Mit einer Klage vor dem Verwaltungsgericht Stuttgart hat der BUND die Erweiterung eines Rinderstalls in Ellwangen auf den größten Stall im Land gestoppt (Symbolfoto). (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Marijan Murat (Symbolfoto))

Auswirkung auf Grundwasser muss geprüft werden

Gericht stoppt Erweiterung eines großen Rinderstalls in Ellwangen

Stand
AUTOR/IN
Maren Haring
Maren Haring (Foto: SWR, SWR - Alexander Kluge)

Das Verwaltungsgericht Stuttgart hat die Erweiterung eines Rinderstalls in Ellwangen vorläufig gestoppt. Der BUND fordert nun ein neues Genehmigungsverfahren, das Landratsamt will einen Punkt prüfen.

Nach einer Klage des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat das Verwaltungsgericht in Stuttgart die Erweiterung eines Rinderstalls in Ellwangen (Ostalbkreis) vorläufig gestoppt. Das Gericht gab dem BUND darin recht, dass die Auswirkungen einer Erweiterung auf das Grundwasser noch geklärt werden müsse.

Landesweit größter Rinderstall geplant

Laut den Naturschützern würde durch die Erweiterung von knapp 900 auf 1.480 Plätze für Rinder und Kälber der größte Rinderstall in Baden-Württemberg entstehen. Künftig wollte der Landwirt außerdem 20.000 Kubikmeter Gülle und Gärreste lagern, doppelt so viel wie bislang. Der Stall befinde sich aber nahe einer Grundwassermessstelle, an der seit Jahren Nitratgrenzwerte immer wieder deutlich überschritten würden, so der BUND.

Der Landwirt hatte die Erweiterung im Jahr 2017 beantragt. Wie das Verwaltungsgericht mitteilte, hatte das Landratsamt des Ostalbkreises eine Vorprüfung durchgeführt, in der es um die Auswirkungen der Erweiterung ging. Als die ohne Beanstandung ausfiel, sei ein vereinfachtes Genehmigungsverfahren ohne Öffentlichkeitsbeteiligung angestoßen worden und der Bau wurde schließlich 2020 genehmigt.

Verwaltungsgericht verlangt Nachbesserung

Es ist laut Urteil aber nicht erkennbar, ob das Landratsamt geprüft hat, ob Ammoniak oder Stickstoff eines größeren Rinderstalls über die Luft ins Grundwasser geraten kann. Da die Grundwasserwerte in der Umgebung des Hofes seit Jahren schlecht sind, sei das notwendig und müsse nun nachgeholt werden. Vorher dürfe der Landwirt den Rinderstall nicht erweitern. Eine komplette Aufhebung der Genehmigung, wie sie der Kläger forderte, wies die Kammer allerdings zurück.

Das Landratsamt des Ostalbkreises will nun mit dem Gutachter Kontakt aufnehmen, so eine Sprecherin. Es müsse geklärt werden, ob eine Übertragung von Schadstoffen von der Luft ins Grundwasser überhaupt prüfbar sei. Diese Einschätzung brauche man schnell, da die Behörde für eine mögliche Berufung nur vier Wochen Zeit hat. Weitere Überprüfungen seien nicht notwendig. Das Gericht habe dem Landratsamt in allen weiteren Punkten recht gegeben.

BUND fordert Genehmigungsverfahren

Der BUND fordert nach dem Urteil dagegen ein reguläres Genehmigungsverfahren mit Beteiligung der Öffentlichkeit für die Erweiterung des Rinderstalls in Ellwangen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Mehr zum Thema Rinderhaltung

Marbach

Gravierende Tierschutzmängel Veterinäramt löst Rinderbestand in Marbach auf

Das Landratsamt Ludwigsburg hat mehrere Tierschutzverstöße bei einem Halter in Marbach festgestellt. Jetzt ist sein Bestand aufgelöst worden. Für das Amt die letzte mögliche Lösung.

SWR4 BW aus dem Studio Stuttgart SWR4 BW aus dem Studio Stuttgart

Tierhaltung · Woher kommt unser Fleisch?

Woher kommt unser Fleisch? Aus Massentierhaltung oder nachhaltiger Landwirtschaft? Der Film porträtiert mehrere Landwirte aus Baden-Württemberg, die auf unterschiedliche Weise Fleisch für den Markt produzieren. Alle beschäftigt die Frage, wie man wirtschaftlich erfolgreich sein kann. Und manche auch, wie man gleichzeitig dabei noch den Tieren und der Umwelt gerecht werden kann.
Thomas König betreibt konventionelle Schweinezucht auf seinem Hof. Doch er will umsatteln, auf Bio, denn seine Ferkel aus Massenhaltung bringen kaum mehr etwas ein. Für einen neuen Schweinestall nach Biorichtlinien hat er sich hoch verschuldet. In Zukunft sollen seine Schweine artgerecht leben, in großen Boxen mit gesundem Futter und viel Auslauf.
Vier Landwirte in Oberschwaben setzen hingegen auf ein anderes Millionenprojekt. Sie wollen den größten Kuhstall Baden-Württembergs mit über 1000 Kühen bauen. Vollautomatisiert, effizient, technisch hochgerüstet. Und damit sich die Investition auch wirklich lohnt, betreiben die Landwirte eine Biogasanlage, um aus Gülle „Gold“ beziehungsweise Strom zu machen. Doch was ist mit der Nachhaltigkeit bei solchen Großprojekten?

Dass es auch Mittelwege gibt, zeigt Landwirtin Tanja Ambacher. Sie produziert konventionell, achtet aber darauf, dass ihre Rinder artgerecht gehalten werden. Mit Weidewirtschaft und der Direktvermarktung ihrer Produkte im eigenen Hofladen wirtschaftet sie erfolgreich und nachhaltig. Letzten Endes bestimmen aber nicht nur die Landwirte die Produktionsbedingungen, sondern auch die Verbraucher. Sie entscheiden, welchen Preis sie bereit sind zu zahlen – für günstiges Fleisch aus Massentierhaltung oder Hochwertiges aus biologischer Landwirtschaft.

Tierhaltung - Woher kommt unser Fleisch? SWR Fernsehen

Landwirtschaft Klimafreundliche Kühe? – Wie Irland die Milchviehhaltung retten will

In Deutschland stehen Kühe meist im Stall, in Irland grasen sie noch auf der Weide. Doch weil Irland seine Klimaziele verfehlt, soll der Milchviehbestand jetzt rasch sinken. Bauern protestieren.

SWR2 Wissen SWR2