In der Küche von Hildegard di Natale, Chefin des Neu-Ulmer "Restaurant im Glas", geht es um die Mittagszeit heiß her. Frauen schnippeln Gemüse, braten Fisch und rühren Dips. Alles fürs Catering. Im Gastraum selbst nämlich gibt es nichts zu essen. Der ist eine Großbaustelle: Bald soll es hier drin anders zugehen. Di Natale: "Weil der Mangel an Servicekräften da war, haben wir einfach umstrukturiert. Wir bieten unsere Waren jetzt in Vitrinen an. Kein Service mehr am Tisch."

Das heißt für den Gast: Selbstbedienung. "Die Gäste kommen zur Vitrine, der Gast hat jetzt keine Speisekarte mehr, er bestellt per Tablet. In der Küche wird das Gericht dann aufs Teller gesetzt und der Gast holt es wieder ab." Es gebe auch keine Getränke mehr im Glas - nur noch in Flaschen. Die der Gast auch mit zu seinem Platz nimmt.
"Durch diese Pandemie musste sich mein Personal andere Jobs suchen. Die Kurzarbeit hat nicht mehr gereicht, die Aufträge sind ausgeblieben."
So spart Di Natale Personal. Notgedrungen. Vor Corona hatte sie 20 Angestellte. Die meisten sind jetzt weg: "Durch diese Pandemie mussten sie sich andere Jobs suchen. Die Kurzarbeit hat nicht mehr gereicht, die Aufträge sind ausgeblieben." Jetzt seien sie in anderen Bereichen untergekommen. Nicht mehr in der Gastronomie. "Uns ist es einfach zu gefährlich, die da wieder wegzuholen, weil wir nicht wissen, wie es bei uns weitergeht."
Personal für Eisdiele und Restaurant gesucht
Auch Gastwirt Antonio Malizia hat Köche, Kellner und Mitarbeiter an der Theke verloren. Er sucht jetzt händeringend Personal. Er hat Anzeigen geschaltet und wirbt in den sozialen Medien für einen Job in seinem Neu-Ulmer Restaurant "Michelangelo" und in seiner neu eröffneten Eisdiele in Ulm. "Es gibt schon Leute, die arbeiten möchten, aber keine qualifizierten. Und nur Tellerwäscher brauche ich nicht. Ich brauche schon Leute, die verkaufen können, bedienen oder einen Eisbecher vorbereiten."
Aktuelle Corona-Regeln Gastronomie und Corona: Antworten auf die wichtigsten Fragen
Seit dem Wochenende gilt: In der Gastronomie und Hotellerie des Landes Baden-Württemberg gilt keine Maskenpflicht mehr.
Gute Leute zu finden, sei schwer. Er kann nachvollziehen, was ausgebildeten Köchen und Gastronomiemitarbeitern zurzeit durch den Kopf geht: "Die Angst ist einfach: Was ist, wenn jetzt nochmal eine Coronawelle kommt? Wenn die Gastronomie schließen muss und es keine Arbeitsplätze mehr gibt. Dann sind wir wieder ohne Arbeit."
Im Café-Restaurant "Stadthaus" füllen Aushilfskräfte Personallücken
Das Café "Stadthaus” von Christian Becker hat eine Premiumlage, direkt am Ulmer Münsterplatz. Doch auch dort, so Becker, sei alles auf Kante genäht - was das Personal angeht. Während des Lockdowns sind auch bei ihm Angestellte in andere Berufe abgewandert.

An den gewohnten Öffnungszeiten will er trotz des Personalmangels festhalten: "Im Moment haben wir die Öffnungszeiten noch nicht anpassen müssen, weil wir noch Aushilfskräfte haben, mit denen wir diese Lücken füllen können." Über die Sommermonate könne er das noch abdecken. "Aber es ist auch schwierig in die Zukunft zu gucken. Wir wissen ja nicht, wie sich die Situation im Winter entwickelt. "Kündigen tut keiner gerne."