IG Metall befürchtet Abbau von 600 Stellen bei Evobus in Neu-Ulm (Foto: SWR, Christine Janke)

Interview mit dem Ulmer Bevollmächtigten Michael Braun

IG Metall Ulm: Sparmaßnahmen bei EvoBus konzeptlos

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INTERVIEW
Carola Kührig
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Rainer Schlenz
Rainer Schlenz (Foto: Spiesz-Design/Sabine Weinert-Spieß)

Daimler Truck, der Mutterkonzern von EvoBus in Neu-Ulm, will bis 2030 100 Millionen Euro im Jahr einsparen. Die IG Metall kritisiert die Höhe des Sparvolumens und hinterfragt die Maßnahmen.

Die Gewerkschaft IG Metall hat wegen des geplanten Stellenabbaus bei EvoBus in Neu-Ulm und Mannheim einen Fragenkatalog an die Geschäftsleitung des Unternehmens vorbereitet. Der Ulmer IG-Metall-Bevollmächtigte Michael Braun fordert von EvoBus zunächst eine genauere Markteinschätzung.

Der IG-Metall-Bevollmächtigte aus Ulm, Michael Braun (Foto: privat)
Der erste Bevollmächtigte der IG Metall Ulm, Michael Braun

SWR Aktuell: Herr Braun, was glauben Sie, wie die genannte Sparsumme von jährlich 100 Millionen Euro zustande gekommen ist?

Michael Braun: Unser Verdacht ist, dass es sich die Geschäftsleitung wirklich einfach gemacht und schlicht und ergreifend eine Zahl in den Raum gestellt hat, man müsse 100 Millionen sparen, um besser wettbewerbsfähig zu sein. Das ist aus unserer Sicht kein Konzept. Es geht vielmehr darum, dass wir eine Zukunftsfähigkeit für EvoBus in Neu-Ulm und Mannheim entwickeln. Deshalb haben der Gesamtbetriebsrat und der Wirtschaftsausschuss einen umfangreichen Fragenkatalog erstellt. Da geht es um Markteinschätzung und Analysen. Es geht beispielsweise auch um E-Omnibusse und um die Rolle von Wasserstoff. Also: Wo ist belastbar auch eine Zukunftsfähigkeit mit Investitionen verbunden.

SWR Aktuell: Welche weiteren Schritte haben Sie denn jetzt geplant?

Braun: Wir werden, so wie wir in der Wirtschaftsregion Mannheim gestartet sind, auch in der Wirtschaftsregion Neu-Ulm mit den Bürgermeistern Kontakt aufnehmen. Es geht uns um das Thema regionale Verantwortung: dass man zum Beispiel bei öffentlichen Auftragsvergaben und Ausschreibungen nicht den billigsten "Osteuropäer" nimmt, sondern dass man drauf schaut, wo kommen Omnibusse her. Mit unseren Steuergeldern werden die Busse für den kommunalen Verkehr eingekauft. Das sind Dinge, die wir zur Sprache bringen und an die Verantwortung der Politik erinnern wollen.

SWR Aktuell: Was glauben Sie, wie es weitergehen mit dem Fragenkatalog wird?

Braun: Wir werden über die Betriebsräte und Vertrauensleute beide Belegschaften noch vor der Sommerpause über den Fragenkatalog informieren. Ich gehe davon aus, dass sich die Geschäftsführung in den nächsten Wochen mit unseren Fragen auseinandersetzen wird, so dass nach dem Sommer die Gespräche beginnen.

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