Wer heute in Ballungsräumen eine Wohnung sucht, braucht entweder viel Glück oder viel Geld. Am besten ist beides. Das muss anders werden, da sind sich die 150 Delegierten der 35 Mietervereine in Baden-Württemberg am Mietertag in Schwäbisch Gmünd einig. Bei ihrer Tagung diskutieren sie unter anderem, wie Wohnen bezahlbar bleiben und zugleich klimaneutral werden kann.
Mietervereine: Kosten für klimaneutrales Wohnen müssen aufgeteilt werden
Die Mietervereine, die landesweit etwa 170.000 Mieterinnen und Mieter vertreten, fordern mehr Energieeinsparungen beim Wohnen. Der Wohnungsbestand in Baden-Württemberg ist laut dem Landesvorsitzenden des Deutschen Mieterbundes, Rolf Gaßmann, zu großen Teilen erst nach einer gründlichen Sanierung für klimaneutrales Wohnen geeignet. "Die Kosten dafür darf nicht nur der Mieter tragen", fordert Gaßmann. Auch Vermieter und der Staat stünden in der Verantwortung. "Das Klima zu retten ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe", betont er.

Geflüchtete aus der Ukraine treffen auf überhitzten Wohnungsmarkt
Eine zusätzliche Herausforderung seien auch die rund 100.000 Geflüchteten aus der Ukraine, so Gaßmann. Kurzfristig seien viele davon privat untergekommen. Der Wohnungsbedarf werde mittelfristig noch größer. "Wir müssen dafür arbeiten, dass alle gut unterkommen und wir gleichzeitig die Herausforderungen bewältigen können", betont Gaßmann.
Mieterverein Ulm/Neu-Ulm: Wohnungen entstehen zu langsam.
Wohnraum ist Mangelware und für viele Ulmer kaum noch zu bezahlen, sagt der Vorsitzende des Mietervereins Ulm/Neu-Ulm, Martin Rivoir. Die Mieten im Großraum Ulm steigen, die Nebenkosten auch. Was fehlt sind ausreichend Wohnungen, betont Rivoir, der für die SPD im Landtag und auch im Ulmer Gemeinderat sitzt.
"Bei der Stadt Ulm dauert vieles einfach zu lange. Eigentlich wollte die Stadt, dass jährlich 500 neue Wohnungen entstehen."

Das im Gemeinderat vereinbarte Ziel verfehle sie aber Jahr für Jahr. Ein Beispiel ist laut Rivoir das Ulmer Wohngebiet am Safranberg. "Vor rund zehn Jahren hat die Uniklinik die Flächen abgegeben. Noch immer wohnt dort niemand", bemängelt er. Auch für die Zukunft sei er skeptisch. "Der Druck auf den Ulmer Wohnungsmarkt wird weiter hoch bleiben." Entspannung sei wegen der besseren Verkehrsanbindung zwischen Ulm und Stuttgart nicht in Sicht. "Die Menschen werden auch deswegen nach Ulm und Umgebung kommen und brauchen da eine Wohnmöglichkeit."
Probleme auch im ländlicheren Ostalbkreis

Angespannt ist die Situation auf dem Wohnungsmarkt auch in Schwäbisch Gmünd, sagt die auf Mietrecht spezialisierte Anwältin Maria Wamsler. Sie berät Mieter, die sich ihre eigene Wohnung nicht mehr leisten können und es deswegen mit einer Kündigung zu tun haben. "Es kommt immer häufiger vor, dass Vermieter einen Vertrag kündigen wollen, weil sie sich bei einer Neuvermietung monatlich mehr Geld erhoffen", berichtet Wamsler. In jeder ihrer Beratungsstunden komme es vor, dass Mieter verzweifelt einen Weg suchen, doch noch in ihrer Wohnung bleiben zu können. Als Ansprechpartnerin im Mieterverein Ostalbkreis helfe Wamsler Mietern zu ihrem Recht zu kommen. Es sei wichtig, dass Mieter in Baden-Württemberg rechtlich gestärkt werden, so Wamsler.