Es gibt zwei Arten von Maibäumen: Die einen sind die, die Vereine auf dem Dorfplatz errichten. Die anderen - meist deutlich kleiner - sind die Liebesbeweise von Jungs an ihre Freundinnen. Im Raum Ehingen allerdings sind die Maibäume mit Herz fast genauso groß wie die Vereinsbäume.
Nein, das ist keine kleine, heimliche Nacht-und-Nebel-Aktion, die da im Raum Ehingen in der Nacht auf den 1. Mai stattfand: Das "Maien stecken" ist durchorganisiert, und viele handfeste Kerle sind beteiligt.
Der Verehrer ist Julius, 19 Jahre alt und angehender Nutzfahrzeug-Mechatroniker. Sie heißt Anna, 18 Jahre alt und macht eine Ausbildung zur Landmaschinen-Mechanikerin.

Bevor der Maibaum den Vorgarten ziert, passiert so einiges. Julius hat seine Kumpels zusammengetrommelt: Zwölf Jungs, die insgesamt vier Bäume geschlagen und geschmückt haben.
Es geht da nicht um die üblichen zarten Bäumchen mit ein paar bunten Stoffstreifen dran. In Ehingen-Stetten, dort wo Anna wohnt, sind die Maibäume robuste Stämme mit einer Länge von 14 bis 18 Metern. Und die kann man nicht mal eben in den Vorgarten der Angebeteten stecken.
Maibaum Aufstellen in Ehingen: Clique bastelt Herzen und bindet Kränze
Die Jungs-Clique hat sich ordentlich Mühe gegeben, hat vier Stämme für vier Freundinnen glattgeschält, Herzchen gefräst, Kränze gebunden, Bänder geknotet. Und in der Mainacht gehts dann mit Traktoren zu den Häusern der Mädels.
Die Jungs wissen, was sie tun, sie sind Praktiker: Jeder Griff sitzt, mit Lasergeräten wird gemessen, ob der Baum im Lot steht. Bis es soweit ist, wird der Baum mit der Traktorgabel hochgehievt. In deren Mitte befindet sich eine alte Autofelge. Darin kann der Baum ein Stück nach oben gerollt werden. Nach einer Dreiviertelstunde ist der Baum fest verkeilt und steht schnurgerade.

Und dann kommt der Moment: Anna erscheint von ihrer Maifeier. Der Blick beider geht in die Höhe, beide liegen sich in den Armen. Man sieht es in ihren Gesichtern: So schaut Glück aus. Der Clique sei dank.