Ein kleines Mädchen im Jeanskleid steckt kopfüber in einer überdimensionalen Kartoffel: Kopf und Hände sind vollständig in der dicken Knolle verschwunden. Richtet man den Blick auf die dicke Kartoffel, die in etwa genau so groß ist wie das Mädchen selbst, kann man sich fragen: Wer frisst hier wen? Das Mädchen die Kartoffel oder eher umgekehrt?
Die skurrile Skulptur des niederländischen Künstlers Hans van Meeuwen stellt die Größenverhältnisse auf den Kopf, sagt Isabel Greschat, die Leiterin des Museums Brot und Kunst: Die Kartoffel wird groß, der Mensch hingegen klein. Denn eigentlich hat sich der Mensch in dieser Welt ja viel zu groß gemacht: "Das wächst uns ja über den Kopf", sagt Greschat. Die Idee, sich ein wenig zurückzunehmen, den Dingen mit etwas mehr Respekt zu begegnen, sei wichtig und reizvoll.
Museum Brot und Kunst: 1.632 Chipstüten als Symbol für Massenkonsum
Die Ausstellung im Museum Brot und Kunst spielt mit dem Witzigen und Skurrilen. Man muss einfach lächeln, wenn man durch das Museum geht. Und das wiederum öffnet die Besucherinnen und Besucher auch für die ernsten Themen: Etwa unsere unbändige Fresslust, die Müllberge, die durch Chipstüten entstehen. Thomas Rentmeister hat 1.632 leuchtend rote, volle Chipstüten gestapelt – als Symbol für den Massenkonsum.
Wenn alles vorbei ist, werden die Chipstüten übrigens verschenkt. Das ist das Schöne der Ausstellung: Die Macherinnen präsentieren Kunst der Gegenwart, aber Berührungsängste können da gar nicht aufkommen. Das liegt vielleicht auch am Image der Kartoffel selbst.
Wer durch die von der jungen Kuratorin Ella Platschka zusammengetragenen Ausstellung geht, wird hinterher anders in die Kartoffel beißen. Und das gehört übrigens auch zum Begleitprogramm: Anfang August gibt es einen Kunstschmaus im Museum, Ende August ein Kartoffelfeuer in der Wilhelmsburg. Außerdem haben die Museumsleute in der Ulmer Olgastraße einen kleinen Kartoffelacker mit seltenen Sorten angelegt. Im September soll gemeinsam mit Besucherinnen und Besuchern geerntet werden.