
Dem neuen Generalmusikdirektor Felix Bender ist das Operndebüt am Theater Ulm geglückt. Das komplette Orchester spielt mit Verve und das rund 30-köpfige Ensemble des Musiktheaters brilliert in der frischen Inszenierung der jungen Gastregisseurin Rahel Thiel. Mit Mozarts "Opera buffa", ihrem Hausdebüt, setzt sie in dem komplexen Verwirrspiel vor allem auf die Psychologie der Figuren.
GMD Felix Bender: "Etwas Besseres kann man sich gar nicht wünschen!"
Schon die weltbekannte Ouvertüre ist ein Genuss. Dann wird der üppige Kronleuchter, eine der wenigen Requisiten auf der beinahe leeren Bühne hochgezogen und der Hochzeitstag im Schloss des Grafen Almaviva nimmt seinen verwirrenden Lauf. Mit einem brillanten Musiktheaterensemble, freut sich der neue Generalmusikdirektor Felix Bender bei seinem Ulmer Operndebüt.
"Ich finde, wir haben ein sehr spielfreudiges, hochmotiviertes Sängerensemble".
Die Stimmen, so Bender weiter, passten wirklich sehr gut zusammen. Jede Arie und jedes Rezitativ sei eine eigene kleine Welt. "Und wenn man mit 'Le Nozze di Figaro' debütieren kann, ich glaube, etwas Besseres kann man sich gar nicht wünschen."

Die Ulmer Sopranistin Maria Rosendorfsky gibt die pfiffige Braut Susanna im grünen Kleid mit Kammerzofenschürze. Und der frühere Barbier Figaro, Kammerdiener des Grafen, wird von Martin Gäbler überzeugend verkörpert. Das Theater Ulm verzichtet bewusst auf historische Kostüme. So stöckelt auch Maryna Zubko als kokette Gräfin im beigen Kostüm der Fünfzigerjahre über die Bühne und räkelt sich auch mal frivol in ihrem rosaroten Pelz.
Schmaler Grat zwischen Komödie und Tragödie
Zeitlos wünscht es sich die junge Gastregisseurin Rahel Thiel und erklärt "Figaros Hochzeit" zum absoluten Glücksfall.
"Weil tatsächlich dieses Stück vollkommen ist. Musik und Libretto, alles passt so gut zusammen. Und das macht es einer Regisseurin sehr, sehr einfach, die Inspiration zu finden."
Dabei stehen die Charaktere der Menschen aus Fleisch und Blut für sie im Mittelpunkt, ihr Lieben und Leiden. Denn diese "Opera buffa" ist nicht nur eine Komödie, "sondern eben auch ganz, ganz klar eine Tragödie. Und der Grat dazwischen ist sehr, sehr schmal," meint die Regisseurin zu ihrer ersten Mozartoper.

Ulmer Zuschauerin: "Es ist total spannend und irrsinnig witzig".
Pandemiebedingt ist das Große Haus nur halbvoll, doch das tut der Begeisterung des Ulmer Premierenpublikums keinen Abbruch. "Ich bin hin und weg von dieser Inszenierung und natürlich immer wieder von Mozart. Gerade die Hochzeit des Figaro ist voller schöner Musik", sagt ein Opernfan aus Illertissen. "Ganz hervorragend, dass man große Oper wieder machen kann", findet eine Ulmerin.
"Endlich wieder Mozart zu hören, wenn man so ausgetrocknet ist, das hat mich erstmal nur zu Tränen gerührt"
Und noch so ein Satz, der von der Begeisterung der Premierenbesucherin zeugt: "Sie haben es so super lebendig gemacht und die Regie war so super. Es ist total spannend und irrsinnig witzig. Wirklich, ich kenne nichts, was noch toller ist."
Was ein glücklicher Tag hätte werden können, wird zum tollen Tag. Denn bei der Hochzeit von Figaro und Susanna beansprucht Graf Almaviva das mittelalterliche "Recht der ersten Nacht". Aus diesem Stoff entspinnt Wolfgang Amadeus Mozart sein Meisterwerk, das auch 235 Jahre nach seiner Uraufführung aktuell und berührend ist. Liebe, Treue und Eifersucht, die verwirrende Macht der Gefühle und das strittige Machtverhältnis zwischen den Geschlechtern prägen unser Leben auch heute.