Beachtliches Lebenswerk von Karl Neef: Gründer des Kinderwerks Lima verstorben (Foto: Pressestelle, Kinderwerk Lima)

Interview mit dem früheren Mitarbeiter Jürgen Burst zum Tode von Karl Neef

Heidenheim: Gründer des Kinderwerks Lima gestorben

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Maja Nötzel
SWR-Aktuell Redakteurin Maja Nötzel (Foto: SWR)

Der Gründer des Heidenheimer Kinderwerks Lima Karl Neef ist kurz vor seinem 98. Geburtstag am Samstag gestorben. Er hatte das Hilfswerk Ende der 1960er Jahre gegründet.

Der Gründer des Heidenheimer Kinderwerks Lima Karl Neef ist kurz vor seinem 98. Geburtstag am Samstag gestorben. Der evangelische Pfarrer hatte das Hilfswerk Ende der 1960er Jahre gegründet und nach der peruanischen Hauptstadt Lima benannt. An die Anfänge erinnert Mitarbeiter Jürgen Burst im SWR-Interview.

SWR Aktuell: Herr Burst, um einen Eindruck vom Lebenswerk von Pfarrer Neef zu bekommen: Wie hat dieses Hilfswerk angefangen?

Jürgen Burst: Karl Neef war ein begnadeter Prediger und Pfarrer einer ganz normalen Landeskirche im evangelischen Heidenheim. Dort kamen viele Leute hin, er hat Prediger aus aller Herren Länder eingeladen: Entwicklungshelfer, Missionare. Einer davon war ein Doktor. An diesem Abend waren bestimmt 400 Leute da, man hat Lautsprecher in die Bäume des Pfarrgartens gehängt, und der Doktor erzählte von diesem wachsenden Elends-Gebiet in Lima. Dort zogen die Leute vom Dorf hin, wenn sie in die Großstadt kamen und niemand kümmerte sich. Da sagten die Leute von der Waldkirche Heidenheim: Da machen wir was, zack, und so ist das Kinderwerk Lima entstanden. 

Was leisten Sie heute an Hilfe? 

Begonnen hat es mit 21 Kindern im Kindergarten. Heute hat das Kinderwerk Lima sechs Schulen für 5.500 Kinder und Jugendliche in Peru, Paraguay und in Burundi in Ostafrika. 

Gibt es Beispiele aus Ihrer jahrzehntelangen Hilfsarbeit, die Mut auch machen, die Hilfe aufrechtzuerhalten? 

Da gibt es natürlich viele. Ein Doktor zum Beispiel. Der kam aus einer Elendshütte aus Schilfmatten und Blech zusammengezimmert. Wir mussten die Kinder morgens, wenn sie von den Hütten kamen, ja immer erstmal duschen, erst dann konnten sie bei uns in den Kindergarten gehen, später dann in die Schule. Und der spätere Doktor war bei uns elf Jahre in der Schule. Er war ein guter Schüler, er hat sich durchgebissen, hat ein Abendstudium angefangen und nebenher gearbeitet.

In unseren Schulen ist es so, dass alle, die abschließen, einen praktischen Beruf haben. Sie sind Mechaniker oder Schneider oder Elektriker und arbeiten tagsüber und können ihre Existenz sichern und die allermeisten machen am Abend oder am Wochenende eine Fortbildung. Der Doktor ist heute 50, hat eine eigene Praxis und ist Arzt. Man hat ihm einfach nur die Chance auf eine gute Bildung gegeben und ist einer, der es geschafft hat und als Vorbild für andere dient. Und das haben wir Karl Neef zu verdanken. Er hat gesagt: Wir machen Schule. Durch diese Bildung, das ist der Königsweg, können Sie Familienhistorien dauerhaft ändern.

Sie finanzieren Ihre Hilfen über Spenden und Patenschaften. Ist die Bereitschaft dafür weiter vorhanden trotz der wirtschaftlichen Probleme bei uns?

Ja, die ist vorhanden. Das hat sich auch in den letzten paar Wochen, Monaten oder auch im letzten Jahr nicht geändert. Es gibt natürlich immer Schwankungen, im Moment kommt die eine oder andere Extra-Spende nicht. Das ist in Ordnung. Wir geben das Geld weiter, das wir bekommen und helfen so, wie wir in der Lage sind, zu helfen. Trotz Schwankungen können wir den Kindern wirklich eine stabile Unterstützung bieten, wenigstens im Moment noch. Wir finden, dass die Leute immer noch sehr bereit sind, zu helfen, wenn sie wissen, das Geld kommt auch an.