Wie geht man mit dem Lehrermangel um? Das ist die Herausforderung vor jedem neuen Schuljahr, sagt Lars Wolf, geschäftsführender Schulleiter in Bopfingen (Ostalbkreis). Bei ihm an der Werkrealschule mit rund 20 Lehrkräften sind derzeit zwei komplette Lehrstellen unbesetzt.
- Lage an der Werkrealschule in Bopfingen
- Lage an der Schillerschule in Aalen
- Lage an der Grundschule in Hermaringen
- Lage an den Sonderschulen in Ulm
- Kritik an der Landesregierung
An der Werkrealschule in Bopfingen wird es deswegen vor allem im Sport-, Musik- und Kunstunterricht für die Schülerinnen und Schüler eng. Aufgrund des Lehrermangels legt die Schule jeweils zwei Klassen zusammen - die Fünfte mit der Sechsten, die Siebte mit der Achten.
Lösungsansätze: AGs gestrichen, Überstunden für Lehrkräfte
Die Zusammenlegung von Klassenstufen ist nicht die einzige Stellschraube, an der Wolf und seine Kolleginnen und Kollegen drehen müssen: Lehrer machen Überstunden oder arbeiten über ihr Deputat hinaus. Die Stunden bekommen sie finanziell entschädigt oder in den Folgejahren zurück, wenn der Lehrermangel behoben ist.
Zudem sollen Pensionäre rekrutiert oder Teilzeit-Deputate aufgestockt werden. Außerdem streicht die Schule AGs ersatzlos, damit zumindest der Pflichtunterricht reibungslos stattfinden kann.
Vor allem Grund- und Sonderschulen betroffen
An der Schillerschule in Aalen, einer Gemeinschaftsschule, ist die Lage dagegen noch entspannt. Nach Angaben von Rektor Karl Frank habe man bislang genügend Lehrkräfte für das kommende Schuljahr. Er habe eine große Schule mit vielen Lehrern und könne Lücken somit besser ausgleichen.
Nach SWR-Informationen sind überwiegend Grund- und Sonderschulen in Baden-Württemberg betroffen. Das bestätigt Cornelia Härtner, Schulleiterin der Grundschule Hermaringen (Landkreis Heidenheim). Sie sei bemüht, die Lücken zu füllen, muss aber auch auf Stundenplanstreichungen zurückgreifen. Das Schlimme sei, sagt sie, dass sich "die Situation in Kürze nicht verbessern" werde.
In Ulm sei die Lage in den Sonderschulen derzeit sehr bedenklich, sagt Gerhard Semler vom Bereich Bildung und Sport. Deswegen stelle die Stadt sogenannte "Nicht-Erfüller" ein: Lehrkräfte, die die zweite Staatsprüfung noch nicht absolviert haben.
Kritik an Landesregierung GEW: "Geplante 500 neue Lehrerstellen reichen nicht aus"
Laut GEW fehlen zum Start des neuen Schuljahres in BW bereits Lehrer. Die Gewerkschaft fordert mehr Studienplätze auf Lehramt und eine deutliche Entlastung der Lehrkräfte.
Gewerkschaft: Regierung hätte Lehrermangel vorausahnen können
Am Dienstagvormittag hat die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) die Landesregierung von Baden-Württemberg wegen des Lehrermangels scharf kritisiert. Man habe die Entwicklung "wissentlich in Kauf genommen". Die Einstellungszahlen des Kultusministeriums zeigten, dass voraussichtlich mehrere hundert Stellen unbesetzt blieben.
In diesem Beitrag berichtete SWR Aktuell am 14.7.2022 über den Lehrermangel in Baden-Württemberg:
Bopfingen: Mehr Kinder, weniger Lehrer
Auch in Bopfingen habe sich der Lehrermangel kontinuierlich aufgebaut, sagt Lars Wolf. Dieses Jahr habe sich die Lage jedoch verschärft. Im ländlichen Raum habe man generell weniger Bewerberinnen und Bewerber. Zudem gebe es in diesem Jahr mehr Schülerinnen und Schüler: Die Werkrealschule hat zwei ukrainische Vorbereitungsklassen. Rund 50 ukrainische Kinder werden zusätzlich unterrichtet.
Stand heute muss in Bopfingen im kommenden Schuljahr immerhin kein Unterricht ausfallen. Unvorhersehbare Ausfälle, durch Schwangerschaften oder Krankheit, könnten die Lage aber weiter verschärfen.