Ab 2024 sollen hier 200 Forscher aus Medizin und Naturwissenschaften zusammenarbeiten. 73 Millionen Euro haben sich Bund, Land und die Medizinische Fakultät den Neubau für die Traumaforschung der Universität Ulm kosten lassen. Er soll künftig ein Aushängeschild der Spitzenforschung des Landes sein. Bei schönstem Wetter wurde der symbolische Akt der Grundsteinlegung für den 2019 bewilligten Bau "Multidimensionale Trauma-Wissenschaften" (MTW) in Nachbarschaft des Zentrums für klinische Forschung beim Science Park I vollzogen. Die Mauern des Untergeschosses des Neubaus stehen schon.

Die Ulmer Traumaforschung ist international angesehen und zählt zu den strategischen Entwicklungsbereichen der Universität. Der MTW-Neubau bietet den interdisziplinären Arbeitsgruppen beste Forschungsbedingungen inmitten der Ulmer Wissenschaftsstadt.
Traumforschung der Uni Ulm - international führend
Die Universität Ulm hat sich schon lange auf dem Gebiet der Forschung zu körperlichen und psychischen Traumata international einen Namen gemacht. Um die transdisziplinäre Traumaforschung am Standort Ulm weiter zu stärken, wurde im Dezember 2015 das Zentrum für Traumaforschung (ZTF) gegründet. Damit ist ein deutschlandweit und international einzigartiges transdisziplinäres virtuelles Forschungszentrum entstanden, das physische und psychische Traumaforschung strukturell zusammenführt.
Der Erfolg dieser Zusammenarbeit zeigt sich laut Universität Ulm nicht zuletzt in der Bewilligung des Forschungsbaus "Multidimensionale Trauma-Wissenschaften". Die Einrichtung des neuen Komplexes sei jetzt der richtige Schritt, so Prof. Michael Weber, Präsident der Universität Ulm: "Ein weiterer Standortvorteil ist die Nähe zum Universitätsklinikum und zu anderen Einrichtungen der Gesundheitsversorgung."

Was in Ulm erforscht wird
Im eckigen Neubau der "Multidimensionalen Trauma-Wissenschaften" (MTW) sollen unter anderem Zusammenhänge bei komplexen körpereigenen Reaktionen nach schweren Verletzungen untersucht und erforscht werden. Dabei geht es laut Universität Ulm vor allem um die Wechselwirkung von körperlichen und psychischen Verletzungen. Zudem sei es Ziel, neue Therapien zu entwickeln, die das Überleben von Patienten und Patientinnen nach schweren Verletzungen und deren Regeneration ermöglichen.
"Ein Trauma kann jeden treffen, zu jeder Zeit. Deshalb ist Traumaforschung so wichtig."

Ob nach Verkehrsunfällen, Terroranschlägen oder Gewalttaten - Traumata gelten laut Medizinern als häufigste Todesursache von Menschen unter 45 Jahren. Ulmer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Naturwissenschaften und Medizin arbeiten hier Hand in Hand an der Aufklärung der Hintergründe von lebensbedrohlichen Mehrfach-Verletzungen. Denn ein Unfall- oder Verletzungstrauma betrifft laut der Ulmer Experten nie nur einzelne Organe, sondern wirkt sich immer auf den gesamten Organismus aus. "Mit dem exzellenten Neubau stärken wir die Spitzenforschung im Land", betonte Baden-Württembergs Finanzminister Danyal Bayaz (Bündnis 90/ Die Grünen), der zusammen mit dem Amtschef des Wissenschaftsministeriums Hans Reiter für den symbolischen Akt nach Ulm kam.
Schwere Erkrankungen im Fokus
220 Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen wollen hier die unterschiedlichsten Aspekte der Traumaforschung in den Blick nehmen. Die Bandbreite - von der Gewebe-Regeneration über Schädel-Hirntraumata oder die Interaktion mit Viren und Bakterien bis hin zur Erforschung des Zusammenspiels psychischer und körperlicher Schädigungen - all das soll künftig unter noch besseren Bedingungen gemeinsam erforscht werden. "Dieser Neubau ist ein bemerkenswertes Statement für die Wissenschaftsstadt, die gerade pulsiert. Wir stellen wichtige Weichen für die Zukunft, auch, um wettbewerbsfähig zu bleiben, sagte Ulms Oberbürgermeister Gunter Czisch bei der Grundsteinlegung, die er mit weißem Helm und Schaufel begleitete.
Innovativer Kubus mit Biolaboren
Hinter dem eckigen Bau steckt ein ausgeklügeltes Konzept, um internationalen Standards in der Traumaforschung gerecht zu werden. Auf fünf Ebenen mit rund 5.400 Quadratmetern Fläche werden sich Räume für bildgebende Verfahren befinden, Labore für Computersimulationen sowie eine Biobank mit Gewebeproben. High-Tech und moderne Kommunikationsräume sollen laut Universität Ulm miteinander verbunden werden, um die Arbeit auf hohem Niveau zu ermöglichen.
Kooperation mit Partnern für optimale Versorgung
Zudem kooperieren Grundlagenforschende sowie Ärztinnen und Ärzte von Universität und Klinikum eng mit dem Bundeswehrkrankenhaus Ulm und anderen medizinischen Partnereinrichtungen in der Region, darunter das Rehabilitationskrankenhaus (RKU) und die "Blutspendezentrale" des Roten Kreuzes. Die medizinische Versorgungskette reicht in Ulm von der Erstversorgung von Notfällen über eine traumamedizinische und psychologische Behandlung bis hin zur Rehabilitation. Erst 2018 gab es eine Rezertifizierung des Ulmer Traumanetzwerks mit 13 Kliniken durch die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU).
Fertigstellung bis 2024
Wenn alles nach Plan läuft, soll das Gebäude 2024 fertiggestellt werden. Der Wissenschaftsrat hatte den entsprechenden Antrag als "herausragend", bewertet. Aufgrund der überregionalen Bedeutung wird der Forschungsneubau zur Hälfte vom Bund finanziert. Mit Gebäudekosten in Höhe von rund 65,5 Millionen Euro und Gesamtkosten einschließlich der Geräteausstattung von rund 73 Millionen Euro erhält das MTW die höchste Fördersumme, die im Rahmen dieses Programms bisher in Baden-Württemberg bewilligt wurde. Die restlichen Baukosten investieren je hälftig die medizinische Fakultät Ulm und das Land.
Die Traumawissenschaften zählen zu den strategischen Entwicklungsbereichen der Uni Ulm: 2018 hatte die Deutsche Forschungsgemeinschaft dem Sonderforschungsbereich eine zweite Förderphase und rund elf Millionen Euro zuerkannt.