Hier entsteht die Erweiterung für die Optik-Fertigung der nächsten Generation (Foto: SWR, Martin Miecznik)

Ministerpräsident Kretschmann bei Zeiss SMT in Oberkochen

Zeiss muss Strategien gegen drohende Gas-Knappheit entwickeln

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SWR Aktuell Autor Martin Miecznik (Foto: SWR)

Ein Arbeitstreffen auf Chef-Ebene: Ministerpräsident Kretschmann (Grüne) trifft den Chef des Zeiss-Konzerns, Karl Lamprecht, in Oberkochen. Es geht um Gas - und Computerchips.

Ort des Zusammentreffens war die SMT, der Standort der Zeiss-Fertigung von Computerchip-Maschinen. Es gab spannende Themen hinter verschlossenen Türen. Einerseits den boomenden Halbleiter-Bereich, der Zeiss ein ungebrochenes Wachstum beschert - andererseits das Sorgenthema Energie, insbesondere der Gasmarkt. Auch Zeiss befürchtet Auswirkungen, wenn es weniger Gas gibt. Wenn auch über Umwege.

Zeiss-Chef Karl Lamprecht (links) begrüßt Ministerpräsident Kretschmann  (Foto: SWR)
Zeiss-Chef Karl Lamprecht (links) begrüßt Ministerpräsident Kretschmann (Mitte)

Der Ministerpräsident bekam ordentlich was zu sehen bei seinem Besuch in der Zeiss-Abteilung SMT. Hier, wo die Maschinen gebaut werden, mit denen Computerchips hergestellt werden. Mit fast unvorstellbarer Präzision, aber leider nicht für die Blicke der Öffentlichkeit bestimmt. Denn es herrscht absolutes Fotografierverbot. Baden-Württembergisches Know-How soll daheim in Oberkochen bleiben. Insbesondere in einer so entscheidenden Schlüsseltechnologie wie der Halbleiterproduktion, erklärt Zeiss-Chef Karl Lamprecht.

"Viele Betriebsgeheimnisse patentieren wir auch nicht, die sind in den Köpfen der Mitarbeiter oder vielleicht in internen Dokumentationen, die wollen wir aber keinesfalls in die Öffentlichkeit bringen."

Der Ministerpräsident seinerseits hat etwas im Gepäck, was nicht nur für Freude sorgt. Die Energiefrage, befeuert durch den Alarm auf dem Gasmarkt.

"Bei wem wird wie lange abgeschaltet oder eingespart, oder dass er nur zeitlich begrenzt Gas bekommt, und welche Einrichtungen brauchen das, damit sie ihre Produktion weiterführen können, wenn die lebensnotwendig ist für die Gesellschaft."

Dass er mit solchen Aussagen die Gemüter nicht beruhigt, weder bei Firmen noch bei Privatpersonen, weiß Winfried Kretschmann. Auch um die Seite der Angst und Sorgen müsse die Landespolitik sich kümmern. Das tue sie.

Ministerpräsident Kretschmann (Grüne) bekam ordentlich was zu sehen bei seinem Besuch in der Zeiss-Abteilung SMT. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Stefan Puchner)
Ministerpräsident Kretschmann (Grüne) bekam ordentlich was zu sehen bei seinem Besuch in der Zeiss-Abteilung SMT.

Energiefrage auch entscheidend für Zeiss

Das Thema Energie ist auch für Zeiss entscheidend. Zwar ist der Konzern an seinen zehn deutschen Standorten nicht so sehr vom Gas abhängig wie andere Branchen - aber Anlass zur Entwarnung sieht Karl Lamprecht keineswegs. Über die Zulieferer kommt das Problem doch unmittelbar ins Haus, insbesondere dort, wo es um das bei Zeiss unverzichtbare Glas geht.

"Wir brauchen ja Glas-Materialien, die wir dann bearbeiten, mit denen wir unsere optischen Systeme fertigen, und wenn wir kein Material bekommen, können wir auch nicht mehr fertigen. Das heißt, wir sind schon betroffen durch die Zuliefer-Struktur."

Eine mögliche Energiekrise trifft den Oberkochener Optik- und Elektronikkonzern in einer Phase starken Wachstums. 7,5 Milliarden Euro Umsatz hat Zeiss zuletzt gemacht, 2,3 Milliarden davon allein mit der Halbleiter-Technik. Der Standort wächst - in einer Grafik ist zu sehen, was alles neu gebeut werden soll oder schon gebaut wird. 5.700 Mitarbeiter hat allein die SMT - die Semiconductor Manufactoring Technology. Der Konzern weiß sich wertgeschätzt von der Landesregierung, die stolz darauf ist, einen derartigen Hochtechnologie-Standort im Land zu wissen.

Zeiss-Neubaupläne beim SMT-Standort Oberkochen (Foto: SWR, Martin Miecznik)
Zeiss-Neubaupläne beim SMT-Standort Oberkochen. Alle Gebäude mit hellblauen Dächern stehen noch nicht.

Zeiss selbst arbeitet bereits daran, Gas dort wo es möglich ist durch Öl zu ersetzen. Bei anderen Firmen darf man darauf warten, wer als erster bekannt gibt künftig freiwillig weniger Gas zu verbrauchen als bisher.

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