Hexenverbrennung zu Dernburg im Jahre 1555 (zeitgenössischer Stich). (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance / dpa | Frm)

Programmpunkt nach heftiger Kritik gestrichen

Keine "Hexenverbrennung" beim Schlossfest Wasseralfingen

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Frank Polifke
Frank Polifke (Foto: SWR, SWR - Alexander Kluge)

Auf einem Mittelalterfest in Aalen-Wasseralfingen sollte dargestellt werden, wie eine Hexe verbrannt wird. Doch nach heftiger Kritik haben die Verantwortlichen den Programmpunkt gestrichen.

Die Darstellung einer Hexenverbrennung beim Schlossfest in Aalen-Wasseralfingen (Ostalbkreis) am kommenden Wochenende wurde nach teils heftiger Kritik aus dem Programm genommen. Das hat die Ortsvorsteherin des Aalener Stadtteils, Andrea Hatam (SPD), dem SWR bestätigt.

Die Organisatoren des Mittelalterfests hätten am Montagabend einstimmig beschlossen, die "Hexenverbrennung" ersatzlos zu streichen, heißt es in einer Pressemitteilung vom Dienstag. Ersatzweise wollen das Bezirksamt Wasseralfingen und der Verein Wasseralfinger Schloss noch vor den Sommerferien einen Vortrag zur Hexenverfolgung anbieten.

Ein beiger Flyer mit Fotos von Feuerkünstlern, der auf das "Historische Fest" Wasseralfingen hinweist (Foto: Bezirksamt Wasseralfingen, Verein Wasseralfinger Schloß e.V.)
So wird für das "Historische Fest" Wasseralfingen geworben.

"Hubert der Henker" beim Historischen Fest in Wasseralfingen

Einer der Akteure, die auf dem "Historischen Fest mit mittelalterlichem Markt" auftreten werden, nennt sich "Hubert der Henker". Verbunden mit seinem Namen ist auf dem Flyer für das Schlossfest der Programmpunkt "Hexenverbrennung" zu erkennen. Dieser Begriff habe in den letzten Tagen einen regelrechten Shitstorm verursacht, so Hatam. Dabei habe allerdings niemand mit ihr und dem Verein Wasseralfinger Schloss, dem Veranstalter des Historischen Fests, gesprochen, kritisiert die Ortsvorsteherin.

Auch Kritik von CDU und Grünen

Kritik an der geplanten Hexenverbrennungs-Darstellung war aber auch von den Fraktionen der CDU und der Grünen im Wasseralfinger Ortschaftsrat gekommen. Sigrun Huber-Ronecker wandte sich gegenüber dem SWR gegen den Programmpunkt.

"Das ist ein Familienfest, und da hat ein grausames Element, bei dem Folter gezeigt wird und unschuldige Frauen und auch Männer dem Wahn Hexenverfolgung erlegen sind, nichts zu suchen."

Die Grünen-Politikerin ärgert sich auch über mangelnde Kommunikation innerhalb des Vereins Wasseralfinger Schloss. Sie sei als Schriftführerin über den Programmpunkt nicht in Kenntnis gesetzt worden.

Hexenverfolgung im südwestdeutschen Raum verbreitet

Die Wasseralfinger Ortsvorsteherin sieht den umstrittenen Programmpunkt indes missverstanden. Er sei nicht als reines Spektakel geplant gewesen, so Andrea Hatam gegenüber dem SWR. Die Veranstalter hätten ihn vielmehr in eine Erläuterung der historischen Hintergründe der Hexenverfolgung einbetten wollen.

Was Hexenverfolgung betrifft, gebe es in der Tat Berührungspunkte mit Wasseralfingen, erklärt Frank Roder vom Planungsteam des Schlossvereins - und zwar gerade mit dem Schloss: In dem wurde im Jahr 1563 Johann Christoph von Westerstetten geboren. Als Fürstpropst von Ellwangen war er ein systematischer Hexenverfolger. Allein zwischen 1611 und 1613 fanden in Ellwangen rund 300 Hinrichtungen wegen Hexerei statt.

Programmpunkt nach Shitstorm gestrichen

Statt der ursprünglich geplanten Kombination aus szenischer Darstellung einer Hexenverbrennung und Erklärung der historischen Zusammenhänge werde es nun einen Vortrag zur Hexenverfolgung in Südwestdeutschland geben, teilen Bezirksamt und Verein Wasseralfinger Schloss mit. Der Termin steht noch nicht fest, soll aber noch vor den Sommerferien stattfinden.

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