Gerade junge, geflüchtete Männer zwischen 18 und 27 Jahren seien häufig in einer besonders schwierigen Situation, so Uwe Sandlos, Sozialarbeiter beim Verein Oberlin e.V.. Nicht selten hätten sie keine andere Wahl gehabt, als ihre Heimat zu verlassen. Hier angekommen stellten sich neben dem Erlernen der Sprache häufig viele andere Probleme. Sandlos kennt inzwischen viele Schicksale junger Geflüchteter, denen der Verein über das Projekt "Look Ahead" (zu deutsch "schau voraus") unter die Arme greifen will.

Bei dem Modellprojekt gehe es vornehmlich um die Arbeit mit jungen Männern, die bereits durch riskante Verhaltensweisen auffällig geworden sind oder durch bestehende Angebote bislang nicht ausreichend erreicht werden konnten. "Ich denke da zum Beispiel an einen jungen Mann aus Gambia, Mitte 20, der seit fünf, sechs Jahren in Deutschland ist. Er hat in Afrika als Lkw-Fahrer gearbeitet, ist wohl aufgrund von Fluchtgeschichten an Drogen gekommen, vermutlich zur Problembewältigung. Und der dann durch übermäßigen Cannabisgebrauch Psychosen entwickelt hat." Später sei er durch Schlägereien aufgefallen. Solchen jungen Menschen möchte das Projekt bei der Bewältigung des Alltags helfen, um neue Wege zu beschreiten.
Das Wichtigste - Vertrauen aufbauen
Sozialarbeiter wie Uwe Sandlos und sein Team vom Oberlionhaus in Ulm gehen bei ihrer Arbeit zunächst dorthin, wo sich junge Geflüchtete aufhalten: "Aufsuchen heißt, sie zusammen mit der mobilen Jugendarbeit im Innenstadtbereich von Ulm an bestimmten Treffpunkten der Jugendlichen aufzusuchen. Wir gehen aber auch zu jemanden nach Hause, wenn er eine Wohnung hat."
Dabei gehe es zunächst darum, erste Kontakte zu knüpfen und Vertrauen aufzubauen. Das sei gar nicht so einfach, wenn man die Sprache des anderen nicht spricht, so Sandlos: "Manchmal hilft das Handy mit einer Übersetzer-App, manchmal kommen andere Geflüchtete zum Dolmetschen."

Später unterstütze man die Geflüchteten im Alltäglichen, um bürokratische Hürden zu nehmen oder sich bei Job- und Wohnungssuche zurechtzufinden und sich in die Gesellschaft zu integrieren. Langfristig erhoffe man sich über das Projekt, ein Abdriften in die Straffälligkeit von Geflüchteten zu verhindern.
Fachliche Unterstützung vom Diakonischen Werk
Vor eineinhalb Jahren hat das Diakonische Werk Württemberg das Modellprojekt angeschoben, unter dem Motto "männlich.jung.geflüchtet“. Die Gelder für solche Projekte kommen vom Baden-Württembergischen Sozialministerium. Neben Ulm gibt es weitere fünf Standorte im Land, so Phillipp Löffler zuständig für das Projekt bei der Diakonie Württemberg. Sie begleitet die Projektstandorte fachlich.
In Ulm werden laut Sozialarbeiter Uwe Sandlos inzwischen 50 männliche Geflüchtete betreut. Der Verein engagiert sich als Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung seit über 60 Jahren in der Region Ulm und dem Alb-Donau-Kreis. Dort arbeitet man auch mit den Migrationsdiensten und Flüchtlingsunterkünften zusammen.