Auch Stadtwerke zwischen Ulm und Aalen befürchten zunehmend, dass sie selbst in Schieflage geraten, weil ihre Kunden die Rechnungen nicht mehr bezahlen können. Dabei müssten die Stadtwerke höhere Preise verlangen, weil der Einkauf für sie erheblich teurer geworden ist, erklärt der Geschäftsführer der Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm und Vorsitzende der Landesgruppe des Verbands kommunaler Unternehmen, Klaus Eder.
SWR Aktuell: Sie sagten der Deutschen Presse-Agentur, das manchen kommunalen Versorgungsunternehmen die Insolvenz drohen könnte. Wie gut oder schlecht geht es momentan den Stadtwerken Ulm/Neu-Ulm?
Klaus Eder: Den Ulmer Stadtwerken geht es momentan noch relativ gut. Wir kommen mit der Situation erst mal gut klar. Sollte sie aber länger andauern, dann wird es auch für uns in Ulm schwierig, weil wir hohe steigende Energiekosten erst einmal vorfinanzieren müssen. Und das wird ein großes Problem für alle Stadtwerke, auch für die Stadtwerke in Ulm.
SWR Aktuell: Sie müssten von ihren Kunden also noch viel mehr verlangen?
Eder: Ja, das ist in der Tat so. Und das ist auch die Sandwich-Position, in der wir sind, weil wir dem Kunden die höheren Preise mitteilen und sie auch umsetzen müssen. Und das bereitet uns keine Freude, jetzt mit dieser Botschaft auf die Kunden zugehen zu müssen.
SWR Aktuell: Heißt das konkret, dass in naher Zukunft noch höhere Preise für die Verbraucher zu erwarten sind?
Eder: Ja, wir gehen davon aus, dass in nächster Zeit weitere Preisanpassungen stattfinden werden. Stadtwerke haben ja langfristig beschafft und wir konnten viele der Preissteigerungen dämpfend abfedern. Durch das langanhaltende Hochpreisniveau sind wir jetzt aber tatsächlich gezwungen, die Preise nach oben hin anzupassen.
SWR Aktuell: Wie schlimm wäre es für Sie, wenn fünf Prozent Ihrer Kunden ihre Gasrechnung nicht mehr bezahlen könnten?
Eder: Das wäre schlimm, weil wir als kommunales Unternehmen einen Versorgungsauftrag haben. Das heißt, wir haben uns zum Ziel gemacht, die Menschen so mit Energie zu versorgen, dass sie auch bezahlbar bleibt. Wenn das nicht mehr gelingt und fünf Prozent unserer Kunden nicht mehr zahlen könnten, dann bedeutet das einen Verlust von rund 15 Millionen bis 17 Millionen Euro.
SWR Aktuell: Und das wäre natürlich schon eine gewaltige Summe. Der Städte- und Gemeindebund hat zuletzt vor Stromausfällen in Deutschland gewarnt. Ist das aus Ihrer Sicht Panikmache oder doch auch eine realistische Gefahr?
Eder: Die größere Herausforderung haben wir derzeit tatsächlich in der Gasversorgung. Wir brauchen über den Winter genügend Erdgas, so dass wir im Gasnetz über die Runden kommen. Unsere Stromnetze, insbesondere in Ulm und Neu-Ulm, sind sehr stabil. Wir sind eine Großstadt, wir sind industriell geprägt. Da sind die Stromleitungen in der Regel gut ausgebaut. Das kann sich auf dem Land anders darstellen. Aber vom Grundsatz her gehe ich davon aus, dass unsere Stromnetze stabil sind und mit den Herausforderungen der Zukunft gut umgehen können.