Wenn der Architekt Max Dudler von seinen Visionen für das neue Theater-Viertel in Ulm erzählt, hält ihn nichts auf dem Stuhl der kleinen Bühne im oberen Foyer des Theaters Ulm. Begeistert tritt er direkt vors Publikum und schwärmt von einer Architektur, die an Geschichte und Tradition anknüpft und "gleichermaßen zeitlos ist und die Moden überdauert." Dafür hat er sich von den unterschiedlichsten Gebäuden inspirieren lassen. Etwa von mittelalterlichen Burgen, Patrizierhäusern, kleinteiligen Dachlandschaften oder von mittelalterlichen Siedlungsstrukturen. "Und natürlich von den wunderschönen Giebelhäusern, die es in manchen Ulmer Stadtteilen noch gibt. All das wollte ich in meinen Entwurf für einen neuen Gebäudekomplex einfließen lassen, der für alle Generationen sein soll."
Ein modernes Theater-Viertel als Treffpunkt
Der neue Gebäudekomplex soll in direkter Nachbarschaft zum Theater Ulm entstehen. In Anbindung an das bestehende sechseckige Haupthaus soll damit ein zeitgemäßes Theater-Viertel geschaffen werden. Das wünscht sich auch der Intendant des Ulmer Theaters, Kay Metzger: "Das ist unser großes Leuchtturm-Projekt, um allen neuen Anforderungen gerecht zu werden." Der Neubau sei notwendig geworden, um ausgelagerte Spielstätten wieder in die Nähe des Theaters zu holen und neuen Anforderungen gerecht zu werden.

Kinder- und Jugendtheater braucht neue Adresse
Das Kinder- und Jugendtheater ist derzeit in einer ehemaligen Turnhalle im Hans und Sophie Scholl-Gymnasium in Ulm untergebracht. Die gemeinsame Nutzung des Gebäudes mit anderen Gruppierungen erschwere einen professionellen Theaterbetrieb, hieß es auch im Vorfeld von Seiten des Gebäudemanagements der Stadt Ulm. Die Spielstätte sei außerdem nur schwer zu finden, so Ulms Baubürgermeister Tim von Winning. Man habe es sich nicht leicht gemacht, unter den vielen Bewerberentwürfen "den richtigen" für Ulm zu finden. Max Dudler und Team hätten da genau den richtigen Nerv getroffen, um für hier etwas Besonderes zu schaffen.
"Außerdem ist die Spielstätte im rückwärtigen Bereich der Schule nur schwer zu finden - eine Adresse hat das Kinder- und Jugendtheater deshalb nicht."

Der Entwurf: Ein Giebelhaus für das Theater Ulm
Geplant ist ein hoher, mehrgeschossiger Giebelbau, der an die Reichsstadt Ulm erinnert. Bereits im Sommer konnte sich das Berliner Architekturbüro mit seinem Entwurf im Rahmen eines ausgeschriebenen Wettbewerbs der Stadt Ulm durchsetzen. Grundlegendes Ziel der Überlegungen des Architekten Max Dudler war es, ein Gebäude zu schaffen, das die jeweilige Identität und Autonomie der beiden Theater sichtbar macht: "Das neue Kindertheater wird zur respektvollen Ergänzung des Bestandstheaters von 1969 und ergänzt das Ulmer Stadtbild um ein markantes Gebäude", so Dudler.

Neuen Anforderungen gerecht werden
Die praktizierte Spielweise des Theaters Ulm mit vielen neuen Aufführungen verursacht zu Beginn jeder Spielzeit zudem einen hohen Druck auf die Werkstätten und die Belegung der Hauptbühne, so der Ulmer Intendant Kay Metzger. Über die Jahre hätten sich zudem auch Konstruktion und Größe der Bühnenbilder geändert. Dies und die verändernden Sicherheitsanforderungen in den Werkstätten offenbarten erheblichen Platzmangel in den Werkstätten. Zudem sollen zwei der aktuell ausgelagerten Proberäumen und Lagerflächen im geplanten Anbau integriert werden.
Mehr Platz für Instrumente
"Der Orchesterproberaum ist für das aktuelle Orchester viel zu klein und zu niedrig, so dass dort nur personell eingeschränkte Proben möglich sind", so Intendant Kay Metzger. Das Raumvolumen müsse daher, um eine optimale Akustik zu erreichen und um die Musiker vor Hörschäden zu bewahren, auf das etwa dreifache vergrößert werden. All dies soll sich mit dem geplanten Erweiterungsbau ändern. Laut einer Mitteilung der Stadt Ulm, soll mit dem Bau des 30 Millionen-Projektes 2024 begonnen werden. Wenn der Zeitplan gelingt, soll die Fertigstellung 2027 sein.