Gebäude der IHK in Ulm, in der Mitte wehen Fahnen mit dem Logo der IHK (Foto: SWR, Petra Volz)

Podiumsdiskussion zur Unabhängigkeit von russischen Energieexporten

Unternehmen rund um Ulm fragen sich: Woher kommt künftig der Strom?

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Uli Zwerenz

Wie sieht künftig die Energieversorgung für Unternehmen aus? Darum ging es am Dienstag in einer Podiumsdiskussion im Haus der Wirtschaft in Ulm. Viele Firmen machen sich große Sorgen.

Vier Industrie- und Handelskammern von Ostwürttemberg bis zum Bodensee diskutierten deshalb am Dienstag in Ulm mit Firmenvertretern und Politikern, wie die Versorgung in Süddeutschland sichergestellt werden kann. Viele Unternehmen seien durch die immer weiter steigenden Energiepreise sehr verunsichert, so eine Sprecherin der IHK Ulm. Die Kosten für Strom hätten sich seit Anfang 2021 vervier- und für Gas sogar verfünffacht, vor allem durch den Ukraine-Krieg. Besonders betroffen von der Erhöhung seien dabei Firmen in der Glasverarbeitung.

"Unser Langzeitvertrag läuft Ende Juni ab, das bedeutet wohl fünfmal höhere Stromkosten. Da bricht eine kleine Welt hier zusammen."

Die Firma HAM Präzision aus Schwendi-Hörenhausen im Kreis Biberach zum Beispiel hat rund 200 Mitarbeitende in ganz Europa und stellt Hartmetall- und Diamantwerkzeuge unter anderem für die Automobilindustrie her. Dafür braucht es sehr viel Strom - rund 3,5 Millionen Kilowattstunden pro Jahr. Bei dem Gedanken, dass durch auslaufende Verträge und den Folgen des Ukraine-Krieges alles noch teurer wird, wird es Geschäftsführer Günter Eberle schwummerig. Er befürchtet eine Kostensteigerung von rund einer Million Euro pro Jahr.

Die Firma HAM in Senden steht vor ungewisser Zukunft (Foto: SWR, Martin Miecznik)
Der Senderne geschäftsführer Günter Eberle macht sich wegen steigender Energiekosten Sorgen um sein Unternehmen

Steigende Energiekosten - Wettbewerbsunfähigkeit droht

Durch die hohen Energiekosten drohe das Unternehmen wettbewerbsunfähig zu werden, sagt Eberle. Im Vergleich zum viel billigeren Ausland sieht er da keine Chance. Bliebe eine Erhöhung der Verkaufspreise für die Werkzeuge. Aber in einem Ausmaß, dass man wettbewerbsfähig bleibt, sei das nicht möglich. Mittel- und langfristig werde dies zu einem Stellenabbau führen, sagt Günter Eberle. Allein schon der Gedanke daran tue ihm weh.

Die IHK in Heidenheim will die Kräfte in der Region bündeln, um Ostwürttemberg zukunfts-fit zu machen.  (Foto: IHK Ostwürttemberg)
Im Bereich der IHK Ostwürttemberg machen sich rund 80 Prozent der Unternehmen Sorgen um die Zukunft.

Der Ulmer IHK-Präsident Jan Stefan Roell kann nicht nachvollziehen, warum die Energiekosten "so explodiert sind". Noch sei kein Gashahn zugedreht worden und auch bei Öl habe er nicht gehört, dass wenig geliefert wurde. Die Preise würden erhöht für eine Knappheit, die es noch gar nicht gebe, so Roell.

Genehmigungsverfahren für Windräder müssen beschleunigt werden

Entscheidend für die Zukunft ist für Roell, dass die Genehmigungen für alternative Energieformen wie Windräder beschleunigt werden. Es gehe darum, die Infrastruktur auf den Weg zu bringen, die morgen und übermorgen die Unabhängigkeit von Russland und bezahlbaren Strom sicherstellt. Das sagte der IHK-Präsident im SWR-Interview vor der Podiumsdiskussion in Ulm.

Die Firma HAM aus Schwendi-Hörenhausen muss auch erstmal abwarten. Obwohl sie laut Geschäftsführer Günter Eberle in den vergangenen Jahren den Stromverbrauch schon eigenständig halbiert hat, steht sie dennoch vor einer ungewissen Zukunft.

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