Der Landkreis Günzburg leidet unter dem zunehmenden Flüchtlingsstrom, Interview mit Landrat Dr. Hans Reichhart (Foto: Pressestelle, Landratsamt Günzburg)

Containerdörfer und Traglufthallen

Landkreis Günzburg: Unterbringung von Flüchtlingen "sehr große Herausforderung"

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Der Landkreis Günzburg muss - wie andere Landkreise in Bayern auch - in den kommenden Wochen besonders viele Flüchtlinge aufnehmen. Wo können sie noch untergebracht werden?

Im Landkreis Günzburg werden in nächster Zeit viele Geflüchtete ankommen. Das liegt daran, dass der Regierungsbezirk Schwaben insgesamt weitere 2.500 Schutzsuchende zugewiesen bekommt. Hintergrund ist, dass Bayern bisher im Bundesvergleich zu wenige Flüchtlinge aufgenommen hat. SWR Aktuell hat den Landrat des Landkreises Günzburg, Hans Reichart (CSU) dazu interviewt.

SWR Aktuell: Wie dramatisch ist die Lage im Landkreis Günzburg?

Hans Reichart: Na zunächst mal ist die Lage bei uns tatsächlich sehr herausfordernd. Wir bekommen aktuell ohnehin 20 neue Asylbewerber pro Woche zugewiesen. Nunmehr kommen noch mal 50 pro Woche dazu. Das heißt, es sind am Schluss 70 Menschen, die wir jede Woche neu unterbringen müssen. Und das stellt uns tatsächlich vor sehr, sehr große Herausforderungen.

SWR Aktuell: Was passiert im Moment? Haben Sie jetzt gerade noch genügend Wohnungen? 

Wir haben aktuell noch Wohnraum vorhanden. Allerdings wird es jetzt knapp, so dass wir überlegen müssen, was wir machen. Wir wollen auf jeden Fall vermeiden, dass wir Turnhallen in Beschlag nehmen müssen. Denn wir wollen einfach einerseits für die Menschen, die zu uns kommen, ein anderes Umfeld als eine Turnhalle zum Leben, andererseits aber auch gerade unseren Kindern und Jugendlichen jetzt nicht schon wieder die Sporthallen wegnehmen. Deswegen planen wir jetzt aktuell Containerdörfer. Wir planen aktuell auch weitere Maßnahmen, einfach um mit der großen Menge an Leute, die zu uns kommen, auch umgehen zu können. 

SWR Aktuell: Wohncontainer sind aber offenbar gerade schwer zu bekommen?

Reichart: Wir hätten Wohncontainer. Wir können sie auch dementsprechend nutzen. Das heißt, bei uns werden auch in den nächsten Wochen tatsächlich sehr, sehr viele Wohncontainer aufgebaut werden. 

SWR Aktuell: Und wo stellen Sie die hin? In Ulm ist gerade eine große Diskussion, in welchen Ortsteilen Container an welchen Stellen aufgestellt werden können.

Reichart: Wir haben Platz, wir haben verschiedene Liegenschaften, wir haben auch die Möglichkeit, sie entsprechend zu verteilen. Und uns ist eines wichtig bei uns im Landkreis: Wir wollen eine gerechte Verteilung in allen Kommunen erreichen. Wir haben Kommunen, die aktuell schon sehr, sehr stark belastet sind. Wir haben auch Kommunen, die noch kaum bis keine Asylbewerber bei sich untergebracht haben. Und insoweit haben wir auch schon mit diesen Kommunen Kontakt aufgenommen und werden dort einfach jetzt neue Angebote, neue Unterbringungsmöglichkeiten schaffen. 

SWR Aktuell: Sie haben auch von weiteren Maßnahmen gesprochen neben den Containern, welche sind das?

Reichart: Wie gesagt, wenn jetzt pro Woche 70 neue Menschen zu uns kommen, dann können wir das auch eine Zeit lang tatsächlich über Container kompensieren. Aber irgendwann stoßen wir auch hier an die Grenze und dafür planen wir, aktuell auch Traglufthallen oder sonstige Hallen schon mal zu sichern, zu errichten, einfach um auch dann für die erste Not, schon mal eine Unterbringung, eine Unterkunft gewährleisten zu können. 

SWR Aktuell: Können Sie abschätzen, ab wann das der Fall sein wird? Also wenn Sie jetzt von diesen 70 pro Woche ausgehen, reden wir von Traglufthallen dann in einem Monat in zwei Monaten oder einem halben Jahr? Im Moment ist es noch ziemlich kalt. 

Reichart: Also hoffentlich tatsächlich gar nicht. Das ist ja das, was wir in der Hinterhand behalten, so wie andere ihre Turnhallen. Das heißt, wir planen eigentlich, dass sie wir sie nie einsetzen müssen. Das wäre unser größte Wunsch. Und wir hoffen auch, dass wir tatsächlich jetzt mal in diesem ersten halben Jahr ohne dementsprechende Maßnahmen auskommen, da wir dort tatsächlich über Containerdörfer, über weitere Unterkünfte, die wir im Laufe des Jahres noch anmieten werden, über die Runden kommen werden. Was dann passiert, da müssen wir tatsächlich mal schauen.

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