Staatsanwaltschaft Ulm

Antisemitische Schmierereien in Langenau: Wenig Hoffnung auf Aufklärung

Stand

Von Autor/in Dennis Bechtold

Die Staatsanwaltschaft Ulm hat am Donnerstag auf das vergangene Jahr zurückgeschaut. Neben deutlich steigenden Fallzahlen waren auch die Schmierereien in Langenau noch einmal Thema.

Im Rückblick der Staatsanwaltschaft Ulm auf das vergangene Jahr ist am Donnerstag auch ein aktueller Fall Thema gewesen: Die antisemitischen Schmierereien in Langenau vergangenes Jahr und die schiefgelaufene Kommunikation der Staatsanwaltschaft vor wenigen Tagen.

Lehr: "Justiz nicht auf dem rechten Auge blind"

Der leitende Oberstaatsanwalt Christof Lehr hat sich bei der Pressekonferenz für die Fehleinschätzung in diesem Fall entschuldigt. "In dem Verfahren ist alles schief gelaufen", fasst er die vergangenen Tage zusammen. Ein Kollege habe "eine falsche Entscheidung" getroffen und fälschlicherweise kommuniziert, dass die Ermittlungen eingestellt worden wären, um Ressourcen zu sparen.

In Wahrheit hat die Staatsanwaltschaft Ulm allerdings nur die Ermittlungen gegen einen Tatverdächtigen vorerst eingestellt, da nicht mehr als ein Anfangsverdacht vorliege. Gegen Unbekannt werde allerdings weiter ermittelt, auch wenn Lehr wenig Hoffnung hat, den Täter zu finden. "Das ist sehr bedauerlich."

Antisemitismus kann in Deutschland keine Heimat haben und wir verfolgen das mit aller Härte.

Gegen Vorwürfe, die Justiz sei auf dem rechten Auge blind, wehrt sich der Oberstaatsanwalt. "Antisemitismus kann in Deutschland keine Heimat haben und wir verfolgen das mit aller Härte." In diesem Fall war allerdings die Kommunikation "unterirdisch." Der Kollege habe das auch eingesehen, "ihm passiert es nicht mehr", so Lehr.

Steigende Fälle im Bereich der Staatsanwaltschaft Ulm

Nicht nur wegen der Schmierereien in Langenau hat die Staatsanwaltschaft Ulm alle Hände voll zu tun. Es sind rund zehn Prozent mehr Verfahren eingegangen als noch im Vorjahr, in fast allen Bereichen der Straftaten. "Das belastet uns natürlich deutlich", so Lehr, der für die stark gestiegenen Zahlen noch keine richtige Erklärung hat.

Christof Lehr, leitender Oberstaatsanwalt in Ulm bei der Jahrespressekonferenz der Staatsanwaltschaft Ulm
Der Leitende Oberstaatsanwaltschaft Christof Lehr hat seine letzte Jahrespressekonferenz gegeben - er geht in den Ruhestand.

Besonders Taten in Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen seien auf dem Vormarsch. Zwar sei die Staatsanwaltschaft auch sensibler im Umgang damit geworden. Das würde diesen Anstieg von psychisch erkrankten Tätern aber nicht erklären.

Wichtig ist Lehr in dem Zusammenhang zu erwähnen, dass Verurteilte mit psychischen Erkrankungen keinen "Hotelvollzug" bekommen. "Die forensische Psychiatrie hat genauso Gitter vor den Fenstern und es ist eigentlich keine Endstrafe absehbar." Als Beispiel nennt Lehr einen Mann, der seit 35 Jahren in der Psychiatrie untergebracht ist und noch immer keine Chance hat, in absehbarer Zeit auf freien Fuß zu kommen, "weil er einfach so gefährlich ist."

Entlastung durch das Cannabisgesetz?

Einen Rückgang gab es bei den Drogendelikten. Das wiederum sei einfach zu erklären, es fallen durch das neue Cannabisgesetz einige Straftaten weg. Beschäftigt habe dieses Gesetz die Staatsanwaltschaft Ulm dennoch sehr.

Durch die Amnestie-Regelung habe sich ein Kollege über einen Monat durch alte Verfahren arbeiten müssen, erklärt Lehr. Für den Oberstaatsanwalt ein Ärgernis. "Die Menschen haben damals Unrecht getan, haben gegen geltendes Recht verstoßen und deshalb ist mir persönlich jetzt nicht richtig einleuchtend, warum dann im Nachhinein ein Rabatt gegeben werden soll."

