Ein rot-weißer Gleitschirm schwingt lautlos durch die Wolken. Mit 78 Jahren ist der Gleitschirmlehrer in Schelklingen (Alb-Donau-Kreis) immer noch mit Leidenschaft am Start.  (Symbolbild). (Foto: SWR, Katja Stolle-Kranz)

Ernst Unfried - Gründer der Flugschule Ulm

Gleitschirmlehrer in Schelklingen – mit 78 noch am Start

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Katja Stolle-Kranz
Katja Stolle-Kranz (Foto: SWR, SWR - Alexander Kluge)

Ernst Unfried hat sich schon früh den Traum vom Fliegen erfüllt. Mit 78 Jahren ist der Gleitschirmlehrer in Schelklingen (Alb-Donau-Kreis) immer noch mit Leidenschaft am Start. 
 

Als Anfang der 70er Jahre das Drachenfliegen als Trendsport nach Deutschland schwappt, ist er einer der ersten, der es ausprobiert. Später gründet er seine eigene Flugschule. Heute verbringt Ernst Unfried mit 78 Jahren immer noch jede freie Minute in der Luft. Am Wochenende steht er am Hang in Schelklingen-Hütten (Alb-Donau-Kreis), um anderen das Gleitschirmfliegen beizubringen. Und das aus purer Leidenschaft.  

Mit 78 noch am Start: "Fliegen ist mein Leben" 

Ernst Unfried steht mit einer kleinen Gruppe von jungen Lernenden auf dem großen Areal im idyllischen Hütten am Fuße der Schwäbischen Alb. Eine Anfängerin übt, den Schirm mit voller Kraft in die Luft zu ziehen.

Ernst Unfried ist via Walkie Talkie mit ihr verbunden und gibt hilfreiche Tipps. Dabei ist er voll in seinem Element: "Fliegen ist mein Leben." Und das seit fast 50 Jahren, erzählt er begeistert.

Ein Mann macht sich mit seinem Drachen zum Fliegen bereit. Bereits in den 1970er-Jahren ist Gleitschirmlehrer Ernst Unfried aus Schelklingen im Alb-Donau-Kreis mit seinem Drachen gestartet. (Foto: Ernst Unfried)
Bereits in den 1970er-Jahren ist Gleitschirmlehrer Ernst Unfried aus Schelklingen im Alb-Donau-Kreis mit seinem Drachen gestartet.

70er Jahre - Drachenflieger Mike Harker ist Vorbild 

Angefangen hat Ernst Unfrieds Begeisterung für den Flugsport schon Anfang der 70er Jahre. Damals bewundert er, wie viele, den amerikanischen Drachenflieger Mike Harker, den er einmal live erleben darf. Dieser flog damals als erster mit einem Drachen von der Zugspitze, dem höchsten Gipfel Deutschlands, und löste damit ein gewaltiges Medienecho aus: "Ein Sportsfreund von mir kaufte sich gleich einen Drachen und fragte mich sonntags, ob ich mit zum Fliegen käme. Da habe ich gesagt, na klar und dann ging es los. Vier Wochen später habe ich meinen ersten Drachen gekauft", erzählt Ernst Unfried.

Ein weißer Drachen mit orangenem Innensegel - ein Drachenflieger schwebt in Richtung Forggensee über die Allgäuer Landschaft (Symbolbild).  (Foto: dpa Bildfunk, Karl-Josef Hildenbrand)
Der Traum vom Fliegen - ein Drachenflieger schwebt in Richtung Forggensee über die Allgäuer Landschaft.

Ernst Unfried: "Wir haben es uns selbst beigebracht"

Die beiden Freunde trainieren fortan so oft es geht, um sich das Drachenfliegen selbst beizubringen. Bedenken hat Ernst Unfried nie gehabt: "Wir haben ja erstmal hier in der Gegend fleißig geübt." Oft sind die Männer rund um Münsingen (Kreis Reutlingen) und im Allgäu unterwegs.

Zuerst am Nebelhorn gescheitert

"Den ersten richtigen Höhenflug wollten wir vom Nebelhorn (Allgäuer Alpen) machen. Aber am Nebelhorn hat man uns nicht hochtransportiert mit dem Gestell. Dann sind wir weiter gefahren. Woanders hat man uns dann gelassen. Es war dann am Anfang der höchste Flug so um 900 Meter Höhe. Ich war aber auch schon auf 3.800 Meter Höhe unterwegs", so Unfried.

Da das Fluggerät schon damals sehr teuer ist, baut sich Unfried auch selbst seine Drachen. Das Segeltuch lässt er nähen und zieht damit los.

Ein hellgrüner Gleitschirm bei der Landung auf dem Rasen in Schelklingen-Hütten (Alb-Donau-Kreis) - hier gibt es einen idealen Übungshang für Lernende der Flugschule Ulm. (Foto: SWR, Katja Stolle-Kranz)
Gleitschirmfliegen in Schelklingen-Hütten (Alb-Donau-Kreis) - hier gibt es einen idealen Übungshang für Lernende der Flugschule Ulm.

Gleitschirmlehrer - Gründung Flugschule

Der damals hauptberufliche Lehrer schafft sich im Laufe der Jahre viel Wissen drauf. Gründet später seine eigene Flugschule, die heute unter dem Namen Flugschule Ulm über die Region hinaus bekannt ist. Das A & O seien Wetterbeobachtung und die Kenntnis über die Thermik, erklärt Unfried. Damit sei die aufsteigende Luft gemeint, die das Fluggerät nach oben treibt: "Das ist unser Benzin. Wenn wir keine Thermik haben, gibt es halt nur einen ruhigen Abgleiter ins Tal."

Immer auf Achse - Flugtraining in Italien und Südafrika  

Wenn Ernst Unfried nicht an seinem "Hausberg" in Schelklingen-Hütten anzutreffen ist, gleitet er in Italien durch die Lüfte oder leitet Sicherheitstrainings in Südafrika oder anderswo. Heute ist er am liebsten nur noch mit dem Gleitschirm unterwegs. Das sei ein leichtes Gepäck im Gegensatz zum Drachen, der fast 50 Kilo wiege, so der sportliche Senior.

Von Anfang an dabei - Gleitschirmlehrer Ernst Unfried, Gründer der Flugschule Ulm. Auch mit 78 Jahren ist er fast täglich in der Luft. Am Wochenende trifft man ihn bei Kursen am Übungshang in Schelklingen-Hütten (Alb-Donau-Kreis).  (Foto: SWR)
Von Anfang an dabei - Ernst Unfried, Gründer der Flugschule Ulm. Auch mit 78 Jahren ist er fast täglich in der Luft. Am Wochenende trifft man ihn bei Kursen am Übungshang in Schelklingen-Hütten (Alb-Donau-Kreis).

Fliegen will der 78-Jährige, so lange es geht. Bisher kann er bei dem so leicht wirkenden, aber körperlich anstrengenden Sport immer noch mithalten. Auch seine Kurse liegen ihm am Herzen: "Ich freue mich, mein Wissen weitergeben zu können. Das hält mich außerdem jung." 

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