Menschen, die auf der Donau versuchen, sich mit Lanzen aus ihren flachen Kähnen zu stoßen. Das ist, ganz knapp beschrieben, das Ulmer Fischerstechen. Seit über 500 Jahren gibt es diese Tradition, die nach fünf Jahren Pause - eigentlich sind es immer vier - diesen Juli wieder stattfindet. Mitverantwortlich für das Fischerstechen ist die Vorsitzende des Ulmer Schiffervereins Susanne Grimmeiß.

SWR: Beim Fischerstechen treten ja immer zwei Paare gegeneinander an. Es gibt traditionelle Figuren, wie den Spatz und den Schneider von Ulm, aber immer auch ein Überraschungspaar. Wer wird es dieses Jahr sein?
Susanne Grimmeiß: Tja, das ist die große Frage. Wir haben dieses Jahr zum ersten Mal diese Aufgabe als Wettbewerb an die weiterführenden Ulmer Schulen ausgeschrieben. Mein Motto ist: Ich möchte die Tradition in die nächsten Generationen tragen. Und damit kommt mir die wichtige Aufgabe zu: in die Schulen zu gehen. Am 24. Juni geben die Schülerinnen und Schüler ihre Ergebnisse ab. Ich bin schon gespannt, wie ein altes Regendach.
Das heißt, Sie wissen überhaupt noch nicht, was da kommt.
Keine Ahnung. Ich hoffe, es kommt nicht nur Putin gegen Selenskyj, das wäre ein bisschen schade. Wir wollen nicht ganz so politisch einsteigen. Wir haben dann eine Jury, die das prämieren wird. Die zehn besten Teams, also 40 Schüler, kriegen Stehplatzkarten von der Stadt Ulm fürs Fischerstechen. Und sie können ihre Ergebnisse ausstellen. Wir machen also eine kleine Ausstellung,

Sie haben ja gerade erwähnt, dass sie in die Grundschulen gehen, um die jungen Ulmer auch für die alte Tradition zu begeistern. Welche Reaktionen bekommen Sie von den Grundschülern, wenn Sie in ihrer Tracht mit Goldhaube, blauem Wams und roten Stulpen an den Armen auftreten?
Ich war gestern an einer Grundschule in Söflingen, heute am Kuhberg. Das ist lustig. Die erste Reaktion war: 'Bist du eine Prinzessin?' Ich habe mich mega geehrt gefühlt. Heute war es: 'Bist du Schneewittchen?' (lacht). So klasse! Die Schüler fragen unglaublich interessiert nach und wollen es alle ganz genau wissen: 'Wie ist das mit der Verletzungsgefahr beim Stechen?' Und natürlich: Ich habe eine Goldhaube auf - 'ist das wirklich Gold?' Habe ich dann natürlich bestätigt und so ein ganz energischer Drittklässler sagte: 'Das glaub ich nicht, das ist fake'.

Heimat ist ja wieder in und jedes Mädel hat ein Dirndl daheim hängen - muss man da die Tradition, das Fischerstechen, eigentlich noch entstauben? Oder kommt jetzt ein großer Rücklauf auch gerade aus den Schulen?
Genau. Das kommt uns unglaublich entgegen, eben auch aus den eigenen Familien, den Vereinsfamilien, unsere jungen sind begeistert dabei. Wir haben so viel Zulauf wie schon lange nicht mehr. Und unser Fundus der Trachten und Kostüme, der ist auf gut Schwäbisch fatzeleer.
Am 24. und am 31. Juli ist ja das Fischerstechen, Sie freuen sich drauf?
Ja, gestern eben in der Meinloh-Grundschule, da hat die Rektorin den Ulmer Fischermarsch aufgelegt, und dann dröhnte der Fischermarsch durch diese Aula. Mir ist gleich das Herz aufgegangen, das war so schön!