Mehr als ein halbes Jahrhundert lang hat der Unternehmer Friedrich Erwin Rentschler bis zu seinem Tod 2018 zeitgenössische Kunst gesammelt - unter dem Namen FER Collection, benannt nach seinen Initialen. Viele der rund 550 Werke hingen auch im ehemaligen Wohnhaus von Friedrich Erwin Rentschler, das er eigens im Stadtpark von Laupheim in den 1960er Jahren in organischer Architektur bauen ließ. Die in den Hang hinein gebaute Villa schmiegt sich mit ihrem zeltartigen Dach in die Landschaft. Dieses "Gehäuse meiner Gedanken und Gefühle", wie es der Sammler nannte, kann nun exklusiv im Rahmen von Führungen mit maximal zehn Personen besucht werden.
"An diesem Ort ist diese Sammlung am authentischsten zu sehen und zu erleben."
Jüngst hat Stefanie Dathe, Direktorin des Museums Ulm, eine Besuchergruppe aus Memmingen durch die ungewöhnliche Sammlung im besonderen Ambiente geführt. Der Familiensitz der Rentschlers sei ein fantastischer Ort, an dem "die Sammlung am authentischsten zu sehen, zu erleben und zu zeigen" sei, so Dathe. Viele Kunstwerke sind im Auftrag eigens für dieses Haus entstanden.

Derzeit ist die Eröffnungsschau "Im Spiegel der Zeit" zu sehen: etwa ein Zehntel der FER Collection mit Werken, die sich mit dem Phänomen Zeit beschäftigen. Denn der Laupheimer Pharma-Unternehmer hatte nicht nur ein feines Gespür für die großen Kunstströmungen nach 1960 wie Arte Povera, Op-Art, Objekt- und Konzeptkunst, sondern auch ein besonderes Interesse an philosophischen Fragen, etwa über das Phänomen Zeit.

Sammler mit einem Faible für die "Neuen Wilden"
Im gemütlichen Ess-Zimmer setzt Stefanie Dathe als Kuratorin auf Kontraste: Zu den streng quadratischen Farbstudien von Josef Albers hängt sie ein großformatiges Seifenblasengemälde des "Neuen Wilden" Jiří Dokoupil, einem tschechisch-deutschen Künstler. Hier kommt der Zeitaspekt zum Tragen, dieser Moment, in dem die "pigmentierten Seifenblasen zerplatzen auf dieser schwarz grundierten Leinwand und dann ihre Farbspuren hinterlassen", erklärt die Kunsthistorikerin.
"Der Besuch ist ein Traum und ein doppelter Genuss!"
In der Gartenetage bespielt Hans-Peter Feldmann aus Düsseldorf einen eigenen Raum. Für seine Inszenierungen aus Fundstücken hat er auch Zinnsoldaten der Rentschler-Kinder verwendet. Die Figuren auf Drehtellern werfen imposante Schatten an die Wand. Im ehemaligen Schlafzimmer steht sinniger Weise das "Letto con fuoco", das Feuerbett des Konzeptkünstlers Jannis Kounellis. Dank einer angeschlossen Gasflasche wirft es wirklich eine Flamme und steht für die Vergänglichkeit. "Der Besuch ist ein Traum", lobt ein Kunstfreund aus Memmingen. "Diese Verbindung von Kunst und diesen Räumen und wie es eine Lebensgeschichte erzählt."
