Ein Mensch bekommt eine Corona-Impfung (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Paul Zinken)

Pflegenotstand oder Überzeugung?

Ungeimpft trotz Impfpflicht im Gesundheitswesen: Was auf die Region zukommt

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Sarah Umla
Sarah Umla (Foto: SWR)

In knapp zwei Monaten tritt die Impfpflicht im Gesundheitswesen in Kraft. Immer noch gibt es Beschäftigte in der Region, die sich nicht impfen lassen möchten. Was das bedeutet:

Wer im Gesundheitswesen arbeitet, muss bis zum 15. März nachweisen, ob er oder sie geimpft oder genesen ist. Getestet zählt dann nicht mehr. Die Corona-Schutzimpfung wird zur Pflicht. Diese Regel betrifft Kliniken, Arztpraxen aber unter anderem auch Hebammen, Physiotherapeuten und den Rettungsdienst.

Wie hoch die Impfquote in den Einrichtungen ist, ist unklar. Noch dürfen die Arbeitgeber keinen Nachweis von ihren Angestellten verlangen. Eine Abfrage ist freiwillig, deshalb sind Impfquoten eher Schätzungen. In den Alb-Donau-Kliniken und Ostalbkliniken sind nach deren Angaben rund 90 Prozent geimpft. Im Klinikum Heidenheim laut Pflegedirektor Klaus Rettenberger zwischen 80 und 90 Prozent.

Impfquoten in Praxen unklar

Beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) Rettungsdienst Ulm-Heidenheim gab es auch eine freiwillige Abfrage bei den Beschäftigten. Von den 550 Mitarbeitern sind sogar über 90 Prozent geimpft. Mit den wenigen Ungeimpften wolle man persönliche Gespräche führen, sagte der DRK-Personalverantwortliche Tobias Zoller dem SWR.

Bei Praxen, Physiotherapeuten und anderen Einrichtungen in der Region ist das, so eine Einschätzung, eher schwierig. Die Leiterin der Regionalgruppe Alb-Donau des baden-württembergischen Physiotherapeutenverbands, Andrea Honselaers, kann keine konkreten Zahlen nennen. Ein Gruppentreffen zum Thema Impfpflicht mit anderen Praxen steht noch aus. Die Zusammenkünfte seien durch Corona ins Netz verlegt und seltener geworden. Mit ein paar Einrichtungen stehe sie in Kontakt, dort seien alle Angestellten geimpft, aber eine Aussage über die gesamte Region kann sie nach eigenen Angaben nicht treffen.

Ähnlich ist die Situation beim baden-württembergischen Hebammenverband. Die Ulmer Kreisvorsitzende Hedwig Pogadl erzählt zwar, dass die Kolleginnen, die sie kennt, überwiegend geimpft seien, es aber auch ein paar Ungeimpfte gebe. Bei den Hebammen an der Ulmer Uniklinik schätzt sie die Impfquote auf 95 Prozent. "Die Kolleginnen, die die Auswirkungen von Covid-19 in Kliniken mitkriegen, die sind geimpft", erläutert sie.

Trotzdem gibt es immer noch Impflücken in den Betrieben. Die Einrichtungen wollen die noch Nicht-Impfwilligen mit Argumenten überzeugen. Das Alb-Donau-Klinikum in Ehingen informiert im Intranet, in Newslettern und in einer App. Auch der Pflegedirektor des Heidenheimer Klinikums, Klaus Rettenberger, sieht die einzige Chance im persönlichen Gespräch. "Ich versuche sie selbst anzusprechen und wir haben hier natürliche Infektiologen, die bieten auch Beratungen an." Außerdem gebe es seit neustem eine Diplom-Psychologin, bei der Angestellte anonym einen Termin vereinbaren können.

So ist die Situation an den Ostalbkliniken

Personalnot im Gesundheitswesen

Die mangelnde Impfbereitschaft unter wenigen Angestellten könnte für das Gesundheitswesen in der Region zum Problem werden. Die Personalnot ist für viele nichts Neues. "Wir haben so eine eklatante Versorgungslücke für die Frauen, dass sie nicht alle ihre Hebammen-Leistungen in Anspruch nehmen können", sagt auch Hebamme Pogadl. Schon jetzt bekomme eine Schwangere für August oder September keine Hebamme mehr. Mit den Hebammen, die aufgrund der fehlenden Schutzimpfung nicht mehr arbeiten können, werde sich die Situation wohl verschärfen.

Und damit rechnen auch die Kliniken in der Region. Aktuell wissen weder die Gesundheitsbetriebe noch das Gesundheitsamt, was passiert, wenn die Impfpflicht in Kraft treten wird. Die Einrichtungen müssen zwar eine Liste mit den Ungeimpften an das zuständige Gesundheitsamt weitergegeben. Doch die Ämter haben noch keine Vorgaben, wie sie damit verfahren sollen. Laut baden-württembergischen Sozialministerium sollen Leitlinien gemeinsam mit den anderen Bundesländern ausgearbeitet werden. Bis ein fertiges Regelwerk für die Ämter dann vorliegt, dauert es wahrscheinlich aber noch.

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