Verglichen mit den Zeiten vor der Krise vermittele man 40 bis 60 Prozent weniger Leiharbeiter an die Betriebe, rechnet Peter Roth vor. Er ist Geschäftsführer der Firma TempoZeitarbeit mit Niederlassungen in Ulm und Heidenheim.

Die Personaldienstleister seien die Ersten gewesen, die die Krise zu spüren bekommen hätten. Besonders betroffen seien der Fahrzeug- und Maschinenbau und die Zulieferer. "Da geht gerade gar nichts", meint Peter Roth. Etwas besser liefe es im Handwerk, in der Logistik und bei Herstellern von Medizinprodukten, aber da werde die Krise vielleicht später zuschlagen.
Man erkenne die Krise auch daran, dass Leiharbeiter derzeit praktisch nie in feste Arbeitsverhältnisse übernommen würden. Normalerweise würden 30 bis 35 Prozent der Leiharbeiter nach einer gewissen Zeit mit einem festen Vertrag ausgestattet.
Leiharbeiter dürfen nicht in die Betriebe
Und noch ein Problem gebe es derzeit: Wegen der geltenden Schutzmaßnahmen dürften in bestimmten Branchen die Menschen, die nicht direkt zur Firma gehörten, das Betriebsgelände gar nicht betreten. Und auch das bedeute: Keine Chance für Leiharbeiter.
Die Gewerkschaften und die Agentur für Arbeit bestätigen diese Entwicklung. Im letzten Arbeitsmarktbericht der Agentur für Arbeit Ulm heißt es, es gebe eine Zunahme von Arbeitslosmeldungen "besonders bei Arbeitnehmerüberlassungen".
"Leiharbeiter sind sozusagen die wirtschaftliche "Risikogruppe" der Corona-Pandemie."
Und auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) in Ulm beobachtet, dass Leiharbeiter die Ersten sind, die die Firmen verlassen müssen. Petra Wassermann vom DGB Ulm hat das so formuliert: "Leiharbeiter sind sozusagen die wirtschaftliche "Risikogruppe" der Corona-Pandemie." Erreichen sie die sogenannte Höchstüberlassungszeit - also die Dauer, nach der sie laut Tarifvertrag in ein festes Vertragsverhältnis übernommen werden müssen - werden sie eben nicht übernommen, sondern abgemeldet. Zu dieser Risikogruppe gehören laut DGB übrigens auch frühere Leiharbeiter mit befristeten Arbeitsverhältnissen, weil deren Verträge nicht verlängert werden.
Auch die Zeitarbeitsfirmen selbst leiden unter der Corona-Krise. 40 bis 60 Prozent Umsatzeinbußen - "das tut weh", sagt Peter Roth von TempoZeitarbeit. Das betreffe die gesamte Branche. Viele Personaldienstleister seien derzeit selbst in Kurzarbeit. "Aktuell schaffen wir das. Bleibt das allerdings über mehrere Monate so, haben wir ein Problem".
"Die Zeit nach der Krise wird kommen, darauf muss man sich jetzt vorbereiten."
Immerhin: Erstaunlicherweise ist das Jobportal auf der Internetseite seines Unternehmens gut gefüllt. Dazu sagt Roth: "Die Zeit nach der Krise wird kommen, darauf muss man sich jetzt vorbereiten." Ganz wichtig sei, dass man nicht warte, bis Arbeitssuchende kommen, sondern dass Zeitarbeitsfirmen jetzt aktiv Personal rekrutieren für die Nach-Coronazeit. Denn nach wie vor sei es schwierig, an qualifiziertes Personal zu kommen.