Im Ulmer Stadtteil Böfingen hat die einzige Postfiliale nur noch drei Stunden täglich, von 6 bis 9 Uhr morgens, geöffnet. Davor und danach heißt es Geduld beweisen. An der Postbankfiliale Bahnhofplatz, früher noch Ulmer Hauptpost, stehen mehr als 30 Leute an. Die Schlange der Wartenden reicht von der Schalterhalle über den Vorraum bis raus zur Straße. An 28. Stelle ein Ulmer Rentner, der seit Jahren größtenteils in Griechenland lebt. Die Szene vor ihm erinnere ihn an an griechische Verhältnisse, sagt er.

Von 12.30 Uhr bis 14 Uhr ist Mittagspause. Die Türen bleiben zu. Eine Frau braucht gerade nur eine 80-Cent-Marke für einen Brief, erzählt sie. Der Automat neben dem Eingang aber ist defekt. Auch bei geöffneter Postfiliale bleiben innen einige Schalter geschlossen. Von sechs Schaltern sind zwei besetzt. Das sei zur Zeit normal, erklärt eine Mitarbeiterin auf Nachfrage. Man sei unterbesetzt und habe einen hohen Krankenstand. Das Postbank-Unternehmen sieht für die Kunden eher keine Probleme.
„Nur durch Anpassungen in unserem Filialnetz ist es uns möglich, dauerhaft ein flächendeckendes, wirtschaftlich tragfähiges Angebot an Filialen aufrecht zu erhalten."
Dazu gehöre auch die Einführung einer Mittagspause wie in Ulm, "die wir nunmehr seit mehreren Monaten praktizieren, ohne dass es dadurch zu nennenswerten Engpässen im Geschäft mit unseren Kundinnen und Kunden gekommen ist.“

In Ulm-Böfingen, einem Stadtteil mit fast 20.000 Einwohnern, hat die Postfiliale ihre Öffnungszeiten reduziert, auf 6 bis 9 Uhr morgens. Jeden Morgen gibt es einen regelrechten Ansturm, berichtet Betreiber Ahmet Kaplan. Die Filiale, er im Auftrag der Deutschen Post betreibt, will er im Mai ganz dicht machen. Es lohne sich einfach nicht mehr. Im Schnitt erhalte er pro Paket 50 Cent Provision. Die sind allerdings schon wieder weg, wenn seine Mitarbeiterin für das Paket 90 Sekunden Arbeitszeit braucht. Kaplan hat den Vertrag mit der Deutschen Post schon gekündigt, ist aber bis zum Ende der Laufzeit im Mai verpflichtet, den Laden täglich mindestens drei Stunden lang geöffnet zu lassen.
„Wann soll ich denn mein Paket abholen, wenn ich erst nach Feierabend kann?“
Mehrfach machen Nutzer im Netz ihrem Ärger Luft: lange Wartezeiten, Öffnungszeiten katastrophal. "Kurz vor Weihnachten - ein Alptraum" - heißt es auf einem Portal.