"Wenn Sie mit Blutwurst Gemetzel verbinden und nicht nur Metzger, dann werden Sie auch glücklich."
Mit großer Operngeste singen kann er ja, der Schwartenmagen. Aber wirklich sympathisch ist dieser Hauptakteur nicht. Ein wurstiger Nimmersatt, umgeben von blau-lila Gedärm, der den Kindern den Kühlschrank leerfrisst. Veganer werden sich prächtig amüsieren. Aber selbst Wurstfans kommen auf ihre Kosten, verspricht Regisseur Ulrich Proschka: "Denn die Kinder finden 'ne schöne Lösung, um den übergriffigen Schwartenmagen final um die Ecke zu bringen."

Es geht also handfest zur Sache in dieser Kinderoper. Der fette Fiesling besetzt den Kühlschrank und will den Plan der Kinder Hagen und Lisa durchkreuzen, ihrem Vater einen Geburtstagskuchen zu backen. Dabei spielt der tänzelnde Schwartenmagen die Kinder geschickt mit Psychotricks gegeneinander aus. Irgendwann aber verstehen die beiden Kinder das gemeine Spiel des Schwartenmagens. Und drehen den Spieß um.
Junge Oper "Wurst": Alles spricht die Kinder ganz direkt an
Das ist das Schöne an dieser Kinderoper: Vordergründig geht es um eine Küchenschlacht zum Mitsingen. Es wird gereimt, gerülpst und gerappt. Doch die Ebene dahinter ist: Es geht ums Übergriffige, um Tyrannei. Das eine Kind sagt: Wir müssen dem Schwartenmagen was zu essen geben, dann gibt er Ruhe. Das andere Kind sagt: nein, sonst wird er immer noch gefräßiger. Erschreckend, wie das auf die momentane Situation in der Ukraine passt, sagt Ulrich Proschka. "Namen muss ich, glaube ich, nicht nennen. Jeder weiß, auf welche Situation und welche Blutwurst wir damit anspielen."
Die Kinderoper "Wurst" spannt einen weiten Bogen - auch musikalisch: Da werden jede Menge Opernzitate verwurstet, mal klingt Tristan an, mal der Rosenkavalier. Das Stück ist skurril und vielschichtig, aber bewusst immer nahe an den Kindern.

Die Inszenierung sprüht vor Ideen: Die Rhythmen mit dem Schneebesen, die schräge Kücheneinrichtung, die Stimmen, die so mitreißen wie die tänzerischen Einlagen. Das alles ist grandios - auch für Erwachsene. Regisseur Ulrich Proschka jedenfalls fühlt sich bestätigt - in seiner Abneigung gegen Schwartenmagen: "Den hab' ich schon als Kind nicht gemocht. Und nach dem Stück werde ich auch keine gesteigerte Lust verspüren, mich darin weiterzubilden."