Ulm

Rund 280 Autos beschädigt Sabotage-Serie mit Bauschaum im Auspuff: Jetzt fünf Verdächtige

Etwa 280 Autos in mehreren Bundesländern wurden mit Bauschaum beschädigt. Sicherheitskreise gehen von einer gezielten Sabotageaktion aus, beauftragt von einem ausländischen Geheimdienst. Jetzt wird eine weitere Person verdächtigt.

Rückblick auf aufsehenerregende Fälle

Bei der Jahrespressekonferenz blickt die Staatsanwaltschaft traditionell auch immer auf Fälle, die besonders schwer, bewegend oder kurios waren. Wie zum Beispiel der Bauschaum-Fall, bei dem die Ermittlungen nach wie vor laufen und die Verdächtigen mit russischer Spionage in Verbindung gebracht werden.

Besonderes Augenmerk richtet die Staatsanwaltschaft Ulm auch auf Schockanrufer. Das sei noch immer "ein Riesenproblem", das man nicht richtig in den Griff bekomme. Trotz eines kürzlichen Erfolgs: Ein vermeintliches Opfer erkannte die Betrugsmasche schnell. Es stimmte einem Treffen mit den Tätern dennoch zu und bestellte dann die Polizei zum Treffpunkt. Von einer Nachahmung rät die Staatsanwaltschaft jedoch ab. Man solle sich auf keinen Fall in Gefahr bringen.

Ulm

Behördenchef: "Haben das Verfahren nicht eingestellt, weil wir Ressourcen sparen wollten" Schmierereien in Langenau: Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Unbekannt

Die Staatsanwaltschaft Ulm widerspricht dem Vorwurf, sie habe die Ermittlungen wegen antisemitischer Schmierereien in Langenau eingestellt, "um Ressourcen zu sparen". In der Sache werde durchaus weiterermittelt.

Langenau

Nach Parolen an Rathaus und Kirche Judenfeindliche Schmierereien in Langenau: Ermittlungen gegen Tatverdächtigen eingestellt

Ein 29-Jähriger soll für judenfeindliche Schmierereien in Langenau im Dezember 2024 verantwortlich sein. Warum das Ermittlungsverfahren dennoch vorerst eingestellt wurde.

SWR Aktuell Baden-Württemberg SWR BW

Langenau

Staatsanwaltschaft Ulm stellt Ermittlungen ein Meinung: Ressourcen schonen trotz antisemitischer Schmierereien in Langenau

Weil der Tatverdächtige in einem anderen Strafverfahren wohl eine Haftstrafe bekommt, stellt die Staatsanwaltschaft Ulm ein Verfahren wegen Volksverhetzung ein. Eine Fehlentscheidung, meint Alena Lagmöller aus der ARD-Rechtsredaktion..

Reportagen, Shorts und Erklärvideos SWR Aktuell nun mit eigenem YouTube-Kanal am Start

Ab sofort ist SWR Aktuell auch bei YouTube mit einem eigenen Kanal zu finden. Damit ist die Nachrichtenmarke des SWR künftig neben Instagram und Facebook auch auf der wichtigsten Nachrichtenplattform präsent. 

Südwesten

Aktuell, regional, multimedial Die SWR Aktuell-App - Nachrichten auf Handy und Tablet

Die SWR Aktuell-App bringt aktuelle und regionale Nachrichten aus dem Südwesten aufs Smartphone und Tablet. Alle Details zur App und die Links zum Download gibt es hier.

Baden-Württemberg

Die wichtigsten News direkt aufs Handy SWR Aktuell Baden-Württemberg ist jetzt auch auf WhatsApp

Der WhatsApp-Kanal von SWR Aktuell bietet die wichtigsten Nachrichten aus Baden-Württemberg, kompakt und abwechslungsreich. So funktioniert er - und so können Sie ihn abonnieren.

Baden-Württemberg

SWR Aktuell - der Morgen in Baden-Württemberg Jetzt abonnieren: Newsletter mit BW-Nachrichten am Morgen!

Sie wollen morgens auf dem neuesten Stand sein? Dann abonnieren Sie "SWR Aktuell - der Morgen in BW". Die News aus Ihrem Bundesland ganz bequem in Ihrem Mailpostfach.