
Wer in den Aalener Stadtbezirk Fachsenfeld fährt, sieht am Ortseingang zurzeit ein großes Plakat stehen. "Ein Dorf ohne Ärztin ist wie Fachsen ohne Feld" steht darauf. Das Plakat ist Teil einer Kampagne der Stadt Aalen. Kurz vor Weihnachten ist sie gestartet worden. Der Zeitpunkt war mit Bedacht gewählt. Denn Medizinstudentinnen und -studenten, die zu Weihnachten Urlaub in der Heimat machten, sollten für die vakante Stelle begeistert werden.
Hausärztemangel auf dem Land
Fachsenfeld steht derzeit ohne Allgemeinmediziner da. Ende letzten Jahres ist der Arzt in Ruhestand gegangen. Eine Nachfolge wird immer noch gesucht. Im Nachbarort Dewangen gibt es schon länger keinen Hausarzt mehr. Und auch in der nahegelegenen Gemeinde Abtsgmünd macht in Kürze eine Praxis dicht. Für viele Fachsenfelder ist das ein unhaltbarer Zustand. "Wir sind fast 4.000 Einwohner. Und da keinen Arzt zu haben, ist eine Katastrophe", erzählt Passant.

Die Fachsenfelder und Dewanger sind damit nicht alleine. Im ländlichen Umfeld der Stadt Aalen sind Hausärzte fast durchgängig Mangelware. Auch in den Teilorten Ebnat oder Waldhausen sieht es nicht besser aus. "Wir sind auch daran, die Probleme zu beheben", sagt der Aalener Wirtschaftsförderer Felix Unseld. Die Plakatkampagne ist nur ein Teil davon. Unseld bereitet ein Förderprogramm vor, das der Gemeinderat allerdings noch absegnen muss. Der neue Arzt soll finanziell unterstützt werden. Außerdem soll bei der Wohnungssuche unter die Arme gegriffen werden sowie bei der Jobsuche für den Partner und der Kinderbetreuung geholfen werden.
Der Ärztemangel betrifft nicht nur Aalen, sondern den ganzen Ostalbkreis. Mit dem "Weiterbildungsverbund Allgemeinmedizin Ostalbkreis" will dieser seit Freitag gegensteuern. Beteiligt daran sind unter anderem die Ostalbkliniken, die Universität Ulm und die Bezirksärztekammer.
Weiterbildung als Chance
Angehende Allgemeinärztinnen und -ärzte können sich künftig in den Ostalbkliniken und Hausarztpraxen des Kreises in planbaren Schritten weiterbilden. Dabei lernen sie die verschiedenen Bereiche der medizinischen Versorgung als möglichen Wohn- und Arbeitsort kennen. Andernorts hat das bereits funktioniert, sagt der stellvertretende Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg, Johannes Fechner.
"Wir registrieren, dass 50 Prozent der Weiterbildungsassistenten an der Stelle sesshaft werden, wo sie ihre letzte Weiterbildung absolviert haben."

Auch Fachsenfeld könnte so wieder zu einem Arzt kommen. Durch die Plakatkampagne jedenfalls wurde schon Interesse geweckt. Nicht nur Hausärztinnen und -ärzte haben sich laut Ortsvorsteherin Sabine Kollmann gemeldet, sondern auch Fachmedizinerinnen und Fachmediziner. Auch Zuschriften aus dem Ausland gebe es. Ob da schon jemand Passendes dabei war, muss sich noch herausstellen.