Laut Deutschem Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) und Gastwirten ist die Situation dramatisch. Im SWR-Interview belegt Michael Wägerle von der Agentur für Arbeit Ulm die Lage mit Zahlen.
SWR: Ist die Lage wirklich so dramatisch?
Michael Wägerle: Schon vor Corona war es in der Branche schwer, Personal zu finden. Köche zum Beispiel. Viele Mitarbeiter haben die in Corona-Zeiten unsichere Branche dann verlassen, sich neu orientiert und fehlen jetzt. Das zeigt auch der Blick auf den aktuellen Stellenmarkt. Im Gastgewerbe waren im letzten Monat über 200 Stellen zu besetzen. Das sind ungefähr dreieinhalbmal soviel wie im Vorjahr. Dazu kommt, dass die Personalnachfrage im Ulmer Agenturbezirk insgesamt wieder ein sehr hohes Niveau erreicht hat. Im Stadtkreis Ulm, dem Alb-Donau-Kreis und im Landkreis Biberach waren über alle Branchen hinweg nahezu 6.000 Stellen offen. Das entspricht einem Plus von 40 Prozent.

Mehr als 200 Kellner, Köche und Aushilfen werden also gesucht. Allein in Ulm, im Alb-Donau-Kreis und im Kreis Biberach. Gibt es denn eine Möglichkeit, diese offenen Stellen mit Studierenden oder Flüchtlingen zu besetzen?
Insgesamt fordert das Hotel- und Gaststättengewerbe für den beruflichen Einstieg wenige spezifische Anforderungen. Damit spricht es viele unterschiedliche Bewerber an. Es könnte für Menschen das Richtige sein, die in Randzeiten arbeiten oder ihr Deutsch verbessern wollen. Unserer Meinung nach ist ein wichtiges Einstellungskriterium, dass man den richtigen Service- und Teamgedanken mitbringt.
Wie kann man das generell wieder attraktiv machen, in der Gastronomie zu arbeiten?
Laut des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung wollen viele, die sich während der Corona-Zeit neu orientiert haben, nicht mehr in die Branche zurückkehren. Aber es gibt viele Möglichkeiten zu zeigen, wie attraktiv die Arbeit im Hotel- und Gastgewerbe sein kann. Beispielsweise haben wir aktuell die Praktikumswochen - auch in Baden-Württemberg. Da geht es darum, jungen Menschen im Zuge der Berufswahl Praxiserfahrungen anzubieten. Laut einer aktuellen Auswertung interessieren sich übrigens deutlich mehr Schüler für ein Praktikum im Hotel- und Gaststättengewerbe, als es dort Praktikumsstellen gibt.