Auch am Donnerstag herrschte Fassungslosigkeit beim Bushersteller in Neu-Ulm. Kein Mitarbeiter und keine Mitarbeiterin nehme die Nachricht zu den Sparplänen bei Evobus in Neu-Ulm und Mannheim gelassen auf, erklärte Matthias Hänisch, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender am Standort Neu-Ulm.
"Wir sind immer noch geschockt", sagte er dem SWR. Es herrsche eine gewisse Ratlosigkeit und Ängstlichkeit, ob das der Anfang oder schon das Ende ist. Hinzu komme für viele die Ungewissheit, wie es weitergehe.
Sozialverträglicher Abbau bei EvoBus geplant
Daimler Trucks, der Mutterkonzern von Evobus in Neu-Ulm, hat sich am Donnerstag zum geplanten Stellenabbau beim Omnibushersteller geäußert. Demnach steht fest, dass beide Standorte das Sparprogramm durchsetzen müssen. Für die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werde man sozialverträgliche Lösungen suchen, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme.
Wie viele Stellen abgebaut werden und an welchem Standort, teilte Daimler Trucks nicht mit. Die Standorte in Deutschland stünden aber nicht zur Diskussion. Was genau für Neu-Ulm geplant ist, dazu will der Betriebsrat Informationen sammeln. Dann werde man in Verhandlungen treten, erklärte Hänisch. "Wir werden für jeden Arbeitsplatz in Neu-Ulm und in Mannheim kämpfen."
Matthias Hänisch kritisiert, dass Sparen am Personal offenbar die einzige Strategie des Unternehmens sei, eine andere habe man noch nicht erkannt: "Wenn wir die Zahlen genauer vor uns liegen haben, werden wir aus Arbeitnehmersicht Gegenkonzepte unterbreiten." Man wolle sich nicht einfach geschlagen geben.
Arbeitsplätze ins Ausland verlagern
Nach Angaben der Gewerkschaft will die Daimler Truck AG bei ihrem Tochterunternehmen Evobus vor allem Arbeitsplätze verlagern. Am Standort Neu-Ulm sollen rund 600 Arbeitsplätze wegfallen. Mannheim soll es noch härter treffen. Von dort soll der komplette Bus-Rohbau nach Tschechien verlagert werden. In Mannheim würden dann rund 1.000 Arbeitsplätze wegfallen. Außerdem soll laut Gewerkschaft ein Großteil der Produktion nach Frankreich und in die Türkei verlagert werden.
Wachstumsziele bei Hauptversammlung bestätigt Volle Auftragsbücher und Lieferprobleme bei Daimler Truck
Daimler-Truck-Chef Martin Daum verbreitet bei der ersten Hauptversammlung des Unternehmens Optimismus. Die Auftragsbücher sind demnach voll - das dürfte die Beschäftigten in Wörth und Gaggenau freuen. Doch die steigenden Kosten für Rohstoffe und Energie trüben die Aussichten.
Evobus will Kosten von 100 Millionen Euro einsparen
Das Unternehmen will nach eigenen Angaben an den beiden Standorten in Neu-Ulm und Mannheim bis zum Jahr 2030 die Kosten um 100 Millionen Euro verringern und die Stellen sozialverträglich abbauen. Wie die IG Metall mitteilte, reagiert Evobus damit auf den gestiegenen Kostendruck. Zudem erhole sich die Nachfrage nur langsam.
Betriebsrat bei Evobus Neu-Ulm bemängelt fehlende Strategie
Man habe zwar Verständnis für die Situation, dennoch könne die Antwort nicht nur eine Verlagerung von Arbeitsplätzen sein, heißt es vom Betriebsrat bei Evobus in Neu-Ulm. Betriebsratsvorsitzende Andrea Reith bemängelt, dass eine Strategie für die beiden Standorte in Deutschland fehle.
Nur so könne man sich gegenüber den Wettbewerbern behaupten, man werde notfalls um jeden Arbeitsplatz kämpfen. Michael Braun von der IG Metall Ulm spricht von einer "echten Weichenstellung" für die beiden Standorte: "Unser Anspruch ist es, Konzepte mit dem Unternehmen zu besprechen, die eine Zukunftsfähigkeit beider Evobus Standorte und deren Arbeitsplätze beinhaltet." Gemeinsam mit dem Betriebsrat werde man für den Erhalt der Arbeitsplätze und die Zukunftschancen beider Standorte streiten.