Ulmer Münster umgeben von dämmerndem Licht (Foto: SWR, Verena Hussong)

Experten untersuchen Turmhelm und Stützen

Neue Checks fürs Ulmer Münster: Turm bleibt bis Jahresende gesperrt

STAND
INTERVIEW
Timo Staudacher
ONLINEFASSUNG
Rainer Schlenz

Experten nehmen derzeit verstärkt die Bausubstanz des Ulmer Münsters unter die Lupe - vor allem den Hauptturm. Was ansonsten untersucht wird, erzählt Münsterbaumeisterin Heidi Vormann im SWR Interview.

Heidi Vormann, neue Münsterbaumeisterin in Ulm (Foto: Gaby Schraudner Fotostudio)
Gaby Schraudner Fotostudio

SWR: Frau Vormann, Mitte August wurde bekannt, dass die Stufen am Aufgang des Hauptturms ausgetauscht werden müssen. Wie weit sind denn die Arbeiten?

Heidi Vormann: Wir haben die ganzen Stufen ausgebaut. Die liegen in Bruchstücken unten bei uns im Hof. Und die neuen Stufen sind alle gefertigt und seit Mittwochabend sind die ersten drei gesetzt. Ende nächster Woche werden wir die Stufen alle drin haben.

Sind die neuen Stufen als solche sofort erkennbar, kriegen die einen Stempel?

Nein, sie bekommen keinen Stempel. Sie werden angeglichen an die bestehenden Stufen. Denn die bestehenden Stufen sind belegt mit Beton. Und diese Betonoberfläche haben wir abgenommen und legen sie auf die neuen Stufen wieder auf. So dass es fast keinen Unterschied zu früher gibt. Diejeningen, die die Stufen nutzen, denen fällt es nicht auf.

Das Ulmer Münster wird gesperrt -Gründe sind Abnutzung und Vandalismus (Foto: SWR, Carola Kührig)
Es bleibt dabei: Der Hauptturm des Ulmer Münsters ist bis Ende des Jahres wegen schadhafter Stufen gesperrt (Archivbild). Carola Kührig

Bis Ende September sollte es weitere Untersuchungen von außen geben. Kam da noch etwas zutage?

Es war der Turmhelm, der untersucht wurde. Wir haben ihn besteigen lassen. Da war eine richtige Bergsteigerfirma da. Die alten Schäden sind immer noch da, aber es besteht nicht ein sofortiger Handlungsbedarf. Die haben sämtliche Verzurrungen überprüft, ob das alles noch hält, auch die Fugen. Dann haben sie nach den kleinteiligen Steinen geschaut, ob das noch alles passt. Und da haben wir grünes Licht bekommen. Was wir aber noch machen werden: Wir haben einen Steiger organisiert, der ab nächste Woche bei uns arbeitet. Und da geht es um alle Stützen um das Münster herum. Das war für uns alle wichtig, weil der Weihnachtsmarkt kommt. Und wir wollen gucken, dass wirklich alles menschenmögliche gemacht worden ist, dass da nichts passieren kann.

Bleibt es bei der Vorhersage, dass der Turm bis Ende des Jahres geschlossen bleibt?

Das gilt weiterhin. Neben den Stufen werden noch ganz viele restauratorische Arbeiten erledigt. Das heißt, da sind mehrere Trupps in den Türmen unterwegs. Sie erneuern Fenstergitter, sie entfernen herausgebrochene Teile, sie verfestigen, setzen Brüstungen wieder neu. Das läuft parallel zu dem Stufenausbau. Und das wird auf jeden Fall bis Ende des Jahres dauern. Und dann ist auch nur bis zur Ebene auf 70 Metern geöffnet. Die anderen Ebenen, da werden wir noch weiter arbeiten müssen.

Zwei Männer stehen im Turm des Ulmer Münsters (Foto: Münsterbauhütte)
Steinmetz Dirk Emonds und Azubi Maurice Ott setzen neue Stufen im Ulmer Münster ein. Münsterbauhütte

So einen Wind wie am Donnerstag hatten wir schon lange nicht mehr. Was bedeutet der Sturm "Ignatz" für Sie? Muss man da besonders sichern oder ist das für Sie Alltag?

Man schläft schlecht. Das ist für mich auch kein Alltag. Die Situation ist: Wir haben am Hauptturm Gerüste stehen, wir haben am Nordturm Gerüste stehen. Und überall hängen auch Netze. Wir haben uns entschieden, die Netze am Nordturm wieder abzunehmen. Aber nur vorbeugend. Für die Voruntersuchungen dort ist ein Kartierer unterwegs und jemand für die Photogrammetrie (Anm. d. Red.: Bildvermessung). Und die können auch ohne Netz arbeiten. Sie müssen sich das so vorstellen: Wir haben die Gerüstrohre da stehen. Da pfeift der Wind dran vorbei. Aber der Wind verfängt sich in den Netzen und zerrt natürlich auch an den Türmen und dem eigentlichen Gerüst. Und damit wir da auf der sicheren Seite sind, werden wir wohl das Netz abnehmen. Weil es einfach noch eine Zeit dauern wird, bis wir am Nordturm handwerklich arbeiten.

Das könnte Sie auch interessieren

Ulm

Schäden in Ostwürttemberg und der Region Donau-Iller halten sich in Grenzen Sturmtief: Umgestürzter Baum in Ulm, demoliertes Windrad in Nattheim

Ein umgestürzter Baum hat am Donnerstagmorgen im Berufsverkehr in Ulm für Staus gesorgt. Der Baum wurde offenbar durch den Sturm entwurzelt und stürzte auf die B28, die Blaubeurer Straße.

Baden-Württemberg

Deutscher Wetterdienst gibt Entwarnung Nach Sturm "Hendrik" in Baden-Württemberg: Lage hat sich beruhigt

Der erste Herbststurm des Jahres hat auch in Baden-Württemberg für Schäden und Verletzte gesorgt. Am Freitag beruhigte sich die Lage laut Deutschem Wetterdienst weitestgehend.

Ulm

Debatte um umstrittene Figur des Schwarzen Melchiors Ulmer Rassismus-Streit soll in Vorträgen aufgearbeitet werden

Der Streit um die Figur des Schwarzen Melchiors aus der Weihnachtskrippe im Ulmer Münster hat im Herbst 2020 hohe Wellen geschlagen. Jetzt soll er in einer Vortragsreihe aufgearbeitet werden.

STAND
INTERVIEW
Timo Staudacher
ONLINEFASSUNG
Rainer Schlenz