SWR: Martin Bader, was denken Sie über die Aufhebung der Maskenpflicht?
Martin Bader: Eigentlich habe ich ein lachendes und weinendes Auge, was das Ganze angeht. Ein lachendes Auge, weil wir unseren Schülerinnen und Schülern endlich wieder ins Gesicht sehen können. Auf der anderen Seite habe ich natürlich auch ein bisschen Angst, was das dann mit der Corona-Pandemie macht.
Haben Sie denn die Befürchtung, dass dann die Zahlen wieder steigen?
Die Frage ist, was passiert, wenn Schülerinnen und Schüler von uns positiv getestet werden und wer dann alles in Quarantäne gehen muss. Ich nehme an, wenn die Maskenpflicht fällt, müssen deutlich mehr Schülerinnen und Schüler in Quarantäne gehen, als wenn sie die Masken aufhätten.
Wäre das für Sie ein entscheidendes Argument, die Maskenpflicht beizubehalten?
Es ist auf jeden Fall ein entscheidender Nachteil. Es zeigt sich, dass der Distanzunterricht nicht die Qualität wie der Präsenzunterricht hat. Wir freuen uns jeden Tag, an dem alle Schülerinnen und Schüler im Schulhaus sind.
Haben Sie denn die Möglichkeit, als Schulleiter zu sagen: Nee, mach ich nicht mit, bei mir ziehen alle noch die Maske auf?
Nein und das möchte ich auch an dieser Stelle nicht. Das Kultusministerium hat das sicherlich abgewogen und es hat auch Vorteile. Denken wir zum Beispiel nur an die Fremdsprachen, wo es wichtig ist, dass man auch von den Lehrkräften die Mundbewegungen sieht, damit man weiß, wie man das ausspricht - gerade im Französischen. Das ist jetzt endlich wieder möglich.
Nun haben Sie Erfahrungen an Schulen mit Masken. Wie belastend war das für Sie und für die Schülerinnen und Schüler?
Am Anfang war das für die Schülerinnen und Schüler und auch für die Lehrkräfte sehr belastend, weil die den gesamten Unterricht die Masken tragen mussten. Mit den OP-Masken ist es eigentlich relativ einfach. Wir hatten aber teilweise die FFP2-Masken, um der Quarantäne zu entgehen. Da ist es sehr viel schwieriger, weil der Luftwiderstand deutlich höher ist beim Atmen und man deutlich erschöpfter ist. Es hat sich eine Routine hier ergeben, sodass man sagen kann wir können mit den Masken eigentlich leben.
Also das heißt, aus ihrer Sicht wäre der Schritt vielleicht gar nicht nötig gewesen?
Es ist immer die Frage, wie die Pandemie sich weiterentwickelt. Wenn die Zahlen weiter nach oben gehen, dann muss meines Erachtens die Maske wieder getragen werden, damit das Ansteckungsrisiko entsprechend verringert wird. In der jetzigen Situation denke ich mir, können wir sie erst mal eine Zeitlang weglassen und hoffen, dass genügend geimpft und genesen sind, sodass die Zahlen nicht steigen.
Wie viele sind denn geimpft bei Ihnen? Oder wissen Sie das überhaupt? Dürfen Sie das abfragen?
Also bei uns ist es so, dass wir die Schülerinnen und Schülern schon abfragen, ob sie geimpft sind oder nicht. Grund dafür ist, dass die Geimpften und Genesenen nicht getestet werden müssen. Aktuell kann ich Ihnen es zur neunten Jahrgangsstufe sagen: Da ist ein Sechstel der Schülerinnen und Schüler entweder vollständig geimpft oder genesen von einer Corona-Infektion.
Die Hoffnung ist, dass das irgendwie noch mehr werden?
Ja, genau so ist es. Wir hoffen, dass sich noch mehr Schülerinnen und Schüler impfen lassen. Diese entgehen dann auch der Quarantäne. Das heißt, dann haben wir dementsprechend mehr auch im Haus.
Die Argumentation ist die: Sie testen Ihre Schüler ohnehin. Das heißt, im Klassenraum sind dann eigentlich sowieso nur negativ getestete Menschen beieinander. Halten Sie das für stichhaltig?
Ja, auf jeden Fall, denn wir testen ja drei Mal die Woche: Montag, Mittwoch und Freitag. An diesen Tagen sind wir relativ safe. Aber wir haben auch die Informationen vom Gesundheitsamt, dass Schülerinnen und Schüler das Virus bereits in sich tragen können. Aber die Viruslast noch nicht so hoch ist und deswegen die Kinder negativ getestet wurden, obwohl sie eigentlich krank sind. Auch in diesem Fall können sie das Virus weitergeben.
Erwarten Sie denn jetzt, dass es wieder hochschnellt an Schulen? Das ist ja auch eine Befürchtung von den Kritikern dieser Entscheidung.
Jetzt haben wir auf jeden Fall die Jahreszeit, in der es deutlich kühler ist. Wir werden natürlich schon regelmäßig lüften, aber auf der anderen Seite ist es so, dass wir nicht wie im Sommer ständig das Fenster aufhaben. Damit ist die Wahrscheinlichkeit deutlich höher, dass Schülerinnen und Schüler sich gegenseitig anstecken.