In Sachen Inzidenz ist die Stadt Ulm momentan Spitzenreiter in der Region: Der Wert beträgt laut RKI 1.196 (Stand Mittwoch). Gleich darauf folgen der Landkreis Neu-Ulm (1.019) und der Alb-Donau-Kreis (1.000). Allerdings liegt die Inzidenz bei Kindern bis 14 Jahren in der Stadt Ulm offiziell bei 2.478. Sie ist damit deutlich höher.

Diese Entwicklung deckt sich mit den Erfahrungen des Kinderarztes Klaus Rodens aus Langenau (Alb-Donau-Kreis). In den Arztpraxen seien unter den Infizierten derzeit deutlich mehr Kinder und Jugendliche, sagte er im Interview. Zudem sind Kinder im Vergleich zu Erwachsenen eine relativ kleine Bevölkerungsgruppe, daher steigt die Inzidenz auch schneller. Das bedeutet: Kinder haben derzeit ein besonders hohes Ansteckungsrisiko, gleichzeitig gehören sie zu der Gruppe, die am seltensten durch eine Impfung geschützt wird.
"Wir haben in der Woche in der Praxis im Moment 40 bis 50 positive getestete Kinder und Jugendliche. ... Wir werden wahrscheinlich Mitte Februar den Gipfel erreichen, und der wird vor allem die Jüngeren betreffen."
Denn die Virusvariante Omikron scheint bei Kindern sehr viel leichter Fuß zu fassen als bei Erwachsenen, so der Arzt weiter. Von 1.515 neuen Fällen im Stadtkreis Ulm sind 428 davon Kinder bis 14 Jahre (siehe Grafik).
Keine Schulschließungen in der Region
Schülerinnen und Schüler am Schubart-Gymnasium in Ulm müssen sich, wie an allen anderen Schulen auch, regelmäßig auf eine mögliche Infektion mit dem Coronavirus testen. Bei einem positiven Schnelltest muss ein PCR-Test gemacht werden. Und da nehmen laut Schulleiterin Martina Lutz die Positiv-Fälle zu.
"Es hält sich aber alles noch in Grenzen. Wir mussten bisher keine besonderen Maßnahmen ergreifen."
Nach Angaben des Gesundheitsamtes in Ulm gibt es derzeit Ausbrüche mit mehreren Infizierten an den insgesamt 26 Schulen und 14 Kindertageseinrichtungen im Stadtkreis Ulm und im Alb-Donau-Kreis (Stand: 25.01.). Eine komplette Schule ist in der Region aber bislang nicht geschlossen. So eine Entscheidung liege bei der Einrichtungsleitung und der zuständigen Schulbehörde, wenn der Betrieb aufgrund von vielen Infektionen nicht mehr aufrecht erhalten werden kann.
Gesundheitsamt: "Infektionsgeschehen ist diffus"
Im Moment sei das Ausbruchsgeschehen in Schulen und Kitas noch moderat, sagte Daniela Baumann vom Landratsamt des Alb-Donau-Kreises. Die Infektionen an Schulen und Kitas machen gerade mal fünf Prozent des gesamten Infektionsgeschehen im Kreisgebiet und in der Stadt Ulm aus. Bei anderen Wellen waren es zwanzig Prozent und mehr.
Ein Großteil der Ausbrüche geschehe im Privaten, so die Sprecherin. Das Infektionsgeschehen sei sehr diffus, ein klarer Pandemietreiber sei nicht zu erkennen. Zu beachten ist dabei, dass das Gesundheitsamt nur noch große Ausbrüche verfolgt, also erst, wenn fünf Schülerinnen und Schüler oder jeder Fünfte einer Klasse oder einer Gruppe infiziert sind.
Rückläufige Anfragen bei Kinderimpfungen
Die Zahl der Geimpften sei bei den Jugendlichen vergleichsweise hoch, erklärte der Langenauer Kinderarzt Klaus Rodens. Auch bei den Kleinen sei die Nachfrage am Anfang groß gewesen. Jetzt seien die Zahlen jedoch rückläufig, sowohl in Arztpraxen als auch in Impfzentren.
Gründe dafür gibt es verschiedene: Infiziert sich ein Kind, sind die Symptome meist mild. Viele Kinder sind zudem schon infiziert und können deshalb momentan nicht geimpft werden. Hinzu kommt eine gewisse Verunsicherung bei vielen Eltern durch widersprüchliche Aussagen der Politik und in Expertenkreisen.
Die Ständige Impfkommission empfiehlt Impfungen gegen das Coronavirus für fünf- bis elfjährige Kinder mit chronischer Erkrankung sowie für Kinder, die Angehörige oder enge Kontaktpersonen mit hoher Gefährdung für einen schweren Verlauf einer Corona-Erkrankung in ihrem engen Umfeld haben. Es können auch gesunde Kinder geimpft werden, wenn der Wunsch der Eltern da ist.