Läuft alles nach Plan, könnte mit der ersten der vier Abbruchvarianten möglicherweise im Herbst 2027 der Verkehr über die neue Gänstorbrücke zwischen Ulm und Neu-Ulm rollen. Für diese Variante hatten sich bei der Vorstellung der Pläne für den Ersatzneubau am Dienstagnachmittag auch der Neu-Ulmer Stadtbaudirektor Markus Krämer und der Ulmer Baubürgermeister Tim von Winning ausgesprochen. Sie sei zwar mit fünf Millionen Euro Abbruchkosten die teuerste sowie planerisch und technisch aufwändigste Variante, gehe jedoch am schnellsten und verspreche den größten Gewässerschutz, hieß es dazu. Außerdem ermögliche diese Variante einen teilweisen Abbruch von oben und sei daher am wenigsten durch mögliche Hochwasser gefährdet.
Knapp ein Jahr für Abbruch der alten Gänstorbrücke
Die Abbruchpläne sehen vor, den kompletten Verkehr zuerst auf eine Seite der alten Brücke umzuleiten, während die andere Hälfte der Brücke abgebrochen und neu gebaut wird. Anschließend ist die andere Brückenhälfte an der Reihe. Je Seite wird dies etwa fünf Monate dauern. Der Neubau soll nach der jetzigen Entwurfsplanung im ersten Halbjahr 2024 beginnen, die neue Gänstorbrücke soll im Herbst 2027 fertig sein. Bei früheren Planungen war die Fertigstellung für 2025/26 angedacht.

Neue Gänstorbrücke "genauso schlank und elegant wie die alte"
Der Neu-Ulmer Stadtbaudirektor Markus Krämer sagte bei der Vorstellung der Pläne am Dienstagnachmittag, die neue Brücke werde genauso elegant und schlank aussehen wie die alte. Der entscheidende Unterschied sei, dass es künftig jeweils einen separaten Geh- und Radweg mit je fünf Metern Breite auf beiden Seiten geben werde. Zudem könne bei Bedarf eine Straßenbahn in der Mitte fahren.
"Unter der Brücke gibt es mehr Platz, das heißt, wir haben die Möglichkeit die Radwege auf beiden Seiten etwas höher zu führen."
Gänstorbrücke: Städte Ulm und Neu-Ulm teilen sich die Kosten
Zur Kostenverteilung und zu den Baukosten nahm der Ulmer Baubürgermeister Tim von Winning Stellung: Da in der Mitte der Donau die Landesgrenze verlaufe, teilten sich die Städte Ulm und Neu-Ulm die Kosten. Man gehe derzeit davon aus, etwas mehr als 30 Millionen Euro für den Ersatzneubau der Gänstorbrücke zu benötigen.
"Ob es dann bis 2027 dabei bleibt, ist tatsächlich realistisch nicht zu sagen."
In den geschätzten Gesamtkosten von 30,3 Millionen Euro ist laut Michael Jung, Hauptabteilungsleiter Verkehrsplanung und Straßenbau Ulm, ein Puffer eingeplant, um mögliche Baupreissteigerungen, wie derzeit beim Stahl, abzufedern. In ersten Planungen für den Wettbewerb um den Brückenneubau war von Kosten in Höhe von 20 Millionen Euro die Rede.

2024 könnten Aufträge für neue Gänstorbrücke vergeben werden
Seit März 2021 planen Ulm und Neu-Ulm die Entwürfe für Abriss und Neubau der Gänstorbrücke. Der Bauausschuss des Neu-Ulmer Stadtrates befasst sich in 14 Tagen mit der Entwurfsplanung. Wenn die Entscheidung über die Abrissvariante fest steht, seien Anfang 2022 die ersten Schritte im Genehmigungsverfahren denkbar. Danach könnte Mitte 2023 mit der Ausführungsplanung begonnen werden. Im ersten Halbjahr 2024 ist geplant, die Aufträge europaweit auszuschreiben und zu vergeben.
Gänstorbrücke: geschichtsträchtig und verbindend
Die Gänstorbrücke verbindet die Städte UIm und Neu-Ulm. Sie ist eine der ersten Spannbetonbrücken in Deutschland und inzwischen 71 Jahre alt. In den 1980er Jahren wurden erste Baumängel sichtbar, seit drei Jahren dürfen schwere Lastwagen nicht mehr über die Brücke fahren. Die Sperrung wird unter anderem durch Fahrbahnsperrungen, Schranken und Videoüberwachung durchgesetzt. Dennoch fahren täglich an die 25.000 Fahrzeuge über die Brücke.