Bayern-Profi und Fußball-Nationalspieler Joshua Kimmich, der aus Rottweil (Kreis Rottweil) stammt, hatte am Samstag bei einem Interview gesagt, dass er bisher noch nicht geimpft sei. Er erklärte, er sei kein Corona-Leugner oder Impfgegner, habe sich aber wegen fehlender Langzeitstudien bei den Corona-Impfstoffen gegen eine Impfung entschieden.
"Joshua Kimmich ist sicher ein ausgewiesener Fachmann in Fragen des Fußballs, aber kein Fachmann in Fragen der Impfung und der Impfstoffe."
Die Bedenken des Nationalspielers wären eigentlich unerheblich, "wenn es nicht Herr Kimmich wäre, der sich geäußert hat", sagte Thomas Mertens, Professor für Virologie aus Ulm und Vorsitzender der Ständigen Impfkommission (STIKO), dem SWR. Denn der Profi-Fußballer stehe im Rampenlicht, sei sogar Vorbild für viele. Aus wissenschaftlicher Sicht kann Mertens die Bedenken, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen, jedoch nicht nachvollziehen.

Natürlich könne es noch keine Berichte über eine Langzeitanwendung bei diesen neuen Impfstoffen geben. Aber die bisherige Impfkampagne spreche eine eindeutige Sprache. "Mittlerweile sind mit diesen Impfstoffen ungefähr sieben Milliarden Menschen geimpft worden", sagte Mertens. Anzeichen für Spätfolgen gebe es nicht. Es sei nichts derartiges beobachtet worden, auch von Seiten der Wissenschaft gebe es hierfür keine Annahme.
Wie die Bedenken vor der Corona-Impfung entstehen
Bei der Vielzahl von Impfungen sind nur in sehr seltenen Fällen Nebenwirkungen wie Herzmuskelentzündungen und Thrombosen entdeckt worden. Die Bedenken Kimmichs und auch anderer Menschen seien irrational und aus dem Bauch heraus entstanden. "Das ist ein völlig hypothetisches Risiko", sagte Mertens. Es sei weiterhin wichtig, Impfskeptiker oder - gegner von einer Impfung zu überzeugen.
Mertens: Impf-Spätfolgen sind "extrem seltene Rarität"
Es sei klar, dass es bei einem Impfstoff, der seit knapp über einem Jahr angewendet wird, keine Zehnjahres-Beobachtungsstudien gebe. Das gelte aber nicht nur für jeden anderen neuen Impfstoff, sondern auch für jedes neue Medikament.
"Neben den Zulassungsstudien wissen wir aus den begleitenden Studien, dass es nur zu einigen Nebenwirkungen gekommen ist, die alle recht kurz nach der Impfung aufgetreten sind", sagte der Stiko-Chef. In der Wissenschaft sei man sich einig, dass spät auftretende Nebenwirkungen nach einer Impfung "nicht vorkommen, beziehungsweise eine extrem seltene Rarität bei einzelnen Impfstoffen" gewesen seien.
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