Die katholische Kirche hat ihr Arbeitsrecht reformiert und einige Hindernisse abgebaut. Ein richtiger wie wichtiger Schritt, meint die Caritas Ostwürttemberg.
Das sagt der Ellwanger Sozialwissenschaftler und Theologe Sven van Meegen zum neuen Arbeitsrecht:
"Ich bin froh, dass wir jetzt weniger die private Lebensgestaltung unserer Mitarbeitenden in den Blick nehmen, sondern den Dienst an unseren Nächsten tun, für Ratsuchende da sind und gut miteinander arbeiten." Die Reaktion von Markus Mengemann klingt wie ein Stoßseufzer.
Der Regionalleiter der Caritas Ostwürttemberg ist froh über die rasche Umsetzung des reformierten katholischen Arbeitsrechts. Die Diözese Rottenburg-Stuttgart ist eine der ersten, die die im November von der Deutschen Bischofskonferenz verabschiedete Reform zum Jahresbeginn umgesetzt hat.

"Ich bin froh, dass wir jetzt weniger die private Lebensgestaltung unserer Mitarbeitenden in den Blick nehmen, sondern den Dienst an unseren Nächsten tun."
Neue Heirat und Homoehe kein Hindernis mehr
Für so manch kirchlich Beschäftigten geht damit ein oft jahrelanges Versteckspiel zu Ende: Sie leben mit einer gleichgeschlechtlichen Partnerin oder einem Partner zusammen und haben die Beziehung geheimgehalten - aus Angst, ihren Job zu verlieren. Andere sind geschieden und haben eine neue Beziehung. Doch auch die nicht offiziell, schließlich gelten sie in den Augen der katholischen Kirche nach wie vor als verheiratet.
Der Beschluss der Deutschen Bischofskonferenz vom November ist zunächst mal nur eine Empfehlung, umsetzen muss ihn jede der 27 Diözesen für sich. Die Diözese Rottenburg-Stuttgart hat das als eine der ersten getan, seit Jahresbeginn gilt hier das reformierte Arbeitsrecht. Die Erzdiözese Freiburg will im Lauf des kommenden Frühjahrs nachziehen.
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Erzieherinnen, Pfleger und Mitarbeiter in kirchlichen Einrichtungen dürfen wieder heiraten - egal welches Geschlecht.
Pfarrer aus Ellwangen: Kirche könnte als Arbeitgeberin attraktiver werden
Von der Reform des katholischen Arbeitsrechts könnte die Kirche in mehrfacher Hinsicht profitieren: Neben der motivierenden Wirkung auf Beschäftigte, die entweder in gleichgeschlechtlicher Partnerschaft leben oder nach einer Scheidung erneut heiraten wollen, wird sie womöglich auch für Berufseinsteigerinnen und -einsteiger eine attraktivere Arbeitgeberin.

Davon ist Sven van Meegen überzeugt, Pfarrer in Ellwangen (Ostalbkreis) und Dekan der Fakultät Sozialwesen an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Heidenheim. Viele Studierende seien in den letzten Jahren auf ihn zugekommen mit der Frage, ob er ihnen einen Job in der Kirche empfehlen würde. "Durch das neue Arbeitsrecht haben wir etwas, das wir den jungen Erwachsenen anbieten können", sagt van Meegen im Gespräch mit dem SWR. Sie könnten in der Kirche nicht nur ihre Kompetenz einbringen, sondern auch ihre Biografie und Vielfältigkeit.
"Die Reform wirkt entlastend auf die Leute"
Hochschullehrer erwartet mehr Bewerbungen
Der Professor für Sozialethik und -philosophie geht davon aus, dass durch die Reform des kirchlichen Arbeitsrechts die Bewerbungen zunehmen werden, insbesondere im Sozialbereich, etwa bei Kinder- und Jugendeinrichtungen, im Pflegesektor, aber auch in den Seelsorgeberufen. "Die Reform wirkt entlastend auf die Leute", so van Meegens Erfahrung.