Antisemitismusbeauftragter trifft Vertreter von Stadt und Kirche

Hetze und Schmierereien in Langenau: Netzwerk will dagegen vorgehen

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Immer wieder hasserfüllte Schmierereien und ein Pfarrer, der angefeindet wird - jetzt will ein Netzwerk aus mehreren Institutionen gegen die antisemitische Hetze in Langenau vorgehen.

Ein Netzwerk aus verschiedenen Institutionen will gegen die antisemitische Hetze und die Schmierereien in Langenau (Alb-Donau-Kreis) vorgehen. Dazu haben sich am Donnerstag unter anderem der Landesbeauftragte gegen Antisemitismus, Michael Blume, Vertreter der Stadt, der Kirchen und der Polizei getroffen.

Zu dem Treffen hatte Michael Blume aufgerufen. Denn seit mehr als einem Jahr kommt die Stadt Langenau nicht zur Ruhe: Nachdem Ortspfarrer Ralf Sedlak im Oktober 2023 den Angriff der Hamas auf Israel in seinem Gottesdienst erwähnt hat, wird seine Gemeinde von Aktivistinnen und Aktivisten fast wöchentlich beschimpft und bepöbelt. Im Dezember vergangenen Jahres hat es zudem Graffiti mit judenfeindlichen Parolen in der Stadt gegeben.

Erneut Schmierereien in Langenau am vergangenen Wochenende

Vor wenigen Tagen nun sind erneut volksverhetzende Schmierereien aufgetaucht. An manchen Stellen sind die Spuren der neuen Graffitis an Häuser- und Kirchenwänden noch zu sehen, einige sind bereits überstrichen.

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Dieses Mal haben sich die Parolen aber nicht gegen Juden gerichtet, sondern gegen Deutsche. Manche Einwohnerinnen und Einwohner Langenaus vermuten Jugendliche dahinter. Andere werden zunehmend besorgter. Ob ein Zusammenhang zwischen den Taten besteht, ermittelt derzeit die Polizei.

Beim Vor-Ort-Gespräch in Langenau: Bürgermeisterin Daria Henning und der Antisemitismusbeauftragte des Landes, Michael Blume.
Beim Vor-Ort-Gespräch in Langenau: Bürgermeisterin Daria Henning und der Antisemitismusbeauftragte des Landes, Michael Blume.

Antisemitismusbeauftragter will Netzwerk in Langenau aufbauen

Bei der Aufklärung will auch der Landesbeauftragte gegen Antisemitismus helfen. Blume hat sich am Donnerstag vor Ort ein Bild gemacht und möchte ein großes Netzwerk aufbauen, um die Stadt zu unterstützen. Er hat schon früh appelliert, die Situation in Langenau ernst zu nehmen. Damals noch mit Blick auf die seit Monaten anhaltenden Drohungen gegen Ortspfarrer Ralf Sedlak und seine Gemeinde.

Langenau sei ein extremer Fall in einer kleineren Gemeinde, so Blume. "Ich muss leider sagen, wir sehen einen deutlichen Zuwachs an Antisemitismus ohne Juden." Es würden inzwischen nichtjüdische Menschen als Beteiligte der jüdischen Weltverschwörung bezeichnet. "Jetzt betrifft es schon Kirchengemeinden, es betrifft Ärzte, Lehrerinnen und das macht mir Sorgen", so Blume.

Pöbeleien und Parolen, gegen Juden, gegen Deutsche - in Langenau ist es eine undurchsichtige Lage, die Michael Blume mit Vertreterinnen und Vertretern der Stadtverwaltung, der Kirchen, der Politik und der Polizei zusammenbringt.

Ich habe den Eindruck, es hat heute einen Ruck gegeben.

Es sei eine interessante Diskussion mit vielen neuen Impulsen, mit anderen Perspektiven auf die Situation gewesen, sagte der Antisemitismusbeauftragte des Landes. "Wir haben schon ein paar Maßnahmen im Fokus. Jetzt geht's eher um das Thema, wie man auch präventiv in Langenau tätig werden kann, um die Situation in den Griff zu bekommen."

Was könne man machen, etwa juristisch, was könne die Stadtverwaltung tun, was die Polizei. Er habe den Eindruck, dass sich Unsicherheit aufgelöst habe, sagte Blume. "Und ich habe den Eindruck, es hat heute einen Ruck gegeben und es wird in den nächsten Wochen einiges passieren." Das Netzwerk soll nun konkrete Schritte ausarbeiten, damit sich die Lage vor Ort nicht weiter zuspitzt.

Polizei zeigt Präsenz bei Gottesdiensten in Langenau

Was die Polizei unternimmt, schilderte der Ulmer Polizeipräsident Josef Veser so: Vor, während und nach jedem Gottesdienst habe man Polizeikräfte vor Ort, um eine Eskalation der Situation zu vermeiden. Zugleich solle dadurch ein Signal gesetzt werden, "dass wir den Menschen, die in den Gottesdienst gehen, einen freien Zugang gewährleisten wollen und dass wir Exzesse nicht dulden."

Wegen der Vorfälle im Dezember gebe es auch eine Ermittlungsgruppe beim Staatsschutz, "wo wir eben versuchen, hinter diesen üblen Farbschmierereien auch Täter zu finden". Veser betonte auch, es sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, Langenau zu befrieden.

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