Tausende Geflüchtete aus der Ukraine galt es zu registrieren. Die fielen bisher unter das Asylbewerberleistungsgesetz und wurden von den Landratsämern betreut. Ab dem 1. Juni sind die Jobcenter zuständig, denn dann bekommen die Geflüchteten Grundsicherung. Sprich: Sie werden nach dem Beschluss der Bundesregierung wie anerkannte Asylbewerber finanziell unterstützt und erhalten die gleichen Leistungen wie Hartz-IV-Empfänger. Das befürchtete Umstellungschaos ist nach einer ersten Bilanz aus Aalen und Heidenheim ausgeblieben, in Stress gerieten die Beschäftigten der Jobcenter in den vergangenen Wochen aber schon.
Ukraine-Flüchtlinge müssen Antrag auf Grundsicherung stellen
Der größte Andrang war am Dienstagmittag im Jobcenter in Aalen allerdings bereits vorbei. Am Eingang bei der Infotheke steht Tatjana Vovk. Sie hat einiges hinter sich: Flucht vor dem Krieg in der Ukraine, einige Tage Aufenthalt in der Landeserstaufnahmestelle in Ellwangen, jetzt wohnt sie in einem Wohnheim in Schwäbisch Gmünd. Und jetzt kommt sie so richtig an, in der deutschen Bürokratie: Antrag auf Grundsicherung - ein umfangreiches Formular, das sie aber gerne ausfüllt.
Das wollen die meisten Geflüchteten, so sie nicht schon einen Arbeitsplatz gefunden haben in der kurzen Zeit, in der sie hier sind. Und das bedeutete Überstunden für die Beschäftigten des Jobcenters in Aalen. Geschäftsführer Thomas Koch sagt, dass sie in den letzten Wochen so viele Neuanträge bearbeitet haben wie sonst in einem ganzen Jahr - nämlich 1.000 Stück. Aber da endet der Aufwand noch nicht.
Jobcenter hilft Geflüchteten bei Sprachkursen und Kinderbetreuung
Denn die Geflüchteten müssen nicht nur erfasst, sondern auch für den deutschen Arbeitsmarkt qualifiziert werden und deutsch lernen. Sie brauchen ein Konto und eine Kinderbetreuung, um arbeiten zu können. Das Jobcenter greift hier unter die Arme - tausendfach. Der Arbeitsmarkt in der Region könnte langfristig davon profitieren, sagt Koch. Der Geschäftsführer des Jobcenters in Aalen geht davon aus, dass mindestens die Hälfte der Geflüchteten in Deutschland bleiben wird. Einige könnten dringend benötigte Arbeitsplätze in der Pflege besetzen.
Jobcenter Heidenheim: 1.000 Neuanträge von Ukraine-Flüchtlingen
Auch im Jobcenter Heidenheim gingen rund 1.000 Neuanträge von Geflüchteten ein. Das bedeutete Überstunden und Samstagsarbeit für die Beschäftigten, allein für die Registrierung. Bis zum ersten Mal Geld fließt, dauert es aber noch etwas. Erst müssten viele Geflüchtete von den Ausländerbehörden die so genannte Fiktionsbescheinigung bekommen, einen vorläufigen Aufenthaltstitel, so Geschäftsführer Albert Köble. So habe man ein bisschen mehr Luft bei der Bearbeitung, weil das nach und nach in den nächsten Wochen geschehen soll.
Dass sich alle so für sie ins Zeug legen, nehmen die Geflüchteten durchaus wahr. Die 21-jährige Iryna Potiienko hat sich am Dienstag in Aalen mit ihrer Mutter Nataliia beim Jobcenter registriert. Das Jobcenter helfe ihnen herauszufinden, was zu tun sei, und wie das alles funktioniere.