Am Ulmer Eselsberg haben am Montagmorgen Klimaaktivistinnen und - aktivisten Bäume in einem Waldstück neben der Uniklinik Ulm besetzt. Sie wollen damit nach eigenen Angaben gegen die geplante Rodung von 150-jährigen Eichen protestieren. Die jungen Erwachsenen und Jugendlichen stiegen mit Klettergurten in die Bäume und begannen dort, provisorische Plattformen zu errichten. Die Bäume sollen einem neuen Bettenhaus der Klinik weichen. Die Aktivisten begründen ihre Aktion damit, dass die Stadt Ulm zuvor alle alternativen Bauvorschläge der Klinik abgelehnt habe, so auch einen Neubau auf einem Parkplatz.
Bauherrin ist die Uniklinik
Auch wenn die Klimaaktivisten sich mit ihrer Kritik direkt an die Stadt wenden, so ist diese in dem Fall nur eine Genehmigungsbehörde. Bauherrin dagegen ist die Uniklinik und somit das Land Baden-Württemberg. Beide wollen sich aber weder zu den Plänen noch zu der Besetzung äußern. Das Land könnte demnach auch "eine Räumung seines Eigentums durch die Polizei veranlassen", so die Stadt Ulm auf SWR-Anfrage. Die Stadt wolle sich dagegen nicht einmischen.
Ulmer Baubürgermeister: Fällung "schweren Herzens" beschlossen
Der Ulmer Baubürgermeister Tim von Winning sagte am Montagmittag dem SWR, die Stadt habe zusammen mit der Uniklinik viele "schonendere Eingriffe" geprüft, diese aber wegen zu erwartender Nachteile für bestehende Patientenzimmer verworfen. Nun habe man sich "schweren Herzens" dazu entschieden, fünf bis sieben Eichen zu fällen, so von Winning. Es handele sich dabei um einen demokratisch legitimierten Prozess. Die Stadt Ulm sei zudem gesetzlich dazu verpflichtet, "diesen Eingriff in die Baumstruktur" an anderer Stelle wieder auszugleichen.
Aktivisten: "Stadt will offenbar Fakten schaffen"
Die Aktivistinnen und Aktivisten hatten am Samstagabend Markierungen an Bäumen entdeckt, die auf die Fällung hindeuten. Die Stadt wolle offenbar Fakten schaffen, so die Befürchtung der jungen Leute. Sie wollen dort so lange ausharren, bis die Stadtverwaltung die geplante Rodung aufgibt, erklärte die Sprecherin der Aktivistengruppe, Charlie Kiehne. Bis zum 1. März, dem Ende der Rodungszeit, wollen die Aktivisten dort bleiben.
"Es kann nicht sein, dass in Zeiten der Klimakrise Bäume gefällt werden. Jeder Baum zählt."
Die Aktivistengruppe geht noch davon aus, dass das Bettenlager als Provisorium aus Containern gebaut werden soll. Dass für eine Übergangslösung alte Eichen gefällt werden müssen, kritisiert Charlie Kiehne. "So ein Wald wächst auch nicht mehr so schnell nach", so die 19-jährige Klimaaktivistin.
Bettenhaus kein Provisorium
Die Stadt weist in einer offiziellen Mitteilung die Darstellung der Aktivistinnen und Aktivisten "in allen Punkten zurück". Bei dem geplanten Bettenhaus handelt es sich nicht um Container, sondern um einen Bau in Modulbauweise, der jahrzehntelang dort stehen und für weitere Sanierungen als Ausweichquartier dienen soll.