Die US-Marinebasis in Guantanamo Bay auf Kuba ist einer der berüchtigsten Orte der jüngsten US-amerikanischen Geschichte. Ein Jahr nach dem Terrorangriff der Al-Qaida auf die USA errichtete das Militär auf der karibischen Insel das Gefangenenlager. Die Ausstellung "Welcome to Camp America: Inside Guantanomo Bay" im Ulmer Stadthaus zeigt aber ganz andere Bilder, als man sie im Zusammenhang mit dem Begriff Guantanamo vor Augen hat. Zu sehen sind eben keine ausgezehrten Männer in orangefarbener Sträflingskleidung in einem Käfig in der prallen Sonne. Der Käfig wird von den Militärs umgedeutet in eine "Belohnung mit 15-minütiger Möglichkeit frische Luft zu atmen".

Stattdessen entführt die Ausstellung ihre Besucher in eine Scheinwelt. Eine gut ausgestattete Bowlingbahn, traumhafte Sandstrände und ein Luxus-Swimmingpool. Idyllisch und friedlich.
Die Bilder der US-Menschenrechtsaktivistin Debi Cornwall zeigen einen Swimmingpool für Kinder, Soldaten bei der Raucherpause am Strand und vermeintliche Annehmlichkeiten für Häftlinge, wie einen Fernsehsessel. Cornwall hat das Lager dreimal besucht und das fotografiert, wofür sie eine Erlaubnis des Militärs hatte.

"Wir zeigen, wie die amerikanische Regierung und das amerikanische Militär jetzt versuchen, diesen Ort anders zu deuten und zu inszenieren, wie die versuchen, ihre Rechtfertigung dafür zu schaffen, was da passiert ist."
Seit Januar 2002 inhaftierten die US-Amerikaner in Guantanamo 780 Männer. Daniela Baumann zufolge wurden die Gefangenen als "Häftlinge", "feindliche Kombattanten" oder "ungesetzliche Kriegsteilnehmer" bezeichnet, um das Genfer Abkommen von 1949 zu umgehen. Darin sind Folter und Entwürdigung verboten. Der Großteil der Betroffenen wurde zwischenzeitlich entlassen, da ihnen weder persönliche Schuld noch Mittäterschaft eindeutig nachzuweisen waren. Eine Entschädigung und Unterstützung nach der Haft fehlen bisher, sagt Daniela Baumann.
"Das Thema Guantanamo – also der Zustand, dass jemandem die Menschenrechte komplette entzogen werden, das hat natürlich eine globale Bedeutung und ist hier in UIm genauso wichtig, wie in Berlin oder New York."
Die Ulmer Ausstellung greift Porträtfotos ehemaliger Gefangener auf. Um an Informationen über die Terror-Gruppe Al-Qaida zu kommen, entführten und folterten US-Einsatzkräfte scheinbar verdächtige Männer. Oft jahrelang. Ein nachgesprochenes rund sechsminütiges Verhörprotokoll – zu hören als Klanginstallation – lässt den psychischen Druck der Häftlinge erahnen.
Debi Cornwall zeigt 14 Männer in Ländern wie Albanien oder Katar und damit in der Umgebung, in der sie nach ihrer Freilassung leben. Jeder ist nur in der Rückenansicht zu sehen – eine bewusste Parallele zu den Vorschriften in Guantanamo, wo grundsätzlich keine Aufnahmen von Gesichtern gemacht werden dürfen.
Gefoltert wird in Guantanamo aktuell nicht mehr. Häftlinge gibt es aber immer noch. 39 Männer werden von rund 1.500 Militärs bewacht.
Bis 22. März ist die Ausstellung im Ulmer Stadthaus geöffnet. Der Eintritt ist frei.