Ein Junge schaut über einen bunten Bretterzaun - die Hälfte der Mongolen lebt in der Hauptstadt Ulaanbaatar, viele auch in Vorstadtvierteln, den sogeannten Ger-Distrikts.

Junge Demokratie zwischen Tradition und Aufbruch

Ausstellung mit Kontrasten: Stadthaus Ulm zeigt Fotografien aus der Mongolei

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Autor/in
Katja Stolle-Kranz
Katja Stolle-Kranz

Die Mongolei ist ein Land voller Kontraste zwischen Tradition und dem Aufbruch in die Moderne. Nicht nur das zeigen die Fotografien einer neuen Ausstellung im Stadthaus Ulm.

Karge Landschaften, Nomaden ziehen durch die Steppe - dieses Bild verbinden viele mit der Mongolei. Kaum jemand weiß, wie groß dieses Land ist. Und, welchen Wandel die junge Demokratie bis in die moderne Metropole Ulaanbaatar bis heute durchlebt hat. Was die Mongolei prägt und ausmacht – das zeigt das Stadthaus Ulm seit Freitag in seiner neuen Ausstellung "Mongolei. Zeitgenössische Fotografien".

Fotografien aus der Mongolei zeigen Gegensätzliches

Die Zehn Künstlerinnen und Künstler - davon neun aus der Mongolei - haben überraschend Gegensätzliches ins Visier genommen. Ein Motiv, was sofort auffällt: Der Kopf eines jungen Mannes im Großformat – seine Augen sind geschlossen – sein Mund ist weit aufgerissen. Dass er schreit, bleibt uns akustisch verborgen. Doch seine stark angespannten Halsadern verraten es. Das Motiv wurde auf 5 x 4 Meter an eine Ausstellungswand plakatiert.

Der Kopf eines jungen Cannabis-Konsumenten im Großformat. Das Motiv stammt aus einem Streetart-Projekt der mongolischen Künstlerin Agnuush.
Der Kopf eines schreienden jungen Mannes im Großformat. Das Motiv stammt aus einem Streetart-Projekt der mongolischen Künstlerin Agnuush.

Eine mongolische Street-Art-Künstlerin hat das Plakat mit Männerkopf "Blurred Lines – unscharfe Linien" genannt. Der Mann ist Cannabis-Konsument, verabreicht sich die Droge aus medizinischen Gründen. Die Künstlerin hat ihn und andere für eine illegale Plakat-Aktion fotografiert. Es ist eine Art Aufschrei der Mitmachenden gegen die Ungerechtigkeit, dass in ihrem Land jeglicher Konsum der Hanfpflanze, egal aus welchem Grund - hart bestraft wird.

Traditionelles - jedoch abseits der Klischees

Daneben finden sich Aufnahmen mit Szenen von mitunter klischeebehafteten mongolischen Pferderennen. Der Wind weht durch zottelige Mähnen. Eine Schar von Kindern schaut zu. Doch wer genau hinschaut, entdeckt mehr, so Kuratorin Katharina Menzel-Ahr beim Rundgang durch die Ausstellung: "Der eine kleine Junge scheint währenddessen mit seinem Handy zu daddeln. Ich mag diese kleinen Brüche mit den Erwartungen, die man so hat. Auch das andere Bild von diesem Mönch mit der Leiter. Eigentlich ein klassisches Bild, wie man das auch in einem Reiseführer findet. Aber dann guckt man sich die Turnschuhe an, und die sind halt knallblau."

Ein buddhistischer Mönch im bekannten mongolischen Kloster Gandan - er ist noch ein Kind.
Ein buddhistischer Mönch im bekannten mongolischen Kloster Gandan - er ist noch ein Kind.

Unikate - Fotos mit Kohlepuler auf Jurtenstoff

Die Fotoschau auf zwei Stockwerken des Stadthauses lebt von Kontrasten. Das hat die franko-kanadische, heute in Berlin lebende Künstlerin Nathalie Daoust schon immer gereizt. Schon einmal war sie in Ulm mit Bildern aus Nordkorea zu Gast. Jetzt inspirierte sie die Ausstellung durch ihre Kontakte zu den mongolischen Fotokünstlerinnen und -künstlern.

Bei ihren Aufnahmen von Nomaden, etwa die eines Mannes mit Kind auf dem Schoß - versucht sie, die Grenzen der Fotografie durch Experimentelles zu erweitern, in dem sie ihre Motive mit Rohkohle auf dem textilem Material des Jurtenstoffs druckt. "Sie hat also ihr eigenes Verfahren entwickelt. Das heißt, Bilder, die wir von ihr hier zeigen, sind absolute Unikate, sehr kostbar, sehr empfindlich", so Menzel-Ahr.

Foto-Ausstellung greift auch Umweltverschmutzung auf

Für Kuratorin Katharina Menzel-Ahr steht dahinter nicht nur die Anspielung auf den Reichtum der Mongolei an Bodenschätzen - etwa in der Wüste Gobi. Sondern auch jener Hinweis auf das Problem der Umweltverschmutzung und die Gesundheitsschäden, die durch das Heizen mit Rohkohle hervorgerufen werden. Etwa am Stadtrand von Ulaanbaatar, wo Nomaden Zuflucht suchen, weil der Klimawandel ihren Lebensraum in den Steppen der Mongolei zerstört.

Gleich mehrere der Fotografinnen und Fotografen haben sich um diese Viertel gekümmert, weil sich "hier natürlich, der Wandel der mongolischen Gesellschaft besonders gut visualisieren lässt", so die Kuratorin.

Die Ausstellung wird mit Führungen begleitet. Am 11. Oktober ist Mongolei-Experte Tobias Schauf mit einem Vortrag dort zu Gast. 

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