
Die Ansteckungsmöglichkeiten sind an Ostern größer gewesen, weil sich vermutlich mehr Menschen zu den Feiertagen getroffen haben. Davon geht unter anderem das Uniklinikum in Ulm aus. Auch der Klinikverbund des Ostalbkreises sowie die Kliniken im Alb-Donau-Kreis rechnen nach eigenen Angaben mit einem Oster-Effekt.
"Wir gehen davon aus, dass die Zahl der intensivbehandlungspflichtigen Patienten, das sind die kritischen Patienten, weiter steigen wird, weil der Effekt der Ostertage ja noch nicht da ist."

Corona-Prognose: Steigende Fallzahlen noch im April
Die Uniklinik rechnet für die nächsten 14 Tage mit steigenden Zahlen, andere Kliniken erwarten den Anstieg der Infektionszahlen Mitte oder Ende April. Nach Angaben vom Mittwoch versorgt das Uniklinikum 35 Patientinnen und Patienten wegen einer Coronainfektion. 14 Menschen liegen auf Intensivstation, zehn davon müssen invasiv behandelt werden.
Schwere Corona-Verläufe auch bei sehr jungen Menschen
Das Uniklinikum versorgt momentan mehrere besonders schwere Fällen, auch das Durchschnittsalter der Infizierten sinkt. Nach Auskunft von Professor Florian Gebhart von der Task-Force Corona liegen auch sehr junge Menschen auf der Intensivstation.
"Die sind genauso gefährdet und bedürfen teilweise genauso diesen künstlichen Organersatz, die sogenannte ECMO, wo die Lunge ersetzt wird durch ein Gerät."
Dabei wird das Blut außerhalb des Körpers mit Sauerstoff versorgt, weil die Lunge das nicht mehr schafft. Diese Versorgung ist ein Schwerpunkt an der Uniklinik. Deshalb nimmt sie bevorzugt diese Corona-Infizierten auf, darunter auch jüngere. Andere Kliniken könnten das nicht anbieten, ergänzt Professor Gebhart, deswegen sei auch der Anteil solcher Patientinnen und Patienten am Ulmer Uniklinikum höher. Es verfügt insgesamt über rund 100 Intensivbetten am Eselsberg. Etwa die Hälfte davon ist für Covid-19-Fälle reserviert.
Großteil der Corona-Erkranken ist um die 60 oder jünger
Der Großteil der Patientinnen und Patienten ist aktuell zwischen 40 und 60 Jahre alt, da stimmen die Kliniken in ihren Angaben überein. An den Alb-Donau-Kliniken in Ehingen, Blaubeuren und Langenau ist die Situation ungefähr noch so wie vor Ostern: Wie eine Sprecherin am Mittwoch sagte, seien vier Menschen auf der Intensivstation.
Sollten die Fallzahlen in den nächsten Wochen tatsächlich steigen, müssen die Kliniken reagieren. Aus Heidenheim und auch aus Aalen heißt es, dass planbare Operationen notfalls wieder verschoben werden müssten, um Intensivbetten vorzuhalten.
Könnte ein Brücken-Lockdown die Lage entspannen?
Inzwischen wird immer wieder über einen sogenannten Brücken-Lockdown diskutiert, also über ein kurzes und hartes Herunterfahren des gesellschaftlichen Lebens. Wie sinnvoll das sein könnte, da ist die Ansicht unterschiedlich.
So sieht beispielsweise der Heidenheimer Chefarzt Martin Grünewald nützliche Aspekte eines solchen Schrittes. Je mehr Patienten- und Risikogruppen durch Impfungen im Laufe der Zeit geschützt sind, um so mehr sinkt die Zahl der Schwererkrankten, so seine Rechnung.
"Es wäre bitterschade, wenn wir auf dem Weg dorthin noch schwere Erkrankungen riskieren würden. Insofern wäre ein Brücken-Lockdown durchaus sinnvoll."
Steigende Impfzahlen und Wärmeres Wetter
Deutlich optimistischer äußert sich der Vorstandsvorsitzende des Klinikverbundes des Ostalbkliniken, Professor Ulrich Solzbach. Er rechnet mit steigenden Impfzahlen. Auch die Kliniken seien gut vorbereitet, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter motiviert und diszipliniert. Zudem komme jetzt die warme Jahreszeit. Professor Ulrich Solzbach meint, Mitte des Jahres werde man die Situation unter Kontrolle haben.
"Wir haben aus der ersten und zweiten Welle gelernt. Ich glaube, wir werden Mitte des Jahres das Gröbste hinter uns haben"
An den drei Kliniken im Ostalbkreis ist der Großteil der insgesamt 35 Intensiv-Betten momentan noch mit Patientinnen und Patienten belegt, die nicht an Corona erkrankt sind, sondern beispielsweise einen Schlaganfall hatten oder einer Hüft-OP.
Zwei Covid-Patienten kamen über Ostern in Ellwangen auf Intensivstation, dort sind es jetzt vier, in Aalen und Schwäbisch blieb die Zahl gleich.