, sich nicht zu trennen.
Trotz mildernder Umstände: Es bleibt beim Urteil wegen Mordes
All diese Probleme reichten laut Gericht für noch ein milderes Urteil nicht aus. Außerdem wies der Vorsitzende Richter darauf hin, dass die Frau nach dem Mord an dem ersten Kind noch die Kraft gehabt hatte, auch das zweite Kind zu töten. Sie habe über den Tathergang und die Vorbereitung auch nicht immer die volle Wahrheit gesagt, habe den Mord geplant.
Prozess emotional belastend
Der Prozess sei für alle Beteiligten emotional belastend gewesen, sagte nach dem Urteilsspruch am Freitag Oberstaatsanwalt Werner Doster. Es sei schwer zu verstehen, dass eine Mutter, die ganz offenbar ihre Kinder sehr liebte, trotzdem zu der Tat fähig war. Die Aussagen der Angeklagten selbst, vieler Zeugen und auch eines Gutachters hätten aber eine ausreichende Erklärung geboten.
Das Interesse der Öffentlichkeit an dem Gerichtstermin am Freitag war groß. Schon am Vormittag hatten sich vor dem Ulmer Landgericht lange Schlangen gebildet.
Vater fand tote Kinder in der Wohnung der Familie
Die 36-jährige Angeklagte hatte Ende April dieses Jahres ihre beiden Kinder im Alter von drei und sechs Jahren getötet. Anschließend wollte sie sich selbst das Leben nehmen, doch die Polizei fand die Frau verletzt. Der Vater hatte die Kinder am Morgen nach dem Mord in der Wohnung der Familie in Oberstadion gefunden.
Der Anwalt der Frau hatte während des Prozesses eine Erklärung verlesen, in der die 36-Jährige mitteilte, dass sie die Taten zutiefst bereue. Sie sei verzweifelt gewesen und habe sich von ihrem Mann trennen wollen. Sie habe keinen anderen Ausweg gesehen und sich deshalb entschieden, Suizid zu begehen und auch ihre Kinder zu töten.

Die Tat hatte in der kleinen Gemeinde im Alb-Donau-Kreis für Entsetzen gesorgt. Für Eltern, Lehrer und Kinder hatte es in Oberstadion im Frühjahr daher Gesprächsangebote mit Seelsorgeeinheiten gegeben